Montag, 27. Februar 2006
A wie Arzneimittelgesetz, Z wie Zweizeller
Nehmen wir einmal an, die Einzelmitglieder des Hauses seroposch hätten gelegentlich Kopf- oder gar Gliederschmerzen und würden ab und an gar versuchen, diese mittels passender Pillchen von der das Wohlbefinden beeinträchtigenden Wahrnehmung auszuschließen. Nehmen wir einmal an, dass die Einzelmitglieder ausnahmsweise keine Liebhaber der gängigen Schmerzmittel wie Aspirin oder Paracetamol, sondern der amerikanischen Marke Excedrin auf das Innigste zugetan wären. Denn diese kleinen Wunderpillchen enthalten nicht nur Aspirin und Koffein, nein nein, sondern auch Acetaminophen – das heißt, Aspirin und Paracetamol in einem. Außerdem prangt auf ihrer Vorderseite auch ein wirklich formschönes, großes „E“, so etwas beruhigt bekanntlich.
Man könnte jetzt argumentieren, dass das Hause seroposch einfach immer ein halbes Aspirin- und ein halbes Paracetamol-Pillchen kombischlucken könnte, um den gleichen Effekt zu erhalten – aber, meine Damen und Herren! Das wäre verantwortungsloser und kontrollfreier Mischkonsum. Brechen Sie mal so ein Pillchen genau in der Mitte durch, dann wissen Sie, wovon ich spreche!
Nehmen wir also weiterführend an, das Hause seroposch wäre in der dummen Lage, seinen vor Jahren aus dem Urlaub eingeschleusten, prachtvollen Vorrat Excedrin zu einem kläglichen Rest verkümmern zu sehen. Was läge da näher, als den Freunden drüben in den USA fix Bescheid zu sagen, uns ein kleines, als Geschenk verpacktes Päckchen zukommen zu lassen?
Richtig, nichts läge näher – in Anbetracht der Tatsache, dass die hier erhältliche Importware um ein Dreihundertfünfzigfaches teurer ist als ihr Schwesterchen an der WalMart-Kasse ein paar tausend Kilometer westlich (oder auch östlich, suchen Sie sich’s aus). Nun, stellen wir uns spaßeshalber einmal vor, dass die Freunde in den USA den Rat, das Ding bitte versichert zu senden, justement in der Sekunde, als er durch die Hörmuschel drang, über das Steigbügelchen hüpfte und seinen Weg ins Hinterstübchen suchte, vergaßen. Was zur Folge gehabt hätte, das das hübsche Geschenkpaket irgendeine Postangestelltentochter in irgendeinem Land zwischen hier und dort vielleicht sehr glücklich gemacht und die kopfschmerzbeeinträchtigte sexuelle Beziehung zu ihrem künftigen Gatten in kürzester Zeit wieder gefestigt hätte.
Und weil heutzutage ja alles, was nicht niet- und nagelfest ist, versteigert und quer durch die Welt verschickt wird, käme das Hause seroposch vielleicht anschließend auf die Idee, seine Glückspillchen Schmerztabletten bei einem amerikanischen Ebay-Mitglied zu erwerben. Es also einfach einmal auf den Versuch ankommen zu lassen, ob der Zoll seinen großen, gierigen Höllenschlund bis zum Anschlag aufreißen und die kleinen, unschuldigen Pillchen mit dem hübschen „E“ einzeln in sich hineinstopfen würde. Einfach mal versuchen, ob es uns ganz demonstrativ mit der leeren Packung zwischen den Backenzähnen noch ein fieses „Ääääätsch“ hinterherrülpsen würde.
Stellen wir uns also vor, oben geschildeter ausgemalter Fall wäre eingetreten. Dann hätte es durchaus sein können, dass der Poschist kürzlich vor einer strohbehaarten Zollbediensteten gesessen hätte, deren Augen vergeblich versuchten, aus den Höhlen zu fliehen und einen neuen Dienstherren zu finden (man audiovisualisiere bitte ein fies schmatzendes *gulp*) und deren Kauleisten den Nussbaum-Antik-Möbeln meiner lieben Frau O. in Farbe und Form auf erschreckende Weise glichen.
Diese Zollbedienstete hätte natürlich in vollkommener Missachtung geltenden Rechts die Herausgabe der fröhlichen Pillchen verweigert und nichts unversucht gelassen, dem meinen Poschisten auch noch Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz zu unterstellen. Einfache, erklärende Aussagen hätte sie natürlich mit dem Vermerk, diese durchaus als Selbstanzeige werten zu können, quittiert.
