Freitag, 16. Mai 2008
Fürs Protokoll (Ergänzung)
Der Müll ist seit 3 Wochen verschwunden. Da Ke allerdings einen Hang zum Messi-Dasein hat oder Rücksichtslosigkeit mit ihren Mitmenschen und Nachbarn tief in ihren Genen verwurzelt beherrbergt, blicken wir nun bei jedem Öffnen unserer Wohnungstüre auf einen Berg von Küchenteilen. Viele, viele Küchenteile, die danach schreien und weinen, endlich zusammen- und eingebaut zu werden, versperren mir also den Weg zum Flurblumengießen. Seit 2 ganzen Siebentagewochen.
Der dezente Hinweis des Poschistens, ob Sie etwa Hilfe beim Einbau der Teile oder gar beim Transport ins Kellergewölbe benötige, wurde mit einem (natürlich!) lachenden „Nein“ quittiert. Seien wir gespannt darauf, wie lange wir uns noch neutannenbuschig fühlen dürfen.
Dienstag, 13. Mai 2008
So kanns gehen
Der Fahrer im Wagen vor mir ist eindeutig gestresst. Er fährt dicht auf, fährt illustre Links- und Rechtskurven auf gerader Strecke und trommelt unentwegt und unrhythmisch mit den Fingern auf sein Wagendach. Wohlgemerkt stehen wir in einem ampelbedingten Rückstau, der sich aller Wahrscheinlichkeit nach kaum durch hektische Fahrweise in Luft auflösen wird. Ich hingegen komme gerade vom Sport mit anschließenden Saunagängen und bin so entspannt wie eine Hängematte. Mindestens.
Nach für ihn offentlichtlich unerträglichen 3 Minuten ist es für uns endlich soweit: Wir dürfen wir die Kreuzung überqueren. Er gibt Gas wie ein Berserker, fährt seinem Vordermann fast ins Heck, bremst hektisch … ich seh ihn fluchen und amüsiere mich köstlich. So, wie ich mich immer über diese Autofahrer amüsiere, die sich nicht in Gegebenheiten fügen können. Diese Autofahrer, die sich stets gezwungen fühlen, Druck zu machen, auch wenn das so rein gar nicht hilfreich ist.
Wenige hundert Meter später stellt sich heraus, dass wir das gleiche Ziel haben: eine Tankstelle. Ganz schön voll ist es hier angesichts der Spritpreise, aber mein Vordermann und ich, wir wollen ja gar nicht tanken, wir wollen nur fix tankstellenshoppen, also halten wir kurzerhand vor dem Gebäude. Da ich ein netter Mensch bin lasse ich gut 1,5 Meter Abstand zu meinem Vordermann als ich den Motor abstelle und schmunzele den fahrigen Bewegungen des armen gestressten Mittvierzigers hinterher, noch bevor ich mich selber auf den Weg mache, um mich ans Ende der langen Schlange Zahlungswilliger zu begeben.
Und wie durch ein Wunder – schließlich schlendere ich fast wie in Zeitlupe – nehme ich wieder den Platz direkt hinter ihm ein. Diesmal nur leider ohne schützendes Auto. Es ist schon interessant, welche Variationen an Schnaubgeräuschen ein gestresster Mensch produzieren kann. Wie unrhythmisch man mit Schlüsseln klappern und gleichzeitig vom einen Fuß auf den anderen wippen kann. Sagte ich interessant? Ich meinte nervernzerreißend. Selbst für meine zengleiche Grundstimmung wird sein Gehabe langsam zu viel, und daher passiert es mir in einem unachtsamen Augenblick, dass ich ihm etwas an den Hals wünsche. Dabei denke ich an so etwas harmloses wie ein beim Hinausrennen umgerissenes Sonderpostendisplay Plüschtiere, an ein aus der Hand rutschendes, offenes Portemonnaie voller Kleingeld, an einen simplen Quittungsrollenwechsel.
