Dienstag, 25. September 2007
Da! Dadada!
Ich bin vollkommen überwältigt über Frau Pias Entdeckung:
Die YES-Tortys sind wieder da!
Und da es sie nur für kurze Zeit gibt, werde ich entgegen meines Planes, zuckerfreie Wochen durchzustehen, nachher in den nächstgelegenen Supermarkt meines Vertrauens gurken, um mir 1, 2 – ach, was sag ich! – eine Kofferraumladung voll von diesen feinsten Schoko-Creme-Genuss-Einheiten unter die Nägel zu reißen. Jarwoll!
Mittwoch, 11. April 2007
Das Geschenk
Vorsichtig strich er die kleine blaue Schleife glatt und musterte sein Werk kritisch. Vor gut einer Stunde war er mit dem vom Sportunterricht noch feuchtem Haar durch die Straßen gefahren, hatte das Fahrrad ordentlich neben der Garage abgestellt und den Haustürschlüssel aus seinem viel zu schweren Ranzen herausgefischt. Er war allein zu Hause, wie so oft.
Aber heute war ihm nicht langweilig. Kurz nachdem er das Glas Cola, das ihm trotz seiner sieben Jahre niemand verbieten würde, ausgetrunken hatte, fiel sein Blick auf eine liegen gebliebene Rolle Geschenkpapier. Plötzlich packte es ihn. Er wusste, er hatte rund eine Stunde, bevor seine Mutter nach Hause kommen würde, den kleinen Bruder Georg im Gepäck – das war rund eine Stunde, um ihr eine Freude machen. Ein Lächeln erhaschen. Vielleicht eine liebevolle Hand auf seiner Wange.
Grübelnd lief er durch das Haus, er hatte Geschenkpapier, aber doch kein Geschenk, von seinem Taschengeld waren nur noch vier Groschen übrig, und die Zeit wurde langsam knapp. Schlussendlich blieb er vor dem Zigarettenvorrat seiner Mutter stehen und griff beherzt zu. Er wusste, wie viel sie rauchte, und dass sie das nächste Päckchen am Nachmittag eh schon öffnen würde. So nahm er eines heraus, legte es auf den Tisch und packte es sorgfältig ein. Die große Küchenschere war zwar viel zu unhandlich für seine kleinen Finger, aber er schaffte es, das Papier, die Tesastreifen und das Dekorband passend zurechtzuschneiden, ohne sich auch nur einen Kratzer zuzufügen.
Nun saß er in der Küche, schaute aus dem Fenster und wartete. Jeden Moment müsste seine Mutter um die Ecke biegen; sein Herz pochte laut den Takt der Schritte, die sie wohl gerade ging. Leise beschlich ihn die Angst, dass ihr seine Idee vielleicht doch nicht gefallen könnte und fühlte, wie seine Handflächen langsam feucht wurden – aber noch bevor er es sich anders überlegen konnte, bog sie um die Ecke und schritt auf die Haustüre zu, den kleinen Georg an der Hand.
Er lauschte den Lauten, die aus dem Flur zur Küche herüberwehten; sie erzählten ihm, dass seine Mutter erst dem quengelnden Georg Jacke und Schuhe auszog, bevor sie sich ihres eigenen Mantels entledigte und alles akkurat in der Wandgarderobe platzierte. Dann endlich näherten sich ihre Schritte. Er strich noch ein letztes Mal über die blaue Schleife, fasste sich ein Herz und setzte ein Lächeln auf.
Hallo Mama.
Sie betrat den Raum. Hallo Robert.
Ihr Weg führte sie zum Kühlschrank, sein Lächeln und das kleine Päckchen auf dem Tisch blieben unentdeckt. Er ergriff die Arbeit seiner letzten halben Stunde und streckte sie ihr zaghaft entgegen. Hier, für dich!
lächelte er ihr zu.
