Montag, 18. Februar 2008
Unsren kleinen Identitätsverlust gib uns heute
Die Haare einer Frau und ihre tiefe Beziehung zu ihnen werden oftmals unterschätzt. Nicht nur von Männern, nein - auch eine Frau kann sich der umassenden Bedeutung ihres Haupthaares manchmal nicht ganz im Klaren sein.
Man stelle sich einmal ein Menschenweibchen vor, dass ihr ganzes liebes Leben lang ihr Haar blond und lang trug. Einmal abgesehen von den ersten Lebenswochen, die das Menschenweibchen gar schwarz behaupthaart verbrachte, war blondes, langes Haar also ein steter Begleiter des Weibchens; Blondine zu sein wurde zwangsläufig zu einer Art Markenzeichen. Irgendwann – wir stellen uns einmal vor, dass das Weibchen gerade auf dem Wege wäre, die Mittzwanziger zu verlassen – irgendwann würde so ein Weibchen in einem Anflug postpubertären Anders-sein-Wollens vielleicht denken: Ach, blond, nee, wie langweilig. Ich brauch mal was Neues.
. Und würde dem eigenen Selbstbild und der Sicht der Außenwelt auf einmal ganz dringend trotzen wollen.
Ich machs mal kurz: Ich war dann beim Friseur. Mit dem festen Vorsatz, beim Verlassen der Örtlichkeiten vollkommen anders auszusehen, konnte kein Ja aber! Blond steht dir doch so gut, die schönen langen Haare!
brechen, und so forderte ich die Dame mit Schere und Farbpalette auf, doch einfach mal zu machen. Und so machte sie auch: Sie schnitt, sie färbte – und sie fönte. Allen Weibchen, die sowas auch mal machen wollen, also das mit der Komplettveränderung, sei an dieser Stelle schon einmal gesagt: Lasst sie auf keinen Fall fönen. Ich wiederhole: NICHT fönen! Denn sonst kann es passieren, dass sie euch ein Vogelnest auf dem Haupte errichten, in denen ganze Schwalbenkolonien regen Zuchtbetrieb veranstalten könnten. Es könnte euch passieren, dass die eigene Mutter, die noch mit euch gemeinsam den Friseursalon betrat, nicht erkennend wieder in ihre Zeitung blickt, obwohl ihr gerade frisch aufgebrezelt und breit strahlend auf sie zulauft. Es könnte dann auch gut passieren, dass Bekannte in der Stadt euren Weg kreuzen und auf euren Gruß mit Wer ist die Frau?
-Blicken reagieren und längere, schnellere Schritte auf Straßenpflaster bringen. Und es könnte auch durchaus vorkommen, dass ihr einen halben Satz nach hinten macht und laut Huch!
ruft – nur weil ihr am eigenen Spiegelbild vorbeigeschritten seid.
So gestalteten sich meine Erfahrungen, nämlich. Es war nicht nur so, dass mich niemand mehr erkannte, ich erkannte mich selber nicht mehr. Und als ich das wiederum erkannte, da bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich stellte mir so elementare Fragen wie Wer bin ich eigentlich?
, Wird es jemals wieder wie früher sein?
oder Mag ich die komische Frau da im Spiegel überhaupt?
.
Und schlagartig mochte ich sie nicht. In meinen eigenen Grundfesten erschüttert überkam mich ein Vorhang schwarzer Verzweiflung, und die brünetten Haare lagen wie aufgebauschte Felsbrocken auf meinen Schultern. Bevor ich jedoch vollends in Tränen ausbrach ob meiner so plötzlich verlustig gegangenen Identität, begab ich mich noch zu nachtschlafender Zeit vor den Spiegel und föhnte, plättete und pflegschmierte was das Zeug hielt, um nur eine halbe Stunde später wieder das vor mir zu sehen, was ich kannte: Mich. Ein dunkleres Ich, mit plötzlich prallblauen Augen, wo früher grau-blau war – aber das, was mich da anguckte, das war eindeutig ich.
Jetzt, ein paar Tage später, bin ich froh den Schritt gewagt und den kurzen Moment verlorener Identität erlebt zu haben. Ich mag das Brünette, das jetzt mein Gesicht einrahmt, sehr. Aber gen Sommer, da werde ich wieder heller. Denn es ist nunmal so: Einmal Blondine, immer Blondine. Da hilft auch kein postpubertäres Auflehnen.
Es war mir eine ganz besondere Freude! :)
hinterlektuelles:
Dat es enne janz üsselische Selps-Aufnahme. Un ’se ham räsch, dat is räscht jründlisch durschn Fottoschopp jezogen worden. Wejenz die schalimme Heulaugenringe, wissense. (Makeup, pah, jang ens fott! Isch han Fottoshop!)
Tom
Aber die Frau schneidet so gut, ich will nicht wegen des Fönens weitersuchen, und schon gar nicht 15 Jahre, OH MY! Sie haben meinen ausgesprochenen Respekt für dieses Such-Durchhaltevermögen :)
Toujours-Moi und Tom:
Klar, keine Frage – an meiner [hüstel] umwerfenden Persönlichkeit [/hüstel] habe ich natürlich keine Sekunde gezweifelt ;D
danke für die grüße im ney-tagebuch!
Ja so ist das mit den Frauen, die brauchen immer verändereungen. Frisur usw. Männer haben es da einfacher die brauchen auch nicht 30 Paar Schuhe :)
*gnihi*
Japp!
(Wobei ich jetzt ja schon weine, weils mir wieder zu hell geworden ist durchs Auswaschen ;D)
Etosha:
Ach HÖRMIR doch auf *weglach* ;D