Wartezimmer sind für mich eine echte Pest. Einerseits, weil ich als verhältnismäßig ungeduldiger Mensch das Warten an sich als unheimlich anstrengend empfinde, andererseits wegen der mit mir wartenden Menschen.
Diese Geräuschkulisse! Absolut unrhytmisches Husten, Nießen, umblättern, unbewusst einen Artikel über die Ereignisse im ach so spannendem englischen Königshaus mit kleinen Ausrufen wie „Also nein, wirklich…“, „Das gibt’s doch nicht!“ oder einfach nur mit einem brüskiertem „Nee nee nee“ kommentieren.
Schön ist es auch, wenn eine Dame gehobenen Alters direkt auf dem Nachbarstuhl die unangenehme Angewohnheit hat, alle paar Sekunden ihr Gebiss mit der Zunge hoch- und anschließend durch schnelles Anheben des Unterkiefers wieder runter zu drücken. Knackt interessant, ein fast saftiges Geräusch.
Von jungen Damen, die sich genötigt fühlen, alle Anwesenden an ihrem ultimativ wichtigem Gespräch mit dem Schatzibussi teilhaben zu lassen, möchte ich gar nicht reden.
Heute sitze ich also beim HNO. Gestern wurde ein erweiterter Allergietest gemacht, 20 Spritzen in meine empfindliche Rückenpartie. Festgestellt wurden Allergien gegen die hinterlistige Hausstaubmilbe 2, die gemeine Speisemilbe 1 und 2, sowie die sympathisch klingende Heumilbe. Müsste ich einmal Milbe werden, wäre ich gerne eine solche.
Seit gestern Abend macht allerdings auch die Stelle, in welche der Candida Albicans injiziert wurde, dezent auf sich aufmerksam. Ich bin begeistert.
Sollten wirklich so winzig kleine Viecher (bzw. deren Kot, wie lecker, vielen Dank auch!) dafür verantwortlich sein, dass ich seit über 2 Jahren das Haus nicht mehr ohne Taschentücher verlassen kann? Eine Unverschämtheit. Und die muss ich mir auch noch gefallen lassen, auch wenn ich gerne alle Milben einzeln zwischen meinen Fingern zerquetschen würde. Große Aufgabe, für die mir aber leider die Zeit fehlt.
Apropos Zeit. Jetzt sitze ich also trotz Termin seit über einer dreiviertel Stunde in diesem §!@*_#}² Wartezimmer (soeben tauschte die kieferknackende Dame mit einem Uralt-Lavendel-verseuchten Mittdreißiger ihren Platz – Nachbarin, mein Riechsalz bitte!) und harre der Dinge, die da kommen. Und frage mich zum wiederholten Male, warum keine mir bekannte Arztpraxis auch nur entfernt in der Lage ist, Termine so zu koordinieren, dass deren Bezeichnung auch der Realität entspricht. Sollte jemand darüber informiert sein, wäre ich über Aufklärung sehr dankbar.
Oh, da ruft jemand meinen Namen. Na dann muss ich wohl los. Liebe Mitwartenden, es war mir eine keine Ehre.
Ich habe über Nacht einen Entschluss gefasst: Ich gebe keinen Cent mehr auf die undifferenzierte Meinung von irgendwelchen Ärzten.Ich war jahrelang nicht beim Arzt. Vor etwa 5 Jahren entwickelte ich einen ständigen Laufschnupfen. Keinen schlimmen, festsit
Aufgenommen: Freitag, 30. Mai 2008