Sie nahm sich nicht die Zeit, sich zu ihm zu setzen. Was ist das?
fragte sie, noch während sie die Schleife und das Geschenkpapier ungehalten vom Päckchen riss und unachtsam auf den Tisch fallen ließ. Was soll der Quatsch?
schimpfte sie, die Packung Zigaretten in der Hand und Querfalten auf der Stirn. Robert starrte auf das zerknüllte Papier, auf die nun hässliche Schleife, und verstand nicht. Verstand nicht, warum sie nicht verstand. Robert!?
Sie verlangte nach einer Erklärung. Doch Robert hatte keine. Wie sollte er ihr erklären, dass er nur Lust dazu hatte, etwas schön einzupacken, dass er sich nur ein Lächeln von ihr wünschte?
Sie stand noch einen Moment mitten in der Küche, er konnte ihren festen Blick spüren. Dann drehte sie sich um und ging. Sie fragte nicht mehr.
Einige Minuten später erinnerte ihn das Klicken ihres Feuerzeuges daran, dass die Welt aus mehr bestand als aus dem kleinen Haufen zerknüllter Zuneigung auf dem Küchentisch.
Es war Zeit, die Tränen wegzuwischen.
Montag, 2. April 2007
Wo ein Wille ist … (2)
Ich rufe sie an; noch während des Klingelns denke ich, dass ich mich schon lange nicht mehr gemeldet habe, freue mich trotzdem insgeheim schon auf ihre begeisterte Alltags-Schilderung. Anfang des Jahres telefonierten wir das letzte Mal, da lachte sie mir ins Ohr Du wirst es nicht glauben, ich habe einen Job!
, und wir schnatterten ganz aufgeregt über ihre Möglichkeiten, die sich jetzt ergeben.
Sie klingt fröhlich, als sie das Gespräch annimmt, wir reden 1, 2 Minuten über das Lange-nicht-mehr-Telefonieren, über die Sonne, über die kleine Vivi, die ja schon so groß ist und im Kindergarten erfolgreich Jungensherzen erobert – bis ich sie frage, was der Job macht. Ach, das weißt du ja auch noch nicht!
seufzt sie in mein Ohr, Die haben mich direkt gefeuert.
. Kurze Stille in der Leitung, ein „Wie, die haben dich gefeuert?“, und sie beginnt zu erzählen.
Pünktlich zu Beginn der Probezeit ist Vivi krank geworden. Keine einfache Erkältung, kein simples Wehwehchen, sondern eine richtige Lungenentzündung hatte die Kleine. Es ging ihr so schlecht, dass Steffi sie nicht in den Kindergarten bringen, sie nicht alleine lassen konnte. Ein Anruf beim Arbeitgeber, ein eindringliches, hoffnungsschweres Erklären der Situation – das war das Erste, was Steffi tat, noch bevor sie Vivi kühlende Wadenwickel anlegte. Die Reaktion war freundlich, verständnisvoll, mutmachend; sie solle sich direkt wieder melden, wenn sie ihr Wiederkommen absehen könnte.
Als Steffi wenige Tage später genau diesen Anruf tätigte, schnitt ihr ein kaltes Das hat sich erledigt, wir können Sie hier nicht brauchen.
das Wort ab und ließ Steffi mit ihrer Hoffnung, mit ihren Wünschen und ihrer Zukunft alleine.
Sie jobbt jetzt nebenbei in einer Bäckerei. Etwas hinzuverdienen, in Bewegung bleiben, guten Willen zeigen.
Nachdem wir auflegen hallen mir ihre Worte, ihre Situation im Ohr. Und wieder ist mir ein kleines bisschen schlecht, weil ich niemanden direkt verantwortlich machen kann dafür, dass Steffi als junge Mutter ihren Weg vor lauter Steinen nicht gehen kann.
Dienstag, 27. März 2007
Berührt
Montag, 29. Januar 2007
Warum habt’a denn alle Zivi gemacht?