Nichts dergleichen geschieht, und so kaufe und bezahle ich, während ich die hinauseilende Nervensäge kurzerhand vergesse. Das Vergessen währt jedoch nicht lange – denn als ich das Tankstellenhäuschen verlasse, schnaubt mich plötzlich eine Stimme an, ob DAS DA(!!!) etwa MEIN roter Mitsubishi wäre. Vor mir steht der Hektische und deutet erbost auf meine Bitch. Ein klein bisschen fassungslos bejahe ich, während mein Gegenüber puterroter Schnappatmung frönt, und so kann ich es mir nicht verkneifen, ein Jetzt sagen Sie mir doch bitte nicht, sie kommen da nicht raus?
hinterherzuschieben und vorsichtig zu kichern breit zu lachen. Vorwurfsvoll, geradezu herrisch bedeutet er mir, ihm zu folgen, und zeigt mit dem Finger auf mein Auto.
Ja was ist denn bitte jetzt damit?
frage ich, mittlerweile schon ein wenig ungeduldig, alleine schon wegen der unangenehmen Nähe zu diesem unangenehmen Zeitgenossen. Ich bin dagegen gefahren!
schnauzt er und presst seinen Finger auf eine lacklose Stelle an meiner Stoßstange. Dass er sich dabei nicht gorillagleich auf die Brust schlägt ist fast alles. Ich muss schwer an mich halten, nicht in schallendes Gelächtes auszubrechen und ihm kein gönnerhaftes Das kommt davon!
auf die Schulter zu klopfen. Der gute Mann hat es tatsächlich geschafft, meine einmeterfuffzig entfernte Bitch zu rammen! Über so viel Fahrigkeit gepaart mit unangemessener Ruppigkeit kann ich mich beim besten Willen nicht ärgern, und so beschränke mich auf dezentes Feixen während des Kontaktdatenaustausches.
Als ich ihm wenige Minuten später einen schönen Abend wünsche, ernte ich ein fast gespucktes Jetzt wohl nicht mehr!
, und der Hektische zieht von dannen. Er wird jetzt seinem Arbeitgeber die kleine Blötsch und die roten Lackspuren am weißen Firmenkombi erklären und sich noch mehr um seine Herzkranzgefäße sorgen müssen, während meine Bitch nur ein wenig mehr Grundierung zeigt, als sie es eh tut. Ich sollte wohl trotzdem in Zukunft etwas umsichtiger mit meinen Wünschen sein, ist es doch ein wenig überraschend, wie schnell meine durchaus unfreundlichen Gedanken bestraft wurden, und so senke ich mein Haupt demütig vor der offensichtlich allmächtigen Social-Correctness-Gottheit. Aber das – ich muss es zugeben – war es mir in diesem Falle wert. Und wie!
Wie unsere Familie einmal fast 154 Mitglieder gezählt hätte.
Seitdem ich generell bepflanzungstechnisch unterwegs bin habe ich ein Problem. Ein trotz seiner Winzigkeit verdammt großes Problem, denn: Ich kann Lavendel pflanzen so viel ich will – immer schlagen sie in ganzen Armeen zu, diese verschissenen kleinen Drecksviecher grünen Tierchen hier:
Sie fressen mir meine Rosen und des Poschistens Apfelbaum auf, Knospe für Knospe, Blättchen für Blättchen. Das schmerzt mein Gärtnerherz immens, so dass ich sie eiskalt genauso massenartig umbrachte, wie sie in meinen Blumenpötten einfielen, indem ich sie in Seifenlauge badete. Bei aller Tierliebe muss ich gestehen, immer große Freude dabei empfunden zu haben, ihre braungetrockneten Leichen am Tage danach betrachten zu können; manchmal entwich mir gar ein überaus gehässiges Siegeslachen.
Dieses Jahr wurde mir allerdings von einer Grünen Huschspinne ein Strich durch die Rechnung gemacht, indem sie sich in unserem Apfelbaum häuslich einrichtete. Wenn es sich nur irgendwie vermeiden lässt, töte ich nur Schädlinge – und so eine Huschspinne gehört ganz eindeutig nicht dazu.
