Dienstag, 20. März 2007
6 Jahre Mediengestaltung – ein Resüme (2)
Ohne weitere Umschweife fahre ich nun fort, meine bescheidenen Erfahrungen des Mediengestalter-Werdens festzuhalten. Wer den ersten Teil noch nicht gelesen hat, bekommt hier die Gelegenheit, dies nachzuholen.
Betriebliche Ausbildung zum Mediengestalter – wie alles begann:
Ich versendete also Bewerbungen. Zwei Stück. Auf eine erhielt ich direkt eine Absage, die zweite führte schnell zum Ausbildungsvertragsabschluss – bei einer Personalberatung. „Mit einer was?“ wird sich der eine oder andere nun fragen. Ja, Personalberatung. Wir befanden uns schließlich im Jahre 2001, das Berufsbild des Mediengestalters war neu und ausbildende Betriebe rar gesät. Was war ich ahnungslos damals. Was habe ich noch an den guten Willen von Unternehmen geglaubt, wie tief war mein Vertrauen an die Regeltreue und Aufsichtspflicht der IHK. Und so bekam ich erst schleichend mit, dass ich mich kopfüber in mein eigenes Unglück stürzte.
Betriebliche Ausbildung zum Mediengestalter – das erste Jahr:
Ausbildung in einer Personalberatung also. Diese Personalberatung verfügte über eine eigene „Grafikabteilung“, bestehend aus einer Kauffrau für Bürokommunikation, die während ihrer eigenen, soeben erst vollendeten Ausbildung entdeckte, wie man in WYSIWYG-Editoren Regler schieben kann und somit die firmeneigene Internetzpräsenz gestalterisch betreute. Dies verunsicherte mich keineswegs, wurde diese junge Frau doch als Koryphäe für HTML verkauft und löcherte mich auch beim Bewerbungsgespräch wie eine eben solche. Sicherte man mir doch zu, dass der Mangel an leitend lehrender Fachkompetenz durch ausreichend Freiraum für autodidaktisches Lernen leicht zu kompensieren sei. Autodidaktisches Lernen, das war ganz meins, und das mit dem Freiraum, das nahm ich natürlich auch für voll – wo soll so viel Gestaltungsarbeit in einer kleinen Personalberatung denn schon aufkommen, dass da keine Zeit zum Lernen bliebe?
An meinem ersten Ausbildungstag war ich aufgeregt, neugierig, wissbegierig – und, wie bereits am Rande erwähnt– ahnungslos. Ahnungslos wie ein frisch aus dem Ei gekrochenes Entenküken. Denn kaum hatte ich die Firma betreten, wurde mir freudestrahlend mitgeteilt, dass sich seit dem letzten Gespräch so einiges getan hätte im Hause Personalberatung. Man hätte sich entschlossen, eine Agentur für neue Medien auszugründen, wenn das nicht mal super wäre! Die junge Kauffrau für Bürokommunikation solle die Agentur führen und ich ihre tatkräftige Unterstützung sein, dafür würde man mich sozusagen „ausborgen“, ja, so hätte man sich das vorgestellt. Die anderen, kaufmännischen Azubis der Personalberatung würden auch teilnehmen, das Unternehmen aus der Taufe zu heben, man wolle innovativ sein, uns jungen Menschen eine Chance geben schon früh Großes zu leisten.
Da stand ich also und sah meine schöne Ausbildungszeit schwinden. Aus der Traum vom selbstgelenkten Lernen und Hineinsteigen in die Tiefe diverser Fachbücher, vorbei das Gefühl, den richtigen Schritt gemacht zu haben. Denn da tauchte plötzlich dieser riesige Berg an Erwartungshaltung, Zeitmanagement und Erfolgsdruck vor mir auf. Aber, hey, einer Herausforderung dreht man nicht so schnell den Rücken zu, schon gar nicht, wenn man serotonic heißt, sich etwas in den Kopf gesetzt und keine Ausweichmöglichkeit in der Hinterhand hat.
So verging das erste Jahr recht schnell. Ich lernte verdammt fix, wie man eine Tabelle derart verbiegt und querverschachtelt, dass die Schrift da sitzt, wo man sie haben möchte. Mein wichtigstes Handwerkszeug waren Frames. Ganz nebenbei übernahm ich Teile der EDV- und Anwenderbetreuung der Personalberatung. Freitags waren alle Azubis für das Entleeren von Mülleimern und Hausputz zuständig. Da ich aufgrund meiner früheren Schulbildung schon ein gutes Säcklein Fachwissen mitbrachte, konzipierte ich die Corporate Identity der frisch ausgegründeten Agentur, arbeitete sie in allen benötigten Facetten aus und begann, die Firma als mein Baby zu betrachten. Schon bald kam der erste Auftrag rein und wurde mittels meines vorhandenen Sechstelwissens und hinzugelernten Falschwissens realisiert. Neue, ehrgeizige Projekte wurden gestartet, sogar die Presse wurde aufmerksam.
Und ich musste für mich feststellen, dass das keine Ausbildung war, die ich da machte, sondern ein vollwertiger, gelinde gesagt beschissen bezahlter und absolut unbefriedigender Teilzeitjob. So hielt ich die Augen nach einer Ausweichmöglichkeit offen, doch es bot sich keine. Folglich ergab ich mich in dieses Schicksal, bildete mich nach der Schule oder Feierabend und am Wochenende fort – wenn ich nicht gerade in der Videothek jobbte, was ich drei Mal wöchentlich tat, um meine Miete überhaupt bezahlen zu können. Wenn mir da jemand gesagt hätte: „Du, halt dich fest! Das kommt noch schlimmer!“, dann hätte ich kugelrunde Augen gemacht, irre gekichert und ihn für vollkommen erblödet erklärt. Ich konnte ja schließlich nicht wissen, dass es tatsächlich noch schlimmer kommen würde.
Teil 1 | Teil 2Fahren wir also fort mit der Schilderung einer Ausbildung zum Mediengestalter. Wir befinden uns im letzten Drittel des ersten Lehrjahres und stellen fest, dass die versprochene Zuarbeit der kaufmännischen Azubis immer mehr abnimmt. Wir beo
Aufgenommen: Mittwoch, 21. März 2007
Teil 1 | Teil 2 | Teil 3Nun haben wir 2 ganze Ausbildungsjahre Ausbildung hinter uns und kommen zum Endspurt. Die großen Unsäglichkeiten sind über uns gekommen und nun verlagern wir unsere Kampfschauplätze ein wenig.Betriebliche Ausbildung zum Medieng
Aufgenommen: Donnerstag, 22. März 2007
Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4Zu der Ausbildung zum Mediengestalter gehören 2 Komponenten: Die betriebliche Ausbildung und die schulische. Wie ich bereits schilderte, war meine betriebliche Ausbildung ein Fiasko. Die Schulische war, abgesehen vom schl
Aufgenommen: Freitag, 23. März 2007
Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4 | Teil 5Wenn man nach einer langen Ausbildungszeit einmal zur Ruhe gekommen ist, kann es passieren, dass man sich fragt: Und, was mache ich jetzt mit meinem Schein? Oder einmal anders gefragt: Was bin ich jetzt eigentlich
Aufgenommen: Montag, 26. März 2007
Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4 | Teil 5 | Teil 6Kommen wir nun zu Teil 7 und somit zum letzten dieser Serie: ich war also fertig mit der Ausbildung, hatte den Schein in der Tasche, Zukunftsangst im Bauch und reichlich Bewerbungen verteilt. Und auch bal
Aufgenommen: Dienstag, 27. März 2007