Frühlingsputz im Hause seroposch. Der Herr räumt alte Platten, die er im Laufe der letzten Jahre für den Flohmarkt sammelte, auf. Meine neugierige Nase bremst ihn ein wenig.
Ich wurde zwar noch im Zeitalter des Vinyls geboren, jedoch begann die Ära der CDs im Elternhaus schon, als ich begann, richtig wach zu werden. Das muss nun nachgeholt werden, und sei es nur für die Dauer des Digitalisier-Vorganges der Platten, die wir als Erinnerungsstücke aufbewahren werden. So ein großes Plattencover in der Hand zu halten hat schon eine ganz andere Qualität als die vergleichsweise kalte CD-Hülle von heute; auch die haptische Erfahrung, die Platte vorsichtig aufzulegen und die Nadel ungeübt an die richtige Stelle zu bewegen, fühlt sich echter an als das schnöde Drücken einer Play- oder Weiter-Taste. Hinweise wie „Stereo, auch Mono abspielbar” lassen mich Neuzeitkind nachhaltig schmunzeln.
Und erst die Musik! Tief in meinem Herzen weiß ich, dass meine Pubertät eigentlich Mitte der 60er hätte stattfinden sollen, damit ich die 70er ganzen Herzens hätte genießen können. Auch wenn viele mich als überwiegend Techno-Verstrahlte kennen, meine wahre Liebe gilt der Musik, die vor meiner Geburt gemacht wurde. Sie ist freier, natürlicher, verspielter, unangestrengter und sagt mir wesentlich mehr, als die Heutige vielleicht zu sagen hat. Da leg ich meine Hand für ins Feuer: ich wäre ein verdammt guter Hippie gewesen.