Nach einiger Recherche bestellte ich also Marienkäfereier, die als Larven tausende Blattläuse vertilgen sollten, um sich später zu hübschen 7-Punkt-Marienkäfern zu entwickeln, die sich bekanntermaßen fast ebenso emsig an Blattläusen gütlich tun, wie ihre kriechende Zwischenform. Und so wartete ich voller Vorfreude auf die Lieferung unserer neuen Haustiere, während die grünen Heerscharen weitere grüne Heerscharen zeugten. Und endlich! waren sie da.
Unpraktisch war allerdings, dass ich am Tag, als das Paket eintraf, nicht daheim weilte, und so meine 150 eiförmigen neuen Freunde in der neuen Troisdorf-Bergheimer Poststelle bei mindestens 20°C über Nacht zwischenlagern mussten. Unter diesen Bedingungen schlüpften ca. 50% der Larven, von denen dann wiederum ca. 50% in der Plastikschachtel elendig eingingen.
Nachdem ich den Tod der kleinen Tierchen angemessen betrauert hatte, brachte ich die Lebendigen unter ihnen per mühsamer Kleinstarbeit händisch auf Rosenknospen aus und positionierte die eiertragenden Folien wie im Anwendungshinweis (sic!) beschrieben im Pflanzeninneren. Und schon begann das große Fressen:
Leider scheinen zu viele meiner kleinen Freunde gestorben zu sein, denn lediglich der starken Vermehrung der grünen Feindfront wurde bislang Einhalt geboten. Es lassen sich auch nur 3 der überlebenden Larven im Rosenstock wiederfinden, und die Huschspinne habe ich auch seit einer Woche nicht mehr gesehen [hier bitte Seufzen audiovisualisieren]. Jetzt heißt es abwarten und der Natur noch ein bisschen Zeit zugestehen – wer weiß, wo die kleinen Racker sich versteckt halten.
Ansonsten gibts bald zusätzlich einen Satz Florfliegen. Die fressen mir dann auch diese hässlichen weißen Viecher weg.
Hoffentlich.
Donnerstag, 24. April 2008
Die dicke Luise
Seit ich denken kann, verspürte ich diese eine Lücke. Mir fehlte etwas, ohne dass ich genau hätte beschreiben können, was es wirklich war, wonach ich mich wirklich sehnte. Ich versuchte es mit Hobbies, ich versuchte es mit Wissen, ich versuchte es mit harter Arbeit – nichts konnte diese Lücke füllen.
Dann, als ich den Poschisten endlich so richtig in meinen Fängen hatte, ergo wir eine gemeinsame Wohnung bezogen und ich zwei Einkommen zur Gestaltung dessen, was ich von Herzen zu Hause nenne, zur Verfügung hatte, dachte ich für kurze Zeit, dass der Schmerz verschwunden und die Lücke geschlossen wäre.
Das war ein Trugschluss.
Es bohrte weiter. Es schmerzte. Ich sehnte mich.
Eines Tages (wir waren zu Besuch bei Freunden und plauderten offen) da wurde mir geradezu schlagartig klar, was mir fehlte. Ruhelos zog ich umher, streckte mehrfach die Finger nach meinen endlich greifbaren Begierdeobjekten aus – nur um im letzten Moment wieder scheu zurückzuzucken.
Am vergangenen Montag dann begegnete ich ihr. Mein Herz raste, und so nahm ich all meinen Mut zusammen und lud sie zu mir nach Hause ein. Sie sträubte zunächst sich ein wenig – mein Auto war ihr deutlich zu eng und auch ein bisschen zu dreckig – ließ sich aber durch meine sanft auf ihrem Rücken ruhende Hand überzeugen und nahm schlussendlich in unserem Wohnzimmer reichlich Platz.
Dort angekommen berührte ich vorsichtig ihre wunderbar weiche Haut, ließ meine Finger zärtlich über ihre einladenden Rundungen gleiten und bewunderte ihre erstaunliche Biegsamkeit. Ich ließ mich vollkommen fallen, verlor mich im Hier und Jetzt und genoss ihre mich am ganzen Körper umgebende Wärme in vollen Zügen. Innig verbrachten wir im Fluge vergehende Stunden ohne einen Gedanken an das Danach zu verschwenden. Bis ich gewahr wurde, dass ich sie nicht mehr gehen lassen könnte. Dass auch sie mich nie wieder verlassen würde.
