Mittwoch, 21. März 2007
6 Jahre Mediengestaltung – ein Resüme (3)
Fahren wir also fort mit der Schilderung einer Ausbildung zum Mediengestalter. Wir befinden uns im letzten Drittel des ersten Lehrjahres und stellen fest, dass die versprochene Zuarbeit der kaufmännischen Azubis immer mehr abnimmt. Wir beobachten, dass die Luft aus dem junge-Menschen-fördern-Sack raus ist und der Druck wächst. Und wir bekommen mitgeteilt, dass die einzige Person, die einem fachlich zur Seite steht und eigentlich ihrer Funktion als Ausbilderin nachkommen sollte, schwanger ist.
Betriebliche Ausbildung zum Mediengestalter – das zweite Jahr:
Es kam, wie es kommen musste: Meine „Ausbilderin“ blieb erfolgreich schwanger und wurde immer runder um die Bauchgegend. Während ihr Bauch heftig wuchs, schrumpfte die Anzahl der Mitarbeiter der Personalberatung auffallend, und so blieb die Zuarbeit der Azubikollegen vollkommen aus. Als Ersatz bekam ein Jahrespraktikant einen PC mit Peripherie und meine neu geborenen Fähigkeiten als Ausbilderin an die Hand. So arbeiteten wir 1 oder 2 Monate, bevor meine Ausbilderin sich anschickte, ihr Kind zu gebären und eine Mutterschaftsauszeit zu nehmen.
Da saß ich nun mit meinem Praktikanten und einer Agentur. Mit laufenden und neuen Projekten, bekannten und neuen Kunden. Mit Projektmanagement, Korrespondenz, Anwender- und EDV-Betreuung. Alleine. Lediglich zum Schreiben der Rechnungen (die ich wohlgemerkt vorbereitete) und zur Arbeitskontrolle kam meine „Ausbilderin“ in den Betrieb – wenn ich Glück hatte, einmal die Woche.
So hatte ich schon zu Beginn des zweiten Lehrjahres mit immensem Druck und hoher Unzufriedenheit zu kämpfen. Ich saugte nebenbei alles Wissen auf, was mir in die Finger kam und war unglaublich frustriert darüber, meine Kreativität und mein Wissen aufgrund von Zeitmangel nicht so einsetzen zu können, wie ich wollte. Sagen wir es einmal so: Auf Sorgfalt und ein Auge für Details wurde weniger Wert gelegt, als auf das minutiöse Ausfüllen der Stundenzettel. Diese Stundenzettel wurden schnell zum regelrechten Spießrutenlauf, jede Viertelstunde wurde diskutiert, als gäbe es kein Morgen mehr.
Aber dann, ja dann, dann kam erst der wirkliche Knüller. Plötzlich stand meine einfach gewonnene, aber mühsam durchkämpfte Ausbildungsstelle auf dem Spiel. Mein Ausbildungsbetrieb baute weiter Stellen ab, die Agentur war noch nicht soweit, einen Azubi mitzutragen, also wurde mir ans Herz gelegt, mich wieder zu bewerben, um meine Ausbildung in einem anderen Betrieb weiterzuführen. Ich hatte also die mündliche Kündigung auf dem Tisch und war am Boden zerstört. Denn von meiner vorherigen Absprungsmöglichkeits-Recherche und aus meiner Ausbildungsklasse wusste ich: Es gibt keine Ausbildungsstellen. Alles vollkommen überlaufen, dicht, keine Chance.
Trotzdem schrieb ich Bewerbungen und begann um meine Ausbildung zu kämpfen. Weinte mir nach einem mal wieder viel zu langen Tag mit viel zu hohem Druck die Augen aus dem Kopf vor Angst, dass die ganze Plackerei umsonst gewesen sein könnte. Seitens meines Ausbildungsbetriebes ließ man mich zappeln, monatelang, und schaute ruhig dabei zu, wie ich eine Agentur schmiss, zur Schule ging, mich privat selbst ausbildete, einen Nebenjob verfolgte und mich erfolglos bewarb. Bis man mir dann, einen Tag vor meinem zweiwöchigen Urlaub, eröffnete, dass ich mich entscheiden könne, ob ich mich weiterhin bewerben wolle, oder als Hauptaufgabe den Vertiebler für die Agentur machen wolle. Ich könne somit meine Ausbildung zumindest pro forma aufrecht erhalten und mir mein Gehalt verdienen.
