Als ich strammen Schrittes dem Supermarkteingang entgegenschritt, bewegte sich etwas – ich konnte es im Augenwinkel gerade noch wahrnehmen – leise, fast traurig. Ich verlangsamte meinen Schritt und wandte den Kopf hin, in die Richtung, aus der mich die Bewegung lockte, und es fröstelte mich. Dort standen sie, in einer Ecke dicht aneinander gedrängt, zitternd im kalten Wind. Sie waren alle noch recht klein, auf den ersten Blick auch kräftig und gesund, gut gewachsen, dort hinter dem Absperrgitter. Es waren etliche, und als ich meine Hand so, dass es fast unwirklich erschien, über das Schild gleiten ließ auf dem „gefällt“ und „ab 14.99 €“ geschrieben stand, erfasste mich eine tiefe Traurer um all die kleinen Tannen, die jedes Jahr ihr Leben lassen müssen, um unsere Räume mit ein wenig uriger Gemütlichkeit auszustatten – um nur kurze Zeit später ohne Nadelkleid auf nacktem Asphalt auf ihren Abtransport zu warten. Das Zittern ihrer Zweige machte sie ängstlichen Tieren in der Kälte ähnlich; es wirkte fast auf mich, als würden sie in den Zweigen des Nächststehenden Schutz suchen, vor allem, was sie wohl erwarten mochte. Irgendetwas in mir verspürte den Wunsch, ihnen Mut zu machen, ihnen nur für einen Moment die Angst zu nehmen …
… Ein rappelnder, von der Stimme einer verärgerten Mutter begleiteter Einkaufswagen riss mich aus meinen Gedanken, und so straffte ich meine Schultern. Setzte meinen Weg fort, in den Supermarkt hinein, zum Brotregal. Wir wollten schließlich den guten, anonym in Folie veschweißten Wildlachs nicht von der puren Hand essen.