Dienstag, 6. September 2005
Wäre der Herr Verteidigungsminister...
...jetzt auch wie ursprünglich angekündigt zum feierlichen Festakt anwesend, hätte ich die einmalige Gelegenheit, ihm direkt von meinem Arbeitsplatz aus auf den Kopf zu spucken.
Dafür wird der Rest meines Arbeitstages von wunderbarster Militärmusikbeschallung des Luftwaffenkops II geprägt. Ich freu mich habe jetzt schon Kopfweh.
13:48 Uhr: „Berliner Luft” hier in Bonn. Is’ ja’n Ding.
14:07 Uhr: Wenn ein paar Anwesende hier oben das Getröte da unten zum Anlass nehmen, sich vollständig der Albernheit hinzugeben, sich halb aus dem Fenster legen um „scharfe Fotografinnen” zu beglotzen und ihre Pubertät gleich noch einmal auszuleben, stößt das bei mir nicht gerade auf Verständnis. Als wäre es nicht genug, Gedudel (technisch echt gut, aber sowasvon unangebracht jetzt) mühsam ignorieren zu müssen.
14:33 Uhr: Jemand hat vergessen, sein Handy auszuschalten.
14:47 Uhr: Jetzt unsere Hymne. Die Schulterklappenträger grüßen alle fleißig stramm. Mir ist einfach nur zu warm und zu laut.
14:51 Uhr: Hey, das war’s ja schon! Hat gar nicht sooo weh getan wie vermutet.
14:54 Uhr: Keine Zugabe. Keine Standing Ovations. Alle Gäste schon weg. Denen fehlt’s an Herzblut.
Samstag, 3. September 2005
#2
Es schlussendlich doch geschafft haben, den letzten Umzugskarton zu leeren – noch einen Tag bevor sich der Einzug in die neue Wohnung erstmalig jährt.
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Spaghettiträgershirtbekleidet beim Anblick der Weihnachtsgebäck-Sonderangebotspalette wie angewurzelt stehenbleiben und entgeistert dreinschauen. Die Lockrufe des Lebkuchens sonnenbeherzt ignorieren.
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Die rechte Hand kaum bewegen können, da so ein Moskitovieh seinen Stachel nicht aus der Handfläche lassen konnte. Den anderen Beulen auf dem Unterarm beim An- und Abschwellen zuschauen und diesem kleinen Drecksinsekt reuelos den Tod durch Katzenmäulchen wünschen.
Freitag, 2. September 2005
Rauf auf die Tonleiter!
Schon lange habe ich mit dem Gedanken gespielt, jetzt ist der Entschluss gefasst: Ich werde Gesangsunterricht nehmen.
Jawohl. Auch wenn mein nahes Umfeld wahrscheinlich kichern wird, da wäre Hopfen und Malz verloren.
Ich singe verdammt gerne. Ständig träller ich vor mich hin: unter der Dusche, während der Arbeit, in Fluren, auf dem Weg ins Parkhaus, im Auto, beim Schuhe zubinden, beim Kochen, ja sogar beim Zähneputzen – ob ich gute Laune habe oder auch nicht. Nur leider trällere ich fürchterlich schief.
So schief, dass mich der Poschist früher, sobald ich nur ein kleines Liedchen anstimmte, mit einem vollkommen entnervten Nicht. Singen.
(betont als wäre es kursiv, fett, in Versalien und auch noch unterstrichen) anblaffte. Irgendwann konnte ich ihm klar machen, dass ich das Singen als Ventil brauche, es wichtig für mein emotionales Gleichgewicht ist. Seitdem erträgt er stumm. Ich weiß dieses Opfer sehr zu schätzen, denn auch mir sträuben sich die Nackenhaare, höre ich Menschen singen, die es nicht können.
Dabei konnte ich in Unter- und Mittelstufenzeiten noch ganz passabel mit meinen Stimmbändern umgehen. Da wurde mir eine schöne Stimme bescheinigt, manchmal wurde ich sogar zum Singen aufgefordert. Es war wohl der weibliche Stimmbruch, der vernichtend zuschlug und mir die wohlklingende Seite meiner Leidenschaft nahm. Ich gebe zu, ich trauere dem ein wenig hinterher.
