Montag, 7. Mai 2007
Grüße vom Feldrand
Ich kann mich fast gar nicht mehr daran erinnern, mich das letzte Mal so sehr zu Hause gefühlt zu haben. Es muss um die 15 Jahre her sein, dass ich fort musste, fort von dem Ort, an dem mein Herz ruhte. Es folgten 4 zu bewohnende Mietobjekte, 3 davon in der Stadt gelegen, alle begleitet von einem tiefen „Hier gehörst du nicht hin“-Gefühl und warmer Sehnsucht nach Grün im Bauch.
Dann, im Sommer 2004, begann die Suche nach einem neuen Ort, einem Ort zum Wohnen, zum Arbeiten, zum Wohlfühlen und Durchatmen. Wir haben nicht lange gesucht. Die 83 Quadratmeter, die wir heute bewohnen, die ich ganzherzlich mein zu Hause nenne, fanden wir in Troisdorf. Genauer: Troisdorf Bergheim. Noch genauer: Am Feldrand.
Ich weiß noch, dass mein Herz Zustimmung pochte, noch bevor ich nur einen Fuß in das 8-Parteien-Wohnhaus setzte. Es geriet in helle Aufregung wegen der das Haus umsäumenden Gegend: Da waren sie, die lang ersehnten Weiten, das kräftige Grün, die kleinen Straßen, die wilden Hecken. Dass die Wohnung selber auch noch zu unseren Bedürfnissen passte, als wäre sie geradezu für uns gebaut worden, löste ein wahres Freudengewitter in uns aus. Hier wollten wir fortan nicht nur unsere PCs aufstellen und Körper zur Nachtruhe betten, sondern unsere Beine ausstrecken, keinen Karton unausgepackt lassen und leben.
Seither genieße ich jeden Tag den Weg zum Eingang ums Haus herum, an einem kleinen, brachliegenden Feld vorbei, auf eine riesige Fläche Ackerland zu. Meine Seele baumelt beim Anblick dieser Grünfläche, in der so viel Leben ist. Dieses Stück heile Welt, das mich umgibt und mich spüren lässt, dass ich neben meiner sterilen Arbeit am PC immer noch ständig mit der Natur verbunden bin.
Nie werde ich den Moment vergessen, als wir aus dem Haus traten und der Poschist wie angewurzelt stehenblieb, da vor seinen Füßen ein in dem kleinen Wäldchen rechts gegenüber mit seiner Henne nistender Fasanenhahn ebenfalls wie angewurzelt innehielt, die beiden Mannsbilder einander tief in die Augen schauten, um nur eine Sekunde später mit lautem Getöse voneinander zu weichen.
Überhaupt, Vögel: Hier bekommt man noch viele Arten zu Gesicht, deren Namen ich nicht mehr weiß, weil sie mir in der Stadt nicht mehr begegneten. Auch wenn ich ihre Namen nicht kenne, ich halte inne bei ihrem Anblick, ich erfreue mich an ihrem Gesang, ich lache über die Kapriolen, die sie über meiner Terrasse nur für mich zu schlagen scheinen. Und ich freue mich, dass es direkt hinter dem Haus, in dem wir leben, gleich mehrere kleine Schutzgebiete zwischen den Ackerflächen für sie gibt. Dort können sie in der Ruhe nisten, die auch ich genieße, wenn ich die eine oder andere Stunde auf meiner kleinen Außenanlage verbringe. Gut, seitdem das ökologisch recht bedacht angelegte Neubaugebiet nebenan fertiggestellt und voller Menschen ist, ist es nicht mehr ganz so beschaulich hier, an meiner Ecke Bergheims – aber es bleiben mir viele Momente, in denen ich meinem eigenen Herzschlag zuhören kann, weil der Wind alleine nicht laut genug weht, um ihn zu übertönen.
Für mich bleibt somit unterm Strich eine extra-große Portion Wohlgefühl und innige Liebe zu dem Grün, das mich umgibt. So innig, dass ich gar Geschäftsbriefe mit Grüßen vom Feldrand signiere. Oh ja – ich liebe mein zu Hause, meine Heimat, meinen Feldrand – von ganzem Herzen und solange ich kann.
