Sonntag, 17. April 2005
Vinyl - Keep on Running!
Frühlingsputz im Hause seroposch. Der Herr räumt alte Platten, die er im Laufe der letzten Jahre für den Flohmarkt sammelte, auf. Meine neugierige Nase bremst ihn ein wenig.
Ich wurde zwar noch im Zeitalter des Vinyls geboren, jedoch begann die Ära der CDs im Elternhaus schon, als ich begann, richtig wach zu werden. Das muss nun nachgeholt werden, und sei es nur für die Dauer des Digitalisier-Vorganges der Platten, die wir als Erinnerungsstücke aufbewahren werden. So ein großes Plattencover in der Hand zu halten hat schon eine ganz andere Qualität als die vergleichsweise kalte CD-Hülle von heute; auch die haptische Erfahrung, die Platte vorsichtig aufzulegen und die Nadel ungeübt an die richtige Stelle zu bewegen, fühlt sich echter an als das schnöde Drücken einer Play- oder Weiter-Taste. Hinweise wie „Stereo, auch Mono abspielbar” lassen mich Neuzeitkind nachhaltig schmunzeln.
Und erst die Musik! Tief in meinem Herzen weiß ich, dass meine Pubertät eigentlich Mitte der 60er hätte stattfinden sollen, damit ich die 70er ganzen Herzens hätte genießen können. Auch wenn viele mich als überwiegend Techno-Verstrahlte kennen, meine wahre Liebe gilt der Musik, die vor meiner Geburt gemacht wurde. Sie ist freier, natürlicher, verspielter, unangestrengter und sagt mir wesentlich mehr, als die Heutige vielleicht zu sagen hat. Da leg ich meine Hand für ins Feuer: ich wäre ein verdammt guter Hippie gewesen.
Samstag, 16. April 2005
Goldene Jugend
Uralte Papiere sortieren und dabei kopfschüttelnd feststellen, dass man einen ganzen Ordner mit dem Titel „Rechtsstreit Vater” anlegen muss. Hat aber auch den Vorteil, dass man den dann ganz bequem in den Keller bringen und dem vollkommenen Vergessen überlassen kann. Zum Wegschmeißen reicht der Abstand jetzt noch nicht.
Großes Auf- und Ab der Gefühle heute hier.
Singen mit serotonic
No milk today
No milk today, my love has gone away
The bottle stands forlorn, a symbol of the dawn
No milk today, it seems a common sight
But people passing by don't know the reason why
How could they know just what this message means
The end of my hopes, the end of all my dreams
How could they know the palace there had been
Behind the door where my love reigned as queen
No milk today, it wasn't always so
The company was gay, we'd turn night into day
But all that's left is a place dark and lonely
A terraced house in a mean street back of town
Becomes a shrine when I think of you only
Just two up two down
…
Herman's Hermits
Die sero tanzt und singt jetzt, und das lauthals. Und schickt Jemand ganz lieben ein Handküsschen.
Edit: Man stelle sich bitte den Rest des Textes vor, da ich keine Lust habe, verklagt zu werden. So ein elender Schwachsinn.
Spannend
Wissen, dass man eigentlich noch dringend einkaufen gehen müsste. Wissen, dass Aldi um 18 Uhr seine Pforten schließt. Einfach mal ausreizen, ob der Liebste das Spiel mitspielt und die Chance zum günstigen Shoppen ebenfalls kommentarlos verstreichen lässt. Wissen, dass das ein Spiel ist, bei dem man nur verlieren kann und sich der Belanglosigkeit desselben vollkommen hingeben. Banalitäten können tatsächlich spannend sein. Wir haben noch 18 Minuten.
Edit: Wir haben verloren. Keinen leck’ren Aldi-Eistee dieses Wochenende. Wann wir uns das wohl gegenseitig beichten?
Flohmarkt Rheinauen 2005, Klappe die Erste
Ar***kalt war’s. Voll war’s. Lecker war’s. Erfolgreich war’s auch.
Beute: 4 Räucherstäbchen in verheißungsvollen Duftrichtungen, eine uralte Camel-Air-Rave-CD für den Poschisten und den Spiegel vom Tage meiner Geburt für mich, Titel: Ausländer raus? Fremdenhass in der Bundesrepublik
. Manche Themen sind leider ein Leben lang aktuell…
Freitag, 15. April 2005
Jeden dritten Samstag
Der Geruch von Fritten, Backfisch, Döner und Steaks. Erst einmal Kraft tanken, Bauch und Seele stärken. Hinab den Berg, vorbei an hunderten DVDs, Lederschnüren und handgeflochtenen Korbsesseln. Sammeltassen, zerkratzte Schallplatten… da, ein Telefon mit Wählscheibe! Weiter vorbei an fast neuwertiger Kleidung und Teddybären, man sieht ihnen an, dass sie einst geliebt wurden. Der eng bedrängte Eiswagen direkt am Spielplatz – doch die Versuchung bleibt fern, die Zunge weiß noch von der Qualität des Eises. Ziellos schlendern. Flatterhaft stöbern. Finden ohne zu suchen. Schau mal, der Nierentisch da hinten! Noch schnell ein Crêpe käuflich erwerben, nicht überall bekommt man die mit Vanillesoße. Ein trockener Flecken Gras wird für wenige Minuten zum Hoheitsgebiet erklärt. Weiter geht’s, den Hügel wieder hinauf. Der Duft von Räucherstäbchen mischt sich mit holländischem Lakritz, feuchtem Keller und schon ranziger Kosmetik. Ein Hirsch röhrt vom goldgerahmten Bild, gefärbte Bleiglasschalen brechen die Sonne blauviolett. Alle Sinne entspannt gespannt, nicht nur der Mund lächelt.
Morgen ist endlich wieder Flohmarkt in den Bonner Rheinauen.
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