Montag, 12. Dezember 2005
Gezahlt.
Liebe Gebühreneinzugszentrale,
ich bin ja ein im Grunde geduldiger Mensch. Doch es gibt Dinge, die darf man mit mir nicht allzu zu weit treiben. Dann werd’ ich nämlich ein wenig unleidlich, bekomme fiesen Hautausschlag. Und dicke Finger. Dein Verhalten mir gegenüber ist zum Beispiel so’n Ding.
Früher, weißt du, da gingst du mir nur ein bisschen auf den Senkel. Da kam alle paar Jahre mal so ein kleines Männelein in deinem Auftrag bei mir klingeln, holte sich ein „Nein, kein Radio, kein TV, kein Auto. Wie’rseh’n.“ ab, trollte sich brav und ließ mich bloß ein wenig genervt zurück.
Selbst die Stunden, die ich im letzten Jahr mit deiner Drückerkolonne deinen anscheinend recht zahlreich vorhandenen Mitarbeitern verbrachte, um ihnen bis ins kleinste Detail darzulegen, dass dieser Haushalt hier butterblumenblütenbrav die volle Summe bezahlt, konnten nur klitzekleine Bläschen auf meiner Haut erzeugen.
Einem ganz besonders Freundlichen bot ich gar Sitzplatz und Kaffee bei Radiobeschallung an, um ihm auch haargenau auf die arbeitsgeilen Fingerchen schauen zu können, ob er denn diesmal die Verhältnisse unseres Haushaltes zu dir korrekt notieren würde. Findest du das nicht auch ausgesprochen nett von mir? Ich jedenfalls war von meiner eigenen Gelassenheit und Auskunftsfreudigkeit höchst beeindruckt.
Das hätte doch ein nettes, ausgeglichenes, von gegenseitiger Harmonie geprägtes Verhältnis werden können, das zwischen uns, meinst du nicht? Nur anscheinend magst du es nicht unkompliziert und freundlich. Und machst mir dicke Finger (und fiesen Hautausschlag!), indem du mir ein paar Monate, nachdem ich deinem Mitarbeiter lange hinterher winkte und dabei Tränen des frühen Vermissens vergoss, ein mäßig freundliches Schreiben zusendest, welches mir mitteilt, dass Anmelden Pflicht sei und ich meine gesetzlichen Verpflichtungen zu überprüfen habe. Und das Ganze mit einem feinen, unterstrichenen Ultimatum versiehst.
Liebe Gebühreneinzugszentrale, hast du mir denn überhauptgarnicht zugehört? Haben deine Mitarbeiter eine schlimme, schlimme Linkshänderklaue? Oder magst du mich einfach nicht leiden? Halt, sag nichts, ich kann es mir bereits denken.
Jedenfalls habe ich jetzt beschlossen, es dir und deiner Drückerkolonne, ähem, schon wieder, uuu-hups, ich meine natürlich deinen freundlichen Mitarbeitern, in Zukunft ein bisschen unfreundlicher zu gestalten und mich somit dir anzupassen: Sollte es noch einmal einer deiner Herren oder Damen wagen, seinen oder ihren Fuß in meinen Türspalt zu stellen, werde ich ihnen eben diesen mittels ganz, ganz kräftigem Tür-Zuschmeißens eiskalt amputieren. Und ihnen anschließend zurufen, dass ich jetzt nur noch ausschließlich über die Gegensprechanlage zur Konversation bereit bin. Du kannst mich nämlich mittlerweile ganz massiv an meinem werten Hingersch schmatzen.
Mit ebenso freundlichen Grüßen
deine serotonic
PS.: Auf den Antwort-Umschlag klebe ich übrigens keine Marke drauf, und wenn du fünf Mal „Bitte freimachen“ draufschreibst. Wenn du der Meinung bist, mir einfach meine Zeit stehlen zu können, sehe ich mich leider auch nicht in der Lage, dir das Porto zu schenken. Aber dafür hast du sicherlich Verständnis.
Irgendwo las ich einmal (nicht wiedergefunden, im Usenet wars), dass jemand die netten Rückumschläge mit extra dafür zurechtgeschnittenen Bleiblech-Abfallstücken aus der Firma befüllte, und diese dann unfrei zurückschickte. Andererseits hilft's ohnehin nichts, oder treibt gar die Gebühren hoch. So richtig weiß ich noch nicht, wie man diese Schutzgelderpr.... ahem, diesen Verein passend strafen kann.
wir spielen hier seit jahren das spiel: (alles ordentlich auf mich angemeldet): erster brief an s., zweiter brief an s., dritter böser brief an s., mal wieder meine nummer hinschicken, erster brief an s., zweiter ....
kein wunder, dass die öffentlich-rechtlichen auf schleichwerbung umsteigen müssen, wenn alle gebühren in diesem verein fürs porro draufgehen
Seitdem ist Ruhe...
Ich warte noch auf einen finalen Bescheid, ob ich jetzt umziehen darf.
Und irgendwo hat mal wer berichtet, dass alles, was nicht Anmeldung ist quasi sofort ungelesen in den Müll fliegt.