Dabei kann Krieg doch so schön sein. Überall Technik, wie ein Männerherz sie sich nur wünschen kann, hilflose Chickas zu erretten und toughe Weibchen für die Zusammenarbeit, diese Ästhetik in allem, was man so zu sehen bekommt – und das Wetter erst!
Freunde, isch sach et eusch:
Krieg ist ungefähr so wie ein Grillfest an einem lauen Sommerabend.
Dienstag, 16. Januar 2007
Mal so nachgefragt …
Ich weiß, ich sollte sowas nicht tun. Ich sollte nicht morgens, direkt nach dem Aufstehen, mein Hirn mit Nachrichtensendungen und Sat1-Frühstücksfernsehn weich, äh, wachkochen. Ich sollte nicht, sobald ich 5 Minuten Zeit übrig habe, Blogs lesen. Ich weiß das alles, aber ich mache es trotzdem, mit einer fast krankhaften Kontinuität. Dann schwirren mir etliche Fragen, die mich von echter Konzentration fernhalten, durch den Kopf und lassen mich nicht mehr los. Hier die Beispiele des heutigen Tages:
1. Fahrverbot in Städten
Liegt es am warmen Winter oder warum ist das Sommerloch jetzt schon höchst präsent? Warum halten Viele ein innerstädtisches Fahrverbot für das umweltpolitische Ei des Kolumbus? Werden nun auch endlich die Busse, die uns umweltfreundlich von A nach B bringen sollen, mit Rußpartikelfiltern ausgestattet oder hat sich zwischenzeitlich immer noch niemand ans Bonner Loch gestellt und einmal tief durchgeatmet? Warum werden ameiseneifrig immer mehr Kleinstregelungen mit marginalster Wirkung beschlossen, die einen glühend heißen Stein beträufeln und um die großen Dinge herumgeeiert, als hätte Mutter Natur alle Zeit der Welt?
2. Die bösen Killerspiele
Warum muss ich hören, dass Augenzeugen berichteten, Morde wären explizit deshalb geschehen, weil Jugendliche ein Computerspiel nachspielen wollten? Warum höre ich erneutes, von Halbwissen motiviertes Geschwafel über „blutrünstige Killerspiele“, in einem Atemzug genannt mit Kinderpornographie, höchstens getrennt von einem unauffälligen „außerdem“? Wieso sind Gewichtung und Verhältnismäßigkeit keine intuitiv greifenden Filter für journalistisches Arbeiten?
3. Stoiber
Himmerlarschundzwirn, kann mir einmal jemand erklären, was es da so lang und breit und emotional zu diskutieren gibt? Bei einem Mann, der noch nicht mal fähig ist, einen Satz ohne „äh“ rauszukloppen? Der sich selbstdisqualifizierend alle Nase lang in die Nesseln setzt und seine Position umklammert wie ein Kleinkind das Bein seiner Mutter? Der ganz offensichtlich den Rückhalt in der Bevölkerung verloren hat und mehr Witzfigur denn Politiker darstellt? Meinen die das wirklich ernst, da so einen Bohei drum zu machen?
4. Die wirklich wichtigen Themen
Wo sind Sie? Warum bekommen die Golden Globes und ein iPhone mehr Aufmerksamkeit und Sendezeit als die Registrierungspflicht kommerzieller Websites in China und der nun nachfolgenden Registrierungspflicht für Handys und PCs? Warum sind alle web-unaffinen Menschen, mit denen ich spreche, so unglaublich uninformiert über Dinge wie die Vorratsdatenspeicherung und deren Konsequenzen, obwohl Sie regelmäßig Fernsehnachrichten sehen und Zeitung lesen? Warum ist die Befriedigung der Lobbywünsche wichtiger als das gute, alte Gewissen und seinem Onkel Verantwortung?
Disclaimer: Natürlich sind alle diese Fragen rhetorischer Natur, nicht, dass wir uns da falsch verstehen.
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