Doch sind Chorvergangenheit und genervter Poschist nur ein Teil meiner Motivation: Ich möchte generell etwas Neues lernen, etwas, was nichts mit beruflicher Bildung zu tun hat. Möchte eine neue private Aufgabe fern des PCs haben. Und irgendwann vielleicht selbstbewusst singen. Es mehr genießen können und nicht mehr so abrupt die Stimme senken, wenn andere Menschen meine Hörweite betreten. Ich weiß, ich werde nie Arien singen können, aber vielleicht bewirkt professionelle Stimmbildung ja das kleine Wunder, mich tällern zu lassen, ohne körperverletzend zu wirken.
Ich freue mich schon auf unzählige „Cöö Döö Eee Eff Gee Ahh Haa Ceeeee!”s und tausende „Na na na naaa”s. Fehlt mir nur noch ein geduldiger, nicht allzu teurer Gesangslehrer im Raum Bonn. Ihr kennt nicht zufällig...?
Erkenntnisse des Alltags (3)
Menschlichkeit ist das, was Menschen am deutlichsten vermissen lassen.
Donnerstag, 1. September 2005
Jobs im Gedankentest (2)
Wahnsinnig spektakulär: Der Bruder vom Poschisten ist der aktuelle Dortmunder Telefonbuchboy™. Hechtet auf dem Cover unfassbar dynamisch über einen Zaun.
Als ich das erfuhr, schämte ich mich spontan fremd. Bei dem Versuch, mir diese Reaktion selber plausibel zu erklären, entsprangen meinen Hirnwindungen 8 unheimlich gute Gründe
Warum ich kein Telefonbuchgirl™ sein könnte
- Ich mag kein repräsentativer Teil von auf Billigpapier gedruckter Massenware sein, nein nein.
- Ich wäre fürchterlich enttäuscht, wenn ich nicht von wildfremden Menschen auf der Straße um Autogramm oder Handynummer gebeten werden und innerhalb kürzester Zeit in die Riege der Stadtprominenz aufsteigen würde.
Hey, bist du nicht dieses heiße Stück vom Telefonbuchcover?
wäre für mich das Mindeste. Was aber nie geschehen würde, weil kein Schwein das Titelbild eines Telefonbuches bewusst wahrnimmt. - Ich wäre fürchterlich erschrocken, wenn ich von wildfremden Menschen auf der Straße um Autogramm oder Handynummer gebeten werden und innerhalb kürzester Zeit in die Riege der Stadtprominenz aufsteigen würde.
Hey, bist du nicht die Ische vom Telefonbuchcover?
würde mir unschöne Verlegenheitsröte ins Gesicht treiben. Was vielleicht geschehen könnte, weil so manch Einer das Titelbild eines Telefonbuches bewusst wahrnimmt. - Meine Beine sind deutlich zu kurz, um unfassbar dynamisch über Zäune zu hechten.
- Ich würde nie, niemals mein Konterfei so einem
Saftladenunsympathischen Moloch wie der Telekom zur Verfügung stellen. Da wär’ ich mir zu schad’ für. Wer meint, eine geometrische Grundform und eine Grundfarbe des subtraktiven Farbsystems für sich pachten zu können, hat mich eindeutig nicht verdient. - Ich stehe noch nicht einmal IM Telefonbuch, da habe ich AUF ihm auch nichts zu suchen.
- Inszenierte Kommunikationsmetaphorik sucks. Daher würde ich alle Ideen für das Motiv so lange kritisieren, bis ich vom Fotografen entnervt ausgetauscht werde.
- Ich fand es noch nie toll, zu kurze Tischbeine auszugleichen.
Ganz klarer Fall also, Telefonbuchcover und ich – wir passen einfach nicht zusammen.
Schauen Sie auch das nächste Mal wieder rein, wenn ich Ihnen erkläre, warum ich mein Versprechen nicht eingehalten habe, als nächstes zu erklären, warum ich kein Rettungsschwimmer sein könnte [insert any Geldbeschaffungsmaßnahme] nicht verantwortungsvoll ausführen könnte.
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