Montag, 7. April 2008
Chronologie eines Kleinereignistages.
- Meine liebe Frau Maki fragt mich am vergangenen Freitag via E-Mail, ob ich heute Zeit hätte, mit ihr eine Wohnung in dem Haus, in welchem das Hause seroposch einst selbst lebte, zu besichtigen.
- Aus unerfindlichen Gründen erhalte ich diese E-Mail nicht.
- Heute Mittag gegen halb 1 fällt beiden Seiten auf, dass wir nicht-kommunizieren, und so kommunizieren wir.
- Ich schaufele im Schweiße meines Angesichtes genau eine Stunde für den Besichtigungstermin frei. Ein Kunde erwartet mein Angebot noch heute.
- Frau Maki und ich sind 5 Minuten zu früh am Objekt.
- 20 Minuten später rufen wir bei der Wohnungsverwaltung an, ob man uns vergessen hätte. Man verspricht, beim Zuständigen nachzuhorchen und uns zurückzurufen.
- Uns frieren die zarten Popöchen ab.
- Wir werden angerufen – der Mann mit Wohnungsschlüssel stände am Bonner Verteiler im Stau und bräuchte noch ein Weilchen.
- Nach kurzer Beratung sind wir uns einig, dass wir noch ein wenig Geduld übrig haben und beschließen, erst tanken zu fahren und anschließend noch einen Bäcker auszurauben. Obwohl wir das für eine Lüge halten, das mit dem Stau.
- Wir teilen dies, ausgenommen unserer Unehrlichkeitsvermutung, der Verwaltungsfrau mit. Sie möchte die Handynummer des schlüsselinnehabenden Zuständigen nicht herausgeben. Sie verspricht aber regen Ereignisaustausch.
- Wir sind ein bisschen genervt.
- Angekommen an der Tankstelle möchte ich halb voll tanken. Da aber unbedingt, jetzt! sofort! jemand an meiner Bitch vorbei möchte, während ich noch fix ein wenig Müll aus der alten Dame räume, tanke ich – eingeschlossen von langsam vorbeifahrenden Fahrzeug – erzwungenermaßen dann doch voll.
- Die Bedienung in der Bäckerei verarscht mich, weil ich ein belegtes Brötchen „toll finde“, anstatt meine Bestellung in die Gegend zu rotzen. Ich mag die Bedienung nicht.
- Ich find nicht nur belegte Brötchen toll, sondern auch einen Milchkaffee zum Mitnehmen. Die Bedienung verarscht mich bei Frage nach passenden Süßungsmitteln erneut. Ich habe entschieden wichtigeres im Kopf, als meinem Nicht-Mögen entsprechend Ausdruck zu verleihen. Das werde ich in Kürze bereuen.
- Im Auto reiche ich den heißen Kaffeebecher in Richtung Beifahrersitz. Weil der Becher eben heiß ist, fasse ich ihn am oberen Rand an.
- Wir stellen fest, dass die Qualitäten der Backstubenbedienung in Kundenverarsche erschöpft ist und ihr Schmalz nicht zum korrekten Verschließen des Kaffeebechers ausreichte. Ich springe quietschend aus dem Auto, während sich Kaffee in dessen Inneres ergießt.
- Die Mittelkonsole, der Fahrersitz und mein Hintern sind trotz bombiger Reaktionszeit ordentlich kaffeenass. Wir riechen ultra-gut.
- Ich habe keine Tücher im Auto, die 0,2 Liter Kaffee aufsaugen könnten. Dafür aber einen richtig heißen Arsch.
- Wir sind genervter.
- Nach erneuter Ankunft am Objekt warten wir.
- Frau Maki verschiebt Ihren nächsten Besichtigungstermin um 20 Minuten.
- Wir warten länger. Die Verwaltungstante nicht-kommuniziert ausgiebig.
- Eine Stunde nach dem eigentlichen Termin erschleiche ich die Handynummer des Schlüsselhabenden unter Zuhilfenahme meiner ungemein geheimen Quellen. Call me 007.
- Frau Maki telefoniert mit dem Schlüsselhabenden. Der sagt ihr, dass er bereits auf dem Wege zum nächsten Termin sei. Natürlich tut ihm das total leid.