Solange ich kann … das ist nun keine schwerlich zu bemessene Zeitspanne mehr. Denn vor dem Wäldchen rechts gegenüber, nur 100 Meter Luftlinie von dem Schreibtisch entfernt, an dem ich jetzt diese Zeilen tippe, will die Rewe Handelskette einen großzügig bemessenen Supermarkt bauen.

Nach einem länglichen Blick durch die Internetpräsenzen der örtlichen Parteienlandschaft, ist mir jetzt auch eher übler als wohler.
Soweit ich mich jetzt hineingelesen habe, wäre wohl das Grundstück an der Großen Heerstraße eine für dich eher befriedigende (oder vermutlich besser: Unfrieden reduzierende) Alternative, wenn man es nicht völlig abwenden kann. Ich persönlich bin mir allerdings ziemlich unklar darüber, wieviel ich als Nicht-Anwohner dazu jetzt überhaupt beitragen kann - vor allem, wie ich CDU-kompatibel meinen Unmut formulieren könnte. Ideen?
Viel Kraft!
Ich drücke sämtliche Daumen und stelle meine Unterschriftskraft zur Verfügung, falls man irgendwie helfen kann bannerisiere und plakatisiere ich auch gerne mein Blog für euch. :)
Ansonsten, ich zitiere aus deinem verlinkten Artikel:
[quote]Zu der Planung gibt es am Donnerstag, 10. Mai, 18 Uhr eine Bürgeranhörung im Saal C im Untergeschoss des Rathauses.[/quote]
Da würde ich durchaus meine Anwesenheitskraft zum kollaborativen protestieren anbieten. Ich bringe auch gerne Gotcha-Kanonen, faule Eier und effektvoll inszenierte Protestplakate mit! :-)
Grüße von einem anderen Feldrand!
Gruß an den Feldrand von gegenüber. Wer nicht kämpft hat schon verloren.
smiley:
> wieviel ich als Nicht-Anwohner dazu jetzt
> überhaupt beitragen kann - vor allem, wie ich
> CDU-kompatibel meinen Unmut formulieren
> könnte. Ideen?
Hm, ich denke, als Nicht-Anwohner nichts. In diesem konkreten Fall zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls ;)
CDU-kompatibel zu formulieren ist auch nicht meins. Ich wär da auch für Ideen sehr offen.
> Viel Kraft!
Merci! Das können wir gut gebrauchen.
Garvin:
Ich arbeite gerade an einer Inetpräsenz zum Thema. Kann also gut sein, dass ich wegen der Bannerpflasterung noch auf dich zukomme ;)
Ansonsten gebe ich dir heute Abend Bescheid wegen der Vor-Ort-Unterstützung. Alleine fürs Angebot ein herzliches Danke!
Etosha:
:) Das salbt schon ungemein. Vor allem, wenn man in einem Haus mit Menschen wohnt, die einem zu dem Thema die Türe vor der Nase zuschlagen und dabei „Sollense doch, is mir doch egal“ verbalerbrechen.
Gantenbein:
Sehr gerne. Es ist uns im wahrsten Sinne des Wortes ein Anliegen. Ich hoffe ja immer noch, den einen oderen anderen Ratssitzinhalt wachrütteln zu können. Vielleicht kennt da doch jemand das Wort „zukunftsorientiert“ und kann mit der Verbindung zum Wort „Lebensqualität“ etwas anfangen.
Armin:
Wenn das so ohne weiteres möglich wäre, würde ich mich in Feldrandvertretung ungemein freuen. Falls nicht freuen wir uns über jeden gedrückten Daumen! :)
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Hallo und herzlich willkommen in dieser neuen Woche! Heute früh, als Sie zur Arbeit gingen, war es Zeitumstellung-sei-Dank schon wieder hell, Sie sind also schon fit genug, Ihre Nase in Blogs zu stecken und sind daher, jetzt und hier, live dabei! Live dab
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