Montag, 29. Mai 2006
AI, kontextsensitiv
Manchmal bin ich der festen Überzeugung, dass technische Geräte in meinem Umfeld stark dazu neigen, ein ausgeprägtes Eigenleben zu entwickeln. Und nicht nur irgendein Eigenleben, sondern ein Eigenleben, welches mir wohl irgendetwas Bestimmtes mitteilen möchte.
So war es für meine Bitch vor einigen Jahren wohl ganz besonders wichtig, genau in dem Moment zu streiken, als ich mit ihr einen sonnenbeflügelten Ausflug zu einem möglichen Arbeitgeber machen wollte. Natürlich war die Gute die ganzen Wochen vorher stets bester Laune und schnurrte freudig, sobald ich den Anlasser betätigte. Doch gerade an dem Tag, an dem meine Nerven sowieso schon vollkommen brach lagen, brachte sie nur ein müdes „Quietsch-Gurr-Gurr-Grurr-Tack“ heraus. Ich konnte anstellen was ich wollte, mehr gab sie mir nicht. Bis mir dann schlussendlich die Tränen kamen und meine Finger zittrig die Nummer des ADACs in die verschwommen Tasten tippten – hey, ich brauchte den Job! Und wie bitte klingt „Tut mir leid, mein Auto springt nicht an?“zwanzig Minuten vor Beginn eines Bewerbungsgespräches? Als ich dann ein Amt hatte und – schniefend, mühsam mit den Wasserströmen auf der an sich perfekten Gesichtsbemalung kämpfend – ein letztes Mal versuchend den Zündschlüssel drehte, da spang sie an. Einfach so.
Dass ich dann doch noch rechtzeitig den Termin wahrnehmen konnte und darüber hinaus gelassener war als ein vom joggen müder Neufundländer, brauche ich wohl gar nicht zu erwähnen. Dass ich dann diejenige war, die den Job nicht annahm, sei der Vollständigkeit halber dennoch festgehalten.
Oder dieser CD-Player. Der ist ein ganz besonders intelligenter Bursche. Verhält sich absolut unauffällig, so als wäre es ihm peinlich, mit Features der besonderen Art ausgestattet zu sein. Außerdem, da bin ich mir sicher, mag er mich nicht sonderlich. Oder zumindest nicht, wenn ich singe. Nur selten gibt er sein wahres Gesicht preis; die besten Chancen hat man, legt man diese eine CD von Kettcar ein und lässt ihn „lattenmessen“ runternudeln. Dann geht er nämlich einfach aus. Und zwar direkt nach der Textzeile „wir können das alles diskutieren, aber doch bitte ohne zu reden“. Beim ersten Mal hielt ich es noch für einen Zufall, aber es passiert in schönster Regelmäßigkeit, dass der Gute mir genau da den Ton abschneidet.
Ich weiß, er will mir etwas mitteilen, der Player. Und ich könnt’ drauf wetten: er will, dass ich endlich Gesangsunterricht nehme.
Und die PCs, die damals, als ich noch Nutzerbetreuer war, komischerweise, sobald ich den Raum betrat, wie durch Zauberhand wieder genau das machten, was sie machen sollen. Obwohl der entsprechende Nutzer vorher am Telefon Stein und Bein schwor, dass nichts funktionierte. DAS war mir manchmal WIRKLICH unheimlich ;)
Christian:
Du, das könnte durchaus sein! Warum sollten gerade technische Geräte keinen gehobenen Anspruch an Qualität und Werte haben? Gerade die sind da doch die wahren Fachmenschen.