Mittwoch, 16. Mai 2007
Fass übergelaufen
Es ist mir ein Anliegen, ein paar generelle Worte zu meinen persönlichen, teils kryptischen Einträgen hier in diesem Blog zu verlieren. Vorab: Ich weiß nie, wie ihr, meine lieben Leser, diese Einträge lest, wie ihr sie für euch interpretiert, was für ein Eindruck von mir in euren Köpfen entsteht. Was ja eigentlich auch ein Teil des Reizes ist, den Blogs generell ausmachen. Warum das Wort „eigentlich“ am Beginn des Satzes, fragt ihr euch?
Ich will versuchen, es zu erklären: Ab und zu findet sich hier ein Eintrag, der sehr traurig klingen mag, manchmal verzweifelt oder gar hilflos. Wenn ich einen solchen Eintrag veröffentliche, trudeln bei mir recht bald E-Mails ein, manchmal mehr, manchmal weniger, aber allen ist der Tenor gemein: „Hast du schon mal drüber nachgedacht, xy sein zu lassen? … Ich empfehle dir Handlung xy … Falls du reden willst …“.
Als dies vor ca. 1 1/2 Jahren das erste Mal passierte, war ich überrascht und habe mich gefreut wie Bolle über Menschen, die so aufmerksam sind. Jetzt kommt jedoch das Aber, das im Laufe der Zeit riesengroß geworden ist: Einige dieser Menschen, die mir solche E-Mails schreiben, sind mir noch nicht einmal vom Namen her bekannt. Mit Wenigen hatte ich bereits losen Kontakt. Kaum einer kennt mich wirklich persönlich. Was also bedeutet, dass mir teils wildfremde Menschen ihre Hilfe oder ihren Rat anbieten. Das ist grundsätzlich eine tolle Sache – solange diese nette Geste nicht zum Selbstzweck verkommt.
Wenn ich einen persönlich gefärbten Eintrag schreibe, dann mache ich das in erster Linie, weil das Schreiben an sich das Potential hat, vormals wilde Gedanken zu einem schlüssigen Paket zu bündeln. Ich veröffentliche diese Einträge – die lediglich einen Ausriss aus meiner Realität darstellen – weil Persönliches für mich einfach dazugehört, und weil ich wahrnehme, dass es dem Einen oder Anderen etwas sagt oder einfach nur gerne gelesen wird.
Was ich damit sagen will: Ich betreibe dieses Blog nicht, damit Andere mir sagen, was gut oder gar besser für mich wäre. Ergo schreibe ich hier nicht, um Lebenshilfe zu erhalten. Dass ich sie dennoch häufig angeboten bekomme, lässt mich zögern, weiterhin persönlich zu schreiben, erdrückt mich, reduziert mich auf ein kleines, hilfloses Weibchen. Ich fürchte leider, ich muss erwähnen, dass ich das mitnichten bin.
Der Grat zwischen gesendeter Aufmerksamkeit und empfangener Aufdringlichkeit ist verdammt schmal. Versteht mich also nicht falsch – ich freue mich natürlich über Zuspruch oder „Me too“-Kommentare, auch über eine Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema und Kritik an dem, was ich schreibe. Hier ein gesundes Maß an Distanz zu wahren und anmaßendes Verhalten zu vermeiden, stellt in meinen Augen eine Selbstverständlichkeit dar. Dass es das leider nicht ist, habe ich nun zu oft erfahren müssen.
Nun sollte sich nicht Jeder, der mir einmal eine ähnliche E-Mail oder einen ähnlichen Kommentar geschrieben hat, hochexklusiv angesprochen und auf den Schlips getreten fühlen. Wer es dennoch tut, fühle sich bitte hiermit aufgefordert, via E-Mail nachzufragen, bevor ihm der Kamm schwillt.
Vielen Dank für die hochgeschätzte Aufmerksamkeit und weiter mit Musik.
Und einen Ratschlag habe ich natürlich auch parat ;-): Lass dich nicht ärgern und schreib weiter!
:D
(Und: Merci! *knicks*)
Lydia:
Hm, wie meinen? ;)
(gnhihihi!)
Da da durchaus der Eine oder Andere bei ist, den ich mag, war es mir wichtig, nicht wirklich zu hauen. Ich hatte sehr Sorge, dass es trotzdem so klingt – es beruhigt mich, dass es mir anscheinend gelungen ist. Merci :)
Ja, ich weiss .. der 2.0 Hype geht mir auch gehörig auf die Nüsse und ich schäme mich, das im Titel gebraucht zu haben. Aber es passt grad so schön: die Musikempfehlung am Ende von serotonics übergelaufenem Fass nehme ich als Anlass, meine favourite video
Aufgenommen: Mittwoch, 23. Mai 2007