Freitag, 23. September 2005
Kartonkatz’
Vorhin ein Paket für die Nachbarin mit dem bekloppten Hang zu Plastikgetier (übrigens ist es nicht bei Zicklein und Hirsch geblieben, aber dazu ein andermal) angenommen. Es war so eines, welches ein locker aufgestecktes Deckelchen hat, welches von Plastikschnürchen zum fest-drauf-sitzen verdammt wird. Legte es, praktisch denkend, direkt neben der Wohnungstür auf den Boden, auf dass ich auch darüber stolpere, würde ich die Wohnung ohne es verlassen.
An den PC gesetzt, aus den Augen, aus dem Sinn, bis ich merkwürdige Knack- und Raschellaute aus Richtung Wohnungstür vernahm. Da wusste ich, die lieben behaarten Familienmitglieder haben wohl einen neuen Spielplatz entdeckt und üben „Duck dich, ich hau dich“ ums Paket herum. So machte ich mich auf, ermahnend der irren Nachbarin Gut in Sicherheit zu bringen.
Doch als ich um die Ecke schielte, war nur das unschuldig dreinblickende Engelchen hinter dem Paket zu erblicken. Ich wollte schon gerade meinen Ohren ein, zwei Takte zu diesem unnötigen Aussetzer erzählen, als ich es wiederum rascheln hörte – und dieses Rascheln kam eindeutig aus dem Paket.
Ich fühlte leichte Panik in mir aufsteigen – da hat es der Dicke doch glatt geschafft, sich zwischen den schmalen Spalt, ums Eck, hinein ins fremde Neuwarenwunderland zu quetschen. Wie verfrachtet man einen 6-Kilo-Kater da wieder hinaus, bevor eventuell enthaltene Häkelpullis ein neues Muster verpasst bekommen?
Paket öffnen ging nicht, das hätte Erklärungsnöte ausgelöst. Wie bitte klingt „Ach, übrigens, ich musste ihr Paket öffnen, weil mein Kater ein unerfindliches Interesse an dessen Innenansicht hatte.“? Richtig, verdammt unglaubwürdig. Also fragte ich den Dicken lieb, ob er nicht von alleine herauskommen möchte. Mochte er aber nicht. Auch Futterrascheln blieb erfolglos.
Nun, schlussendlich musste er wieder heraus, wie er hineingekommen war, mit Hilfe meiner in seinem Nackenfell fest verankerten, ziehenden Hand. Darüber war er nicht erfreut, ich noch weniger. Hat aber gut funktioniert, der Deckel ist nur an den Rändern eingerissen und der Kater verzieh mir mein Gezerre keine 5 Minuten später. Was den Inhalt allerdings angeht, kann ich nur hoffen, dass nichts zerfetzt wurde.
Das Paket habe ich der Nachbarin vorhin strahlend selbstbewusst übergeben. Ich bereite mich vorsorglich auf wütendes Klingeln vor. Der Dicke hingegen verschwendet offensichtlich keinen Gedanken mehr an sein dunkles Abenteuer. Wie herrlich unbekümmert, so ein Katzenleben!

Hier tun sich wirklich erstaunliche Parallelen auf, vor allem, was den Dicken angeht. Meiner ist auch so: Den ganzen lieben langen Tag lang liegt er irgendwo in der Gegend rum, träumt von bergeweise Döschen und rührt sich nicht. Aber wehe, er entdeckt etwas, das auch nur entfernt an einen Pappkarton erinnert - dann wird er agil und wendig wie nur was. Um in dem Karton dann selig weiterzuschlafen...
Allerdings scheinen Kartons generell eine ausufernde Faszination auf Katzen auszuüben. Da gab es mal eine Studie, ich meine gar von Pedigree, in welcher etlichen Katzen die unterschiedlichsten Schlafgelegenheiten präsentiert wurden. Ein Großteil verweigerte die Platznahme in kuscheligen Fellbettchen und wählte zielstrebig und selbstbewusst den nackten Karton. Der Poschist und ich lachten damals und fragten uns: „Und dafür brauchen die eine Studie? Hätten nur einmal auf einen Kaffee bei uns vorbeischauen müssen!“.
Einen klaren Nachteil hat das Spiel aber: So stehen ständig irgendwelche Kartons in unserer Wohnung herum, die wir uns nicht getrauen, zu entsorgen. Was tut man nicht alles fürs Katzenwohl!
Ich erwähnte ja bereits meine irre Nachbarin mit beklopptem Hang zu Plastikgetier. Vorab sei gesagt: hier handelt es sich nicht um eine wunderliche, liebenswerte, alte Dame, sondern um eine wasserstoffblondgeblichene Mittvierzigerin. Als wir vor etwa eine
Aufgenommen: Freitag, 30. September 2005