Und natürlich hätte der Poschist in dieser Situation schnellstens die Beine in die Hand genommen, um mittlerweile sehr wahrscheinlich gewordene sprachliche Ausfälle seinerseits dieser ausgesprochen freundlichen „Dame“ gegenüber rein präventiv auszuschließen.
Nun, wo wir uns so vieles vorgestellt und noch weiteres einfach mal angenommen haben, könnten wir an den Punkt gelangt sein, der erklären würde warum der Poschist und ich uns am Wochenende stundenlang in rechtssicherem Beschimpfen übten.
Denn würde so ein Fall einmal wirklich eintreten, würden wir uns jetzt in die Lage versetzt fühlen, unserem Unmut hinreichend und ohne gedankliche Folgelasten direkt vor Ort Ausdruck zu verleihen. Wir überlegen noch, ob wir unsere Erkenntnisse teilen werden. rechtssicheres-beschimpfen.de jedenfalls ist noch frei.
Wäre bei diesem potentiellen EBay-Vorgang denn das Paket beim Zoll als Geschenk deklariert? Wenn ja, dann wäre das ja nicht zutreffend, weil ja bei EBay gekauft, und daher vom Zoll eigentlich korrekt gehandelt.
Wenn es beim Zoll als Einkauf deklariert wurde, müsste der Verkäufer theoretisch eine Apotheken-Lizenz besitzen um die Einfuhr legal durchzuführen; wäre das der Fall gewesen?
BTW, http://www.zoll.de/b0_zoll_und_steuern/d0_verbote_und_beschraenkungen/c0_schutz_menschl_gesundh/a0_arzneimittel/a0_private_einfuhr/index.html beschreibt ja auch einiges, dass Einfuhr in größeren Mengen halt rechtlich schon nicht so gerne gewünscht ist.
Übrigens reite ich nur deshalb auf solchen rechtmäßigen Dingen herum, weil ich sie auch blöd und stumpfsinnig finde. Aber ohne Anprangerung und öffentliches Bewusstesein ändert sich in diesem Bananenstatt hier ja eh nichts mehr.
Im Eifer des persönlichen Ärgers habe ich wohl „geltendes Recht“ mit „gesundem Menschenverstand“ verwechselt. Wie mir das passieren konnte, ist mir allerdings absolut unklar ;)
Wir hätten es ja auch als Versuch gestartet; mit dem Wissen, dass die Chancen nicht gut stehen, dass wir die Pillchen wirklich einmal in den Händen halten würden. Übrigens hätten wir keine große Menge, sondern nur eine einzige mittelgroße Plastikflasche mit Platz für 150 Pillchen bestellt.
Was am Zoll so ärgerlich hätte sein können, wäre die geschilderte Bedienstete gewesen. Die aber auch wirklich bis ins kleinste Detail eine Beamten-Überheblichkeit an den Tag gelegt hätte, die kein Mensch auch nur 2 Minuten ertragen kann. Die ununterbrochen hätte durchblicken lassen, dass SIE hier die Macht hat, nein halt, die Macht IST. Die ununterbrochen jedes, aber auch jedes gesagte Wort so zu drehen gewusst hätte, dass sie ihrem Gegenüber damit einen hätte reinwürgen könnten. Eine, die ihre überlegene Postition sichtlich genossen hätte.
Was das geltende Recht angeht: Prinzipiell ist das auch gut so, dass nicht alles einfach auf unkomplizierten Wegen eingeführt werden darf. Die Gefahren des unwissenden Missbrauchs ist wirklich zu hoch.
Aber was Medikamete, die ausschließlich Stoffe enthalten die hier nicht nur als Arzneiwirkstoff zugelassen, sondern auch noch rezeptfrei erhältlich sind, angeht, halte ich diese strikte Verordnung für absolut schwachsinnig.
Insbesondere, wenn dieses Medikament als Import hierzulande legal zu erwerben ist, wie Excedrin zum Beispiel. Das bei Ebay bestellbare Excedrin unterscheidet sich kein Stück von der Apotheken-Importware.
> Aber ohne Anprangerung und
> öffentliches Bewusstesein ändert
> sich in diesem Bananenstatt hier
> ja eh nichts mehr.
Ich fürchte, da ändert sich auch mit Anprangerung und öffentlichem Bewusstsein nichts. Ich sage nur: GEZ.