Montag, 19. März 2007
6 Jahre Mediengestaltung – ein Resüme
[Eine kleine Gruppe Menschen sitzt im Kreis auf Holzstühlen, die Sonne fällt durch den langen Riss im schweren, grünen Vorhang und macht die vielen kleinen Staubkörner in der Luft sichtbar. Es riecht nach altem Holzmobiliar, Instantkaffe und Fruchtgummi. Eine junge Frau erhebt sich von Ihrem Stuhl, blickt unsicher umher und räuspert sich.]
Junge Frau: Hallo, mein Name ist serotonic, und ich bin Mediengestalter für Digital- und Printmedien, Fachrichtung Mediendesign, nonprint.
Gruppe: Hallo, serotonic.
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Es ist noch nicht lange her, da gingen meine Bewerbungen auf eine Ausbildungsstelle als Mediengestalter durchs Land. Es ist noch nicht lange her, da machte ich meinen Abschluss als Mediengestalter. Es ist noch nicht lange her, dass ich mich als Mediengestalter selbstständig machte. Aber doch sind es schon insgesamt fast 6 Jahre Mediengestaltung, die nicht nur mein Berufsleben prägen. Zeit für ein Resümee, wie die liebe Pia und ich feststellen mussten. Anfangen will ich aber ganz von vorne: Wie bin ich überhaupt darauf gekommen, Mediengestalter zu werden? Wie gestaltete sich mein Einstieg ins Berufsleben? Und wie geht es mir jetzt mit dieser Entscheidung? Lesen Sie hier nach und nach ein Resümee in 7 Teilen.
Schule und Schulabschluss:
Ich war eine grottenschlechte Schülerin. Während meiner Zeit auf dem Gymnasium glänzte ich mit Zeugniss-Durchschnittsnoten rund um die Note „Ausreichend“, blieb in der neunten Klasse sitzen, schaffte die zweite Runde mit Ach und Krach und vollendete das zehnte Schuljahr wiederum versetzungsgefährdet. Zeit, die Notreißleine zu ziehen und diese Schule zu verlassen. Die Wahl der weiterführenden Bildung fiel auf eine Schule, auf der ich meine Fachhochschulreife Fachrichtung Gestaltung erwerben konnte. Der Unterrichtsstoff war, gemessen an den Anforderungen des Gymnasiums, ein Witz, und so brachte ich die zwei von einem Jahrespraktikum begleiteten Schuljahre recht ansehnlich hinter mich.
Schulabschluss und Ausbildung – irgendwo dazwischen
Nach dem Abschluss war mir erst einmal klar: Ich will schaffen. Arbeiten, Geld verdienen, Schule hinter mich lassen und leben. Das habe ich dann auch getan. Ein Jahr lang arbeitete ich Vollzeit in einer Videothek, und jetzt einmal unter uns, so im nachhinein: Ich habe diesen Job geliebt. Ich habe die Menschen geliebt. Mit den Kollegen zu scherzen, während der Arbeitszeit massenhaft Sekt zu verdrücken und durch die Gänge zu flitzen war eine Freude. Mahnungen schreiben und vergessene Videos telefonisch einzufordern schmeichelte meinem Machtbedürfnis. Dem schüchternen Rentnerpärchen zum ersten gemeinsamen Porno beratend zur Seite zu stehen war erfrischend. Nur war mir klar, dass ich so nicht ewig weitermachen wollte; so schön und spaßig und menschlich spannend der Job auch war, er unterforderte mich, war schlecht bezahlt, stressig für zwei und bar jeglicher Perspektive. Also ließ ich mich vom Arbeitsamt berufsberaten.
Als die gute Berufsberaterin vor meiner Nase saß, meine Unterlagen durchblätterte und auf das Abschlusszeugnis der zehnten Klasse stieß, rief sie auf einmal erfreut aus, ja Mensch, ich hätte doch mal eine Eins in Kunst gehabt, da hätte sie was Feines für mich. Ich ignorierte geflissentlich, dass sie meine Fachhochschulreife Fachrichtung Gestaltung ignorierte, lächelte nett und fragte erfreut, was das denn so schönes wäre, dass es sie in so hell strahlende Aufregung versetzte. Und da hörte ich das erste Mal das Wort, das mein Berufsleben prägen sollte: Mediengestalter! Fachrichtung Mediendesign! Nonprint! Ein ganz neuer Ausbildungsgang, hochmodern, top-marktorientiert und zukunftssicher, jaja, das wäre nicht nur gut, das wäre geradezu für mich gemacht.
Soso, Mediengestalter also, das klang erst einmal gut. Also informierte ich mich weiterführend über das Berufsbild. Weiterführend insofern, dass ich das Wenige, was es zu lesen gab, las und nicht verstand. Nur eines hatte ich verstanden: Das, was ich damals noch für meine kreative Ader hielt, würde benötigt werden und ich könnte nach der Ausbildung einer dieser „Webdesigner“ werden, die mein kürzlich erst für mich entdecktes Internetz so schön bunt machten. Und das wollte ich. Unbedingt.
Und ich bin hochgradig gespannt, wie es denn weitergeht - obwohl schon der Teil der Geschichte beim Berufsberater meine Klischeevorstellungen wieder mal galore bestätigt - da gab es dann den neuen Beruf und dann musste man die Leute ja auch da hin kriegen.
Bleibt die Frage, was eine gute Note in Kunst (die hatte ich auch, aber mit dem Abstand der Jahre kann ich auch sagen, dass das Verhältnis zwischen meiner Kunstlehrerin und mir .. äh .. sagen wir mal: knisterte - wer weiss also woran es lag) mit dem Beruf zu tun hat, der handwerklich umsetzen soll, was die Kreativen geschaffen haben. (Na, wer konnte diesem Kettensatz folgen?) Und was Kunstunterricht in der Schule überhaupt mit Kreativität zu tun hat?
Aber ich warte mal ab, wie es weitergeht - ich bin ja fast sicher, da kommt noch was ...
Jeden Tag gibt es eine Fortsetzung. Vielleicht pausiere ich aber am Wochenende. Dann bitte ich um ein wenig Geduld ;)
Christian:
*nickt mit leicht schiefgestelltem Kopf*: Hallo, Christian!
Ja, ich fürchte, das ist gar kein Klischee. Das ist die bittere Wahrheit.
Aber das mit der Umsetzung dessen, was Kreative geschaffen haben, stimmt so nicht. Die Fachrichtung Gestaltung, also meine, ist ja die, die kreativ arbeiten soll, allerdings schon unter Berücksichtigung vom Handwerklichen. (Ich konnte dem Kettensatz folgen, jaja! :D) Was das aber mit einer Eins in Kunst zu tun haben soll, verstehe ich auch beim besten Willen nicht.
(Erzählte ich eigentlich schon, dass ich, seitdem ich Gestalter bin, nicht mehr male, zeichne, wirklich kreire? Das, was ich meinen Lebtag am liebsten gemacht habe, einfach nicht mehr kann? Muahaha.)
Ex-Cheffe:
Dafür reichen die 7 Folgen leider nicht, aber vielleicht schreib ich ja einen weiteren Fortsetzungsroman – die Personen aus der Zeit sind tatsächlich mehr als ergiebig ;)
TM:
Du hast einen Feedreader in deinen Füßen? Wow! :D
Spaß beiseite: Freue mich sehr, dass du das spannend findest :)
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