Schon lange habe ich mit dem Gedanken gespielt, jetzt ist der Entschluss gefasst: Ich werde Gesangsunterricht nehmen.
Jawohl. Auch wenn mein nahes Umfeld wahrscheinlich kichern wird, da wäre Hopfen und Malz verloren.
Ich singe verdammt gerne. Ständig träller ich vor mich hin: unter der Dusche, während der Arbeit, in Fluren, auf dem Weg ins Parkhaus, im Auto, beim Schuhe zubinden, beim Kochen, ja sogar beim Zähneputzen – ob ich gute Laune habe oder auch nicht. Nur leider trällere ich fürchterlich schief.
So schief, dass mich der Poschist früher, sobald ich nur ein kleines Liedchen anstimmte, mit einem vollkommen entnervten Nicht. Singen.
(betont als wäre es kursiv, fett, in Versalien und auch noch unterstrichen) anblaffte. Irgendwann konnte ich ihm klar machen, dass ich das Singen als Ventil brauche, es wichtig für mein emotionales Gleichgewicht ist. Seitdem erträgt er stumm. Ich weiß dieses Opfer sehr zu schätzen, denn auch mir sträuben sich die Nackenhaare, höre ich Menschen singen, die es nicht können.
Dabei konnte ich in Unter- und Mittelstufenzeiten noch ganz passabel mit meinen Stimmbändern umgehen. Da wurde mir eine schöne Stimme bescheinigt, manchmal wurde ich sogar zum Singen aufgefordert. Es war wohl der weibliche Stimmbruch, der vernichtend zuschlug und mir die wohlklingende Seite meiner Leidenschaft nahm. Ich gebe zu, ich trauere dem ein wenig hinterher.
Doch sind Chorvergangenheit und genervter Poschist nur ein Teil meiner Motivation: Ich möchte generell etwas Neues lernen, etwas, was nichts mit beruflicher Bildung zu tun hat. Möchte eine neue private Aufgabe fern des PCs haben. Und irgendwann vielleicht selbstbewusst singen. Es mehr genießen können und nicht mehr so abrupt die Stimme senken, wenn andere Menschen meine Hörweite betreten. Ich weiß, ich werde nie Arien singen können, aber vielleicht bewirkt professionelle Stimmbildung ja das kleine Wunder, mich tällern zu lassen, ohne körperverletzend zu wirken.
Ich freue mich schon auf unzählige „Cöö Döö Eee Eff Gee Ahh Haa Ceeeee!”s und tausende „Na na na naaa”s. Fehlt mir nur noch ein geduldiger, nicht allzu teurer Gesangslehrer im Raum Bonn. Ihr kennt nicht zufällig...?