Die Drück..äh Mitarbeiter sind wohl Sub-Sub-Subunternehmer, die quasi selbstaendig unterwegs sind und nach Abschlüssen bezahlt werden - so habe ich es gelesen. (Spiege? weiss nicht mehr)
http://blog.h8u.de/index.php?/archives/266-GEZ-Gebuehren-Einnahme-Zuhaelter.html
Am billigsten ist der Anruf bei der 01805 Nummer, und dort tippt das dann auch geleich ein freundlicher Callcentermitarbeiter in die gottesgleiche Ehdehfau!
Wann haben Sie das Auto denn verkauft? War denn zu dem Zeitpunkt ein Radio drin? - Ja, aber was tut das zur Sache. Ich habs ja nicht mehr!!!
Und der Fernseher, ich hatte doch einen Fernseher! - Auch das, aber mein Kerl guckt nicht auf so nem kleinen Kasten. Den ham wir weg getan. Mim Sperrmüll!!!
Radio? Ham Sie Radio? - Ja, eins, im Wohnzimmer, hat der Kerl angemeldet.
Ahh, aber Sie ham nen Wecker? - Ja sicher, ich muß ja irgendwie pünktlich bei der Arbeit sein.
Den müssen Sie anmelden! - Seit wann muß man nen Wecker der BIEP BIEP BIEP macht anmelden???
*puh* .... Rasender Puls hier.
Ich hätte den Kerl damals auch niemals in die Wohnung gelassen, wenn mir das ständige Vorbeischauen der diversen Mitarbeiter nicht so abgrundtief auf den Senkel gegangen wäre und ich spontan dachte, die Strategie zu wechseln würde vielleicht fruchten, ich bin ja manchmal so unverbesserlich optimistisch. War das erste und letzte Mal.
Mittlerweile habe ich ja schon das Gefühl, ein Verbrecher zu sein, es könnte täglich an der Türe klingeln und mir grobes Metall um die Handgelenke geklickt werden.
Vor allem, was das kostet! Wie Christian schon sagt, das Porto, dann die ganzen Drü..*räusper*...na ihr wisst schon, der Verwaltungsapparat...
Dabei stimme ich grundsätzlich einer solchen Einrichtung, die eine Radio-/TV-GRUNDVERSORGUNG für Menschen, die sich nicht mehr leisten können, bietet. Ich bin auch gerne bereit, einen Obulus für die Allgemeinheit zu leisten und für das, was ich persönlich nutze, ebenfalls zu zahlen. Nur 1. ist das praktizierte Modell an sich schwerst schwachsinnig, geht schon WEIT über die Grundversorgung hinaus und 2. steht es zu keinem Verhältnis der tatsächlich konsumierten Leistung.
Einen Bericht, in dem ein ehemaliger Mitarbeiter von der Praxis mit Schreiben, die keine Anmeldung sind, berichtet hat, habe ich ebenfalls gesehen. Da waren auch noch wunderbare Beispiele mit mehreren Tausend Euro Nachforderungen zuzüglich Gebühren, obwohl das TV in einer Wohnung stand, die nicht bewohnt wurde, da die Familie eines Soldaten temporär zu den Eltern zog, da der Papa sich fürs Vaterland im Ausland befand (Keine Garantie für Richtigkeit der geschilderten Verhältnisse, ich erinnere mich leider nur vage).
Ich find's ja schon bezeichnend, was alleine hier schon zu lesen ist, und dass man das noch als "harmlos" bezeichnen kann, ist verdammt erschreckend.
Mafia trifft das vom Gefühl her ziemlich gut.
Was das Porto angeht: Die drucken "Antwort" auf den Rückumschlag, dann ist das auch eine Antwort, und die wird gefälligst vom Empfänger gezahlt. Wenn die jetzt der Meinung sind, meinen sorgsam ausgefüllten Bogen (der mehr aus prägnanten Streichungen besteht), wegwerfen zu müssen, spiele ich das hin-her-Spiel gerne ein wenig mit.
(Dieses Gefühl der Machtlosigkeit... Wuahrg, mir kocht das Blut!)
Tobias:
Da sag ich nur: Glückwunsch, meinen blanken Neid und ein "hoffentlich bleibt das auch so"!
Lillian und Pia:
Herrlich. Wie wunderbar, äh, wunderlich merkbefreit. Wäre es nicht so traurig, wäre ich versucht, ein wenig zu kichern.
(Und jetzt haue ich mich wieder mit Umckaloabo, Gelomyrtol, Nasenspray und heißem Tee auf die Couch. FERNSEHEN.)
Wenn Du's brauchst schreib ich Dir so was ähnliches für die GEZ... ;-)
Ich hatte da auch mal ein schönes Erlebnis, als ich mit meiner Abo-Karte vom Verkehrsverbund kontrolliert wurde. Der Kontrolletti schob sie in sein – vermutlich schweineteures – Lesegerät, guckte mich an und sagte: "Die is nicht gültig." Als ich ihm erklärte, dass der monatliche Obolus (der nicht unerheblich ist) mit absoluter Gewissheit auf das Konto meines Verkehrsbetriebes geflossen sei, kam nur die Antwort: "Da kann ich auch nix machen; müssense zum Servicezentrum gehen und das melden."