Man sah sich also außer Stande, meine Ausbildung weiterzuführen, sofern ich nicht via Kaltakquise umsatzsteigernd tätig werden würde. Die Antwort auf dieses Angebot erwartete man nach meinem Urlaub. 2 Wochen später, äußerlich braungebrannt und innerlich käseweiß, sagte ich ja.
;-)
- sicherer Arbeitsplatz auf Lebenszeit,
- Kost und Logis frei,
- keine Sozialabgaben,
- Teamarbeit,
- Training on the Job,
- geregelte Arbeitszeit,
- frische Luft, Sport und musikalische Begleitung bei der Arbeit,
- abwechslungreiche Dienstreisen und
- motivationsfördernde Vorgesetzte.
Schade, dass ich jetzt erst erfahre, wie leidensfähig Frau Sero doch ist :-)
Das niederzuschreiben hat auch ein Gefühl von „Boah, ich hatte schon ganz vergessen, wie schlimm das war“ ausgelöst. Ich neige ja dazu, Intensitäten zu vergessen.
Garvin:
Gerade du weißt doch, wie es ausging ;D
Jagolina:
Bastet seis gedankt mein vergangenes Leben. Das sich zu der Zeit auch so angefühlt hat, wie ein Krimi mit mir in der Hauptrolle.
Ex-Cheffe:
*lach** Schöner Vergleich ;D
Und: Tja, mein lieber Ex-Cheffe, die 3 Jahre haben mich zu einem wahren Fuchs gemacht ;D
: vergessen.
"nothing fades as the future - and nothing cleans like the past"
... zitierte ich letztens schon mal. Weil es wahr ist - wir alle neigen dazu, die Vergangenheit zu filtern, manchmal zu glorifizieren und sie uns zu erleichtern. Ist auch oft besser so, denke ich.
Fuchsfee kommt mir allerdings auch gerade in den Sinn O ;-)
Ja. Oh ja.
(Obwohl es manchmal auch hilfreich ist, sich ein paar Jahre später nochmal ganz tief hineinzustürzen in so eine Zeit, sie noch einmal zu durchleben.)
Ex-Cheffe:
Ah, so ist das also – Fragt sich nun, wer hier der Fuchs ist! ;)
(Fuchsfee … Hat die dann anstatt eines Zauberstabes mit Sternchenspitze einen buschigen Fuchsschwanz am Handgelenk? ;P)
weiblicher Mantafahrer
[-> Opel ->Proll -> Klischee]
ç‹ç‹¸ç²¾ sind Fuchsgeister.
Sowas würde mein Ex-Cheffe NIE, NIEMALS auch nur annähernd mit mir in Verbindung bringen! ;D
Ex-Cheffe:
Hübsch, sehr hübsch. Ein Feld Wissen, das bei mir noch vollkommen weiß auf der Hirnkarte war. Merci!
Aber hier ein alternativer Titelvorschlag: "Desperate Mousewifes". :-)
Teil 1 | Teil 2 | Teil 3Nun haben wir 2 ganze Ausbildungsjahre Ausbildung hinter uns und kommen zum Endspurt. Die großen Unsäglichkeiten sind über uns gekommen und nun verlagern wir unsere Kampfschauplätze ein wenig.Betriebliche Ausbildung zum Medieng
Aufgenommen: Donnerstag, 22. März 2007
Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4Zu der Ausbildung zum Mediengestalter gehören 2 Komponenten: Die betriebliche Ausbildung und die schulische. Wie ich bereits schilderte, war meine betriebliche Ausbildung ein Fiasko. Die Schulische war, abgesehen vom schl
Aufgenommen: Freitag, 23. März 2007
Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4 | Teil 5Wenn man nach einer langen Ausbildungszeit einmal zur Ruhe gekommen ist, kann es passieren, dass man sich fragt: Und, was mache ich jetzt mit meinem Schein? Oder einmal anders gefragt: Was bin ich jetzt eigentlich
Aufgenommen: Montag, 26. März 2007
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Aufgenommen: Dienstag, 27. März 2007