- Wir sind stinkesauer. Ich stinke. Ich beschließe, Immobilienmarkler als grundsätzlich stinkend zu bezeichnen.
- Ich schmeiße Frau Maki am Bahnhof raus, damit sie den Zug zum nächsten Besichtigungstermin gerade noch bekommt.
- Ich fahre heim.
- Frau Maki ruft mich an, die zweite Wohnung wäre noch schlimmer als die schon gewohnten Bruchbuden.
- Ich rufe den Kunden an, der mein Angebot heute erwartet hatte. Ich möchte ihm sagen, dass ich ihn nicht vergessen habe.
- Seine Sekretärin teilt mir mit, dass er vor genau 2 Minuten das Büro verlassen hat.
Ich geh mir dann jetzt mal den Kaffee vom Körper waschen und das Angebot fertig schreiben. Der Kunde ist übrigens was? Ja genau: Immobilienmakler. Und die einzige Ausnahme unter all den Stinkern. Garantiert!
Samstag, 5. April 2008
Fürs Protokoll.
Nachdem der Ke ihr Umzugs-LKW am vergangenen Donnerstag recht kurzfristig (= nur ca. 5 Wochen nach ihrem Einzug, *zackwuusch* sachich da!) auch eintraf, gleicht unser gemeinsamer Flur auf faszinierende Art und Weise einer Müllhalde.
Es ist höchst spannend zu sehen, was für unglaublich verstaubte und völlig versiffte Güter jemand nicht nur besitzen, sondern auch schamlos in der Gegend herumstehen lassen kann – während er gleichzeitig unermessliche Putzgeilheit kommuniziert und über den Reinheitsgrad von Fliesen diskutiert.
Außerdem scheint sie ein Lustschloss aus aufeinandergestapelten leeren Kartons im Flur errichten zu wollen, bald kommen wir hier nicht mehr aus der Tür. Da werd icke zum Spießer. Insgesamt juckt mir ganz schön der Klingelfinger. Doo.
Dienstag, 26. Februar 2008
Ein Band sie zu knechten, sie alle zu finden. Ins Putzwasser zu treiben, und ewig zu binden.
Als wir Anno 2004 die Räumlichkeiten bezogen, die wir heute unser zu Hause nennen, da wurde ich von unserer direkten Türnachbarin freundlich während eines Flurgespräches mit den Worten Und hier wird nur geputzt, wenns dreckig ist!
empfangen. Dass sie mir umgehend sympathisch war muss ich wohl nicht erwähnen. Und so wohnten und lebten wir das eine oder andere Jahr friedlich nebeneinander und scherten uns im wahrsten Sinne des Wortes einen Dreck darum, dass man als Frau nunmal Samstag Vormittags bis 12 den gemeinsamen Flur im wöchentlichen Wechselverfahren geputzt haben muss, um vor der Gesellschaft als vollwertig reinliches Mitglied zu bestehen.
Als sie dann im Dezember auszog, um in eine größere Wohnung ein und ihr Kind groß zu ziehen, da hoffte und betete ich inständig um adäquaten Ersatz. Tief in meinem Inneren wünschte ich mir einen wehrdienstverweigernden Junggesellen, der Feudel aus reiner Unwissenheit für Infektionskrankheiten hielte, und diese Etage friedlich mit mir und meinem geringen Bedürfnis, sauber erscheinende Flächen noch sauberer zu wienern, teilen würde.
Vor einigen Wochen begegnete ich dann ihr. Unserer neuen Nachbarin in spe, im folgenden kreativ verkürzend „Ke“ genannt. Ich brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um zu erkennen, dass Ke dem Stamme der pflichtbewussten Altbackenen entstammen musste und mit meinem Wunschjüngling ungefähr soviel gemein hatte wie ein brennender Busch mit einer jungen Wasserschnecke. Und so drückte ich mein Mittzwanziger-Patschehändchen hochinitiativ in ihre Anfang-40er-Hand, um mich mit Vornamen vorzustellen. Freundlich, aber dennoch latent irritiert nannte sie mir erst Nach- dann Vornamen und ergriff diese erste Gelegenheit des Kennenlernens, nahtlos das Thema Putzen anzuschneiden. Natürlich, so von Frau zu Frau. Putzen – ein geradezu idiotensicheres Kennenlern-Thema für Weibchen. Ich war dementsprechend schockiert, erinnerte mich an den zauberhaften Moment meines eigenen Einzuges und verspürte große, nein, unbändige Lust auf Tradition. Geputzt wird, wenns dreckig ist!
strahlte ich sie an, wünschte ihr im selben Atemzuge erfolgreiche Renovierungsmaßnahmen und einen guten Einzug – und verschwand schleunigst in unserer Wohnung.