Und so musste ich mich dem Poschisten stellen; ihm sagen, dass es eine neue Frau in unserem Leben gibt. Eine Frau, die endlich diese eine Lücke in meinem Herzen geschlossen hat. Dass er keine andere Wahl hat, als sie zu akzeptieren – und ihr und mir den Raum zu lassen, den wir benötigen.
Anfänglich zeigte er sich ausgesprochen argwöhnisch, und ich bibberte um unser junges Glück. Doch schlussendlich sah er ein, dass diese neue Dreisamkeit nur gut für uns alle sein kann, tätschelte ihr kumpelhaft die Schulter und gewährte ihr eine Bleibe in unseren Räumlichkeiten.
Ich kann mein Glück nicht fassen, ihre Wärme jetzt jeden Tag spüren zu dürfen und meine Mittagspausen, Abendstunden, ach, mein Leben mit ihr zu teilen. Mit ihr – der dicken Luise.
Mittwoch, 23. April 2008
Internetz-Tagebuch, Stromausfall-Edition
Gestern Abend erlebte ich den ersten längeren Stromausfall meines Lebens. Er kam mit einem plötzlichen, jedoch ca. eine Minute andauernden Spannungsanstieg (Stromsparlampen können also doch weißes Licht) und währte knapp über eine halbe Stunde. Er erstreckte sich über den ganzen Troisdorfer Stadtteil Bergheim und endete mit einem zarten „Fiiiieps!“ unserer Faxdruckerscannergeräteeinheit.
Das Hause seroposch verbrachte die erzwungene Dunkelzeit auf völlig unterschiedliche Art und Weise: Miss Phoebe wuselte aufgeregt zwischen unseren Beinen herum, Monsieur Mysiu zeigte sich arg verschreckt und trug einen formschönen Rückeniro, der Poschist herzte all seine Taschenlampen innigst, und ich entzündete ein paar Kerzen, um diese völlige Ruhe zu genießen. Natürlich nachdem wir feststellten, dass elektrische Jalousien für solch einen Fall vollkommen unpraktisch sind und wir unsere Aufregung über die einzigartige Gelegenheit, einen vollkommen dunklen Stadtteil bequem vom Balkone aus betrachten zu können, aufgrund dieser Tatsache deutlich zügeln mussten.
Nach der Rückkehr des Leitungssaftes konnten wir für etwa 15 Minuten Nachwehen in Form einer anhaltend hohen Spannung verzeichnen, nach deren Rückgang auch wir gingen, nämlich zu Bett.
War das aufregend. Mein erster Stromausfall.
Donnerstag, 10. April 2008
Der Wäscheberg des Grauens
Für den Fall, dass mich in Zukunft jemand fragt, wie es mir geht (… und das übliche Gut zu tun?
, das bei Einzelunternehmern irgendwie dazuzugehören scheint, angehangen wird; also dieser Moment, wenn nach persönlicher und beruflicher Befindlichkeit gleichermaßen gefragt wird, ich nicht aus meiner Haut kann und mit einem satten Uff!
entgegne, woraufhin dann in der Regel eine Kleinstdiskussion darüber losbricht, ob man als Unternehmer überhaupt uffen darf oder doch nicht lieber breit strahlend mit der guten Auftragslage angeben sollte [Sei doch froh!
], also diese kleinen zauberhaften und hübsch immer wiederkehrenden Momente, in denen man dann zwischen beruflichem Erfolg und daraus resultierender privater Befindlichkeit hin- und hereiert und zwangläufig selbstverständliches erklärt [Natürlich freue ich mich darüber, viel zu tun zu haben, aber ein bisschen Freizei… (blabla)
] – wo wollte ich jetzt eigentlich hin? Ach ja. Ich wiederhole für Scrollfaule und Kurzzeitgedächtnislückeninhaber: Also für den Fall, dass mich in Zukunft jemand fragt, wie es mir geht), habe ich ab jetzt immer folgendes Foto dabei:
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