1. frage ich mich sowieso, was das Wort "Servicezentrum" im Zusammenhang mit öffentlichem Personennahverkehr zu suchen hat, und
2. wusste ich noch gar nicht, dass man bei der Bahn seine UNschuld beweisen muss und nicht umgekehrt – kann ich ja noch von Glück reden, dass ich nicht acht Jahre in U-Haft genommen wurde…
Nun gut, der Typ hat auf jeden Fall meine Personalien aufgenommen, mir einen Wisch mitgegeben, der bestätigte, dass ich schwarz gefahren sei und mir freundlicherweise gleich noch einen Überweisungsträger ausgehändigt.
Ich bin dann gleich noch zum "Servicezentrum", wo ich nach 30 Minuten Wartezeit (hatte ja eh nix besseres vor) auch dran kam, um zu erfahren, dass der Kontrolletti einfach zu doof war: Da ich mein Abo gerade von einer auf zwei Tarifzonen umgestellt hatte, waren quasi zwei Versionen meines eTickets auf der Karte. Im Lesegerät wurde nur die alte angezeigt, die in dem Zug tatsächlich nicht gegolten hätte. Aufgrund der zweiten aufgespielten Version wurde aber unten im Display ein kleiner Pfeil angezeigt, der dem Bediener sagen soll(te): "Blätter weiter, da gibbet noch wat." Und siehe da – auf Seite zwei wurde mein gültiges Ticket angezeigt!
Gut, alles halb so wild, die (wirklich) nette Dame am Schalter hat alles gleich aufgenommen und auch an die DB weitergeleitet – Käse gegessen.
Damit war die Sache für mich unschuldsbewussten Bürger erledigt; wenn da nicht ungefähr vier bis fünf Monate später ein Brief von der Bahn gekommen sei, der mir noch einmal einen unwillkürlichen Würgereiz beschert hat.
Man hätte mich ja ohne gültigen Fahrausweis angetroffen, und damit läge der Fehler ja ganz klar bei mir – natürlich, ich kaufe mir demnächst auch so ein Lesegerät und überprüfe vor Fahrtantritt immer die Gültigkeit meines Tickets…
Aber aufgrund der unermesslichen Güte der Deutschen Bahn verzichte man in diesem Fall auf das erhöhte Beförderungsentgelt und sehe auch von einer weiteren Verfolgung ab.
DANKE liebe Bahn, dass Du mir so gnädig gestimmt bist und einen bewiesenermaßen Unschuldigen nicht durch die CIA abholen und in Guantamo, Baghram oder Abu-Ghureib "interviewen" lässt!
Aber vielleicht solltest Du doch das Geld, was Du hier in Deinen Verwaltungsapparat gesteckt hast, lieber in die Ausbildung und Lesegeräteeinweisung Deines stets freundlichen und sachkundigen Personals stecken.
Dä.
Hehe, dankeschön, vielleicht komme ich ja darauf zurück, sollten alle meine Strategien nicht anschlagen :)
Und natürlich, bitte schicken, ich bin hochinteressiert!
André:
Dä. (aber sowasvon!)
(Threaded Comments haben auch so ihre Tücken, merk ich grad. Ich überleg mir mal, ob die hier überhaupt Sinn machen.)
Serotonic legt ihre Freundschaft mit der GEZ nieder und droht mit dem Krankenhaus. Schön zu lesen ;) ...
Aufgenommen: Montag, 12. Dezember 2005
Liebe Gebühreneinzugszentrale, ich kann nicht sagen, dass es mich freut, wieder von dir zu lesen. Da sind meine Finger gerade mal wieder schlank geformt, da ist der Hautausschlag erst kürzlich verheilt – und jetzt kommst du mit einem neuen Schreiben da
Aufgenommen: Montag, 9. Januar 2006
Der Grüne Umschlag Des Grauens™ hat nun auch mich erreicht. Schön, wenn die Umschlagfarbe es gleich dem Empfänger erleichtern soll, ihn der passenden Mülltonne zuzordnen. So trägt auch die GEZ ihren Beitrag zum Umweltschutz bei. - Aber, liebe GEZ, viel ökologischer wäre es doch, die Umschläge direkt in Euren Papiermüll zu werfen. Das spart sehr viel Sprit, den die Deutsche Post dann weniger verbrennen muss. ...
Aufgenommen: Samstag, 11. Februar 2006
Und ich dachte schon, es hätte daran gelegen, dass ich so ungehalten auf GEZ-Schreiben reagierte und kein Porto auf Antwort-Umschläge klebte. Aber daran hat es wohl nicht gelegen:Die GEZ glaubt Lydia auch nicht, dass sie zahlt. Obwohl auch Sie eine Einz
Aufgenommen: Freitag, 20. Oktober 2006