Nun hat Ke ihre Räumlichkeiten bezogen. Das merkt man daran, dass man nichts merkt. Ke hört ganz offensichtlich keine Musik, Ke lacht nicht laut, Ke hustet noch nicht einmal beim Verlassen ihrer Wohnung. In anderen Worten: Ke macht mir Angst. Bis gestern wusste ich auch nur von ihrem Dasein, da sie morgens den Schlüssel in ihrem Schloss dreht, wenn ich an meinem ersten Kaffee nippe. Gestern dann war der Tag gekommen, an dem der Poschist und ich an ihrer Türe schellten, ihr Brot und Salz zu reichen. Das schwingt vielleicht ein wenig gestrig, aber ich mag diese nette Willkommensgeste und das damit verbundene „Wir sind dir wohlgesonnen und kommunikativ“-Statement. Das mag manipulativ erscheinen. Ist es auch.
Der Poschist hielt also das Brot, ich das Salz (ich habe eine Melone getragen!), und als Ke uns die Türe öffnete, hießen wir sie herzlich willkommen hinter der dicken Mauer unseres Wohnzimmers. Ke freute sich. Ke drückte sich das Brot ans Herz und bedauerte den noch halbrohen Zustand ihrer Wohnung, der es ihr nicht erlaubte, uns hereinzubitten, und lachte laut und herzlich. Wir freuten uns. Über ihre Freude, über Ke, und darüber, dass auch wir weiter laut lachen würden dürfen. Und dann sprach Ke das Putzen an. Also wie das denn jetzt konkret wäre. Das mit dem Putzen. Ich war noch damit beschäftigt, mit dem Lachen aufzuhören, da drangen folgende Worte an mein Ohr, Worte, die ich nie vergessen werde können und die mir die mögliche Tragweite weiblicher Verbindlichkeits- und Reinheitsbedürfnisse in gnadenloser Schärfe aufzeichneten. Ke fragte, nicht ohne einen gewissen Stolz:
Sollen wir da ein Bändchen hin- und hergehen lassen? Dann wissen wir immer, wer dran ist!
Ein Bändchen! Hin- und hergehen lassen! Zum PUTZEN! Der Poschist und ich konnten nicht umhin, uns für einen Moment fassungslos anzustarren. Das sind so Momente, in denen ich diesen Mann vom Fleck weg abknutschen könnte, denn er begann, breit zu lachen. Und so, mit dieser lachenden Begleitung, fiel es mir nicht schwer, mein Statement ob des unkomplizierten Flurputzens zu erneuern. Ich referierte dann wegen Kes leicht verlorenen Gesichtsausdruckes noch ein wenig in Nebensatzform über Selbstständigkeit, chronischen Zeitmangel und anderen Prioritäten im Leben, bevor mein Poschist das Thema galant auf die noch einzurichtenden Kommunikationsmittel lenkte, und mich somit von meinem Schreckgestammel erlöste. Wenige Minuten später hatten wir uns dann endgültig ausreichend verkrampft im Dreieck angelächelt, und gingen wieder unserer Wohnungen, wo der Poschist und ich uns erst einmal geradezu körperlich von dem Schreck erhohlen mussten.
Ich glaube, wir werden noch viel Spaß mit Ke haben.
Dienstag, 19. Februar 2008
Maredo, die Fortsetzung
Nachtrag hierzu: Soeben rief mich der Betriebsleiter des Bonner Maredos höchstpersönlich (uiuiui! ;)) an, entschuldigte sich für die Vorkommnisse und versicherte mir, dass das, was wir in seiner Lokalität erlebten, unverzeihlich wäre und keinesfalls seinem Verständnis von Gastgebertum entspräche.
Interessant ist allerdings, dass er mir bestätigte, dass guter Curry-Ketchup tatsächlich das ist, was bei Maredo unter dem Decknamen Barbecuesauce gereicht wird. Er hielte diesen Umstand auch für höchst zweifelhaft – das machte ihn direkt doppelt sympathisch. Weiterhin würde er mir jetzt eine Einladung zu einem feinen Kostnix-Essen rausschicken und hoffen, dass wir diese annehmen und seinem Restaurant noch einmal eine Chance geben würden. Da zeige ich mich gerne erfreut und sichere der Steakhauskette einen wohlwollenden zweiten Blick zu.
So geht Kundenkommunikation Beschwerdemanagement, liebe [insert any Dienstleistungsunternehmen of your choice]!
Mittwoch, 13. Februar 2008
Internetzdienstleister ohne Internetz, Klappe die Drölfhunderste.
Gnihihi. Das Problem des Hauses seroposch, nur über eine recht regelmäßig gestörte DSL-Leitung zu verfügen, fand heute seinen Gipfel in einem dreistündigen Vor-Ort-Technikerintermezzo. Jetzt liegt ein Kabel quer durch von Dachflur bis Keller, die innerhäusliche Verkabelung testweise zu umgehen – als allerletzte Möglichkeit, evtl. doch fehlerfündig zu werden. Our Vermieter is definitely not amused.
Das kleine Glück des Tages machte mir übrigens der Magenta-Servicemensch am Telefon heute Morgen, in dem er die Traute* hatte, schlichtweg zuzugeben, vollkommen ratlos vor unserem Problem zu stehen. Zu diesem Zugeständnis kann allerdings auch mein doch recht emotionaler Monolog über die Müdigkeit, ständig unsere schon mehrfach vollausgetauschte Hardware im Schuldvisier des Dienstleisters zu sehen, beigetragen haben. Wer weiß das schon.
Für die jungen Leser: „Traute“ ist das, was man früher anstatt „Eier“ sagte.
Samstag, 9. Februar 2008
Mich sieht der Maredo Bonn so schnell nicht mehr von innen. (Update)
Nachtrag, 10. Februar 2011:
Dieser Artikel handelt von einem Restaurantbesuch im Bonner Maredo am 08. Februar 2008. Seitdem ist viel Zeit vergangen – daher sollte meine persönliche Erfahrung Sie nicht unbedingt davon abhalten, sich ein eigenes und vor allem aktuelles Bild zu machen.
Updates zu diesem Artikel:
Ergänzung, 07. Novemer 2011:
Den Maredo in der benachbarten Großstadt Köln würde ich übrigens uneingeschränkt empfehlen: Dort haben wir erst kürzlich lecker gespeist – und würden es jederzeit wieder tun.
Ursprünglich sollte hier ein offener Brief an Maredo, der Restaurantkette mit Sonne und Stier im Logo, zu lesen sein. Der wurde nur leider aufgrund der vielen Vorkommnisse, die für den Poschisten und mich aus einem simplen Restaurantbesuch ein unglaublich ärgerliches Verlustgeschäft machten, viel zu lang.
Das Highlight schlechthin: Anstatt Barbecue-Sauce wurde etwas, was wir geschmacklich als simplen Curry-Ketchup identifizierten, zu Spareribs gereicht. Und diese Schweinerippchen waren noch nicht einmal ganz durch.
So dermaßen schlechtes Essen an so langen Wartezeiten und so konsequent lieblosen Darreichungsform ist mir persönlich, ganz ehrlich, bislang noch nicht untergekommen. Und der schon oft vernommenen Meinung, Maredo wäre eher ein teurer McDonalds – mit Steaks auf der Karte, dafür aber ohne „Fast“ am „Food“ – möchte ich wild kopfnickend beipflichten. Nur, dass die Barbecuesauce bei McDonalds im Vergleich einen kulinarischer Hochgenuss in meinen Augen darstellt und es bislang noch kein McDonalds geschafft hat, dass das Hause seroposch im Kanon hysterisch vor Fassungslosigkeit vor sich hinjapst.
Der einzige Lichtblick war übrigens „Melissa“, unsere Kellnerin. Wäre der Bonner Maredo auch nur im Ansatz so eine Perle wie seine Angestellte, würde ich jetzt an dieser Stelle ein umfassendes Loblied singen.
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