Donnerstag, 26. Oktober 2006
Auf Wunsch eines kleinen Engelchens
Zuerst habe ich mich gefragt: „Was ist denn hier los?“ Ü-ber-all Tinte. Über den ganzen Boden der Küche verteilt; eine Spur führt aus ihr heraus, in mein Arbeitszimmer. Beim genaueren Hinschauen entdecke ich ein wohlbekanntes Muster. Ich rufe sie: „Phoooebe!!?“
Da sitzt sie. Putzt sich. Schaut mich unschuldig an und nagt an ihrer Vorderpfote. „Was hast du angestellt?“ frage ich sie. Sie blinzelt mir nur zu, als ob sie sagen wollte: „Bist du aber blöd. Schau doch mal genauer hin.“
Also werfe ich einmal einen genaueren Blick in die Küche, schlage die Hand vor den Mund und bin vollkommen fassungslos. So ein kluges Engelchen! Ich komme nicht umhin, vor Stolz fast in Luft aufzugehen. „Hast du das ganz alleine gemacht?“ frage ich sie. Sie grinst mich an, putzt den letzten Fleck Tinte von der rechten Zeigekralle und legt ihren Schwanz um die nun vollkommen sauberen Vorderpfoten. Ich bin wohl ein wenig zu früh heim gekommen. „Das muss ich festhalten!“ rufe ich aus und eile zur Kameraschublade.
Leer. Vollkommen leer. Mir schwant etwas. Auf der Stelle mache ich kehrt und folge der Spur in mein Arbeitszimmer. Ü-ber-all Tinte. Und was liegt da, auf dem Schreibtisch? Die Kamera! Ich muss fürchterlich lachen. Sie wird doch wohl nicht …? Doch, sie hat, ganz eindeutig. Sogar der Rechner ist an, die CF-Karte steckt im dafür vorgesehen Slot, Photoshop läuft und zwei Bilder mit ungewöhnlichen Dateinamen sind geöffnet: fuer-lieben-Menschen_1.jpg und fuer-lieben-Menschen_2.jpg. Ich wundere mich laut. Für welchen lieben Menschen wohl? Was das Ganze wohl bedeuten mag?
Das kleine Mädchen springt auf den Schreibtisch und schnurrt mich mit halb geschlossenen Augen zufrieden an. Ich kraule sie hinter den weichen Ohren und frage sie, was ich nun mit den Bildern tun soll. Sie schnuppert an den Monitoren, schaut mich an und maunzt fordernd. „Ehrlich, ins Internet?“ Sie schnurrt ein deutliches „Na klar doch!“
Ich bin zwar völlig verwirrt, frage mich, wer da was mit dem kleinen Mädchen ausgeheckt hat, aber ich kann ihr einfach nichts abschlagen.
Also, mein Engelchen, dein Wunsch ist mir Befehl, auf dass deine Botschaft seinen Empfänger erreicht! Hier sind die Bilder:
Samstag, 14. Oktober 2006
Von kleinen Engelchen und Bitches
Es gibt Tage, an denen geht so einiges schief, Tage, die schwer im Magen liegen und in den Nächten das Kissen mit dir teilen. Das sind Tage, die nicht schön, aber auszuhalten sind. Mit der Zeit findet eine Art von Konditionierung statt; sie tun nicht weh, diese Tage, werden geradezu stoisch hingenommen und zu staubigen Akten gelegt, noch bevor sie richtig verdaut wurden.
Dann gibt es aber auch Tage, an denen das Leben es besonders gut mit dir meint, dir felsbrockenartige Happen zwischen die Kiefer schiebt und dich zwingt, sie zu schlucken – noch bevor du „Halt! Ich bin doch schon so satt!“ sagen kannst. Heute ist so ein Tag.
Mitte dieser Woche schnappte ich mir das kleine Mädchen, nahm sie auf den Arm und kuschelte ihren zarten Bauch, massierte dieses schnurrende kleine Etwas auf meinem Arm und entdeckte einen Knoten. Dann noch einen. Sofort spürte ich, wie sich eine eiskalte Zange um mein Herz legte, hielt aber an mich, denn vor ein paar Monaten schwor ich mir, mich nicht mehr verrückt zu machen, ehe ich einen tierärztlichen, eindeutigen und endgültigen Befund in den Händen halten würde. Natürlich begleitete mich die diffuse Angst in den letzten Tagen, bis wir heute morgen das kleine Engelchen in die Transportbox und diese in meine Bitch packten, um uns von einer fachkundigen Beurteilung beruhigen zu lassen.
Kurz nach der Autobahnausfahrt, ich wollte lässig den vierten Gang einlegen, da kreischte das Getriebe meiner geliebten Bitch, als hätte ich versäumt, die Kupplung zu betätigen. Es war unmöglich, einen Gang einzulegen. Mit Ach, Krach und klopfenden Herzen gelang es mir, sie bis zur nächsten Ampel ausrollen zu lassen. Es schaltete auf Grün, ich versuchte mein Glück ein weiteres Mal, legte den ersten Gang ein – und siehe da: sie fuhr, brav und fleißig wie ich es gewohnt bin. Beim Tierarzt angekommen ließ sie sich brav parken; wir schnappten uns das schreiende Engelchen von der Rücksitzbank und schritten zur Diagnose.
Die Tierärztin runzelte schneller die Stirn, als es uns lieb war. Ja, da waren harmlose Zysten, wie von mir vermutet und erhofft. Aber auch etliche Knoten am Gesäuge, die dort nicht hingehören. Gutartige, klar abgegrenzte, wohlgemerkt. Diese Knoten müssen allerdings ständig überwacht werden, sie mutieren schnell zu bösartigen, die dann noch schneller Metastasen bilden. Genaue, regelmäßige Kontrolle ist also nötig, um schnell genug handeln – ergo beide Milchleisten entfernen – zu können, sollten sich die Tumore wandeln. Keine wirkliche Hiobsbotschaft also, aber eine weitere Alarmglocke, die bei mir jetzt im Hinterkopf dauerbimmeln wird.
Ich hätte ein paar ruhige Minuten gebraucht, um diese Nachricht zu verinnerlichen, meine Nervenstränge zu ordnen und die angebrachte Fassung zu wahren. Aber wie gesagt, da gibt es Tage, an denen es das Leben ganz besonders gut mit mir meint und mich mehr fressen lässt, als ich verdauen kann: Schreiende Phoebe mit wehem Herzen auf die Rücksitzbank gesetzt, Motor gestartet, vom Parkplatz gefahren, in den nächsten Gang geschaltet – um wieder dieses schmerzhafte Kreischen des Getriebes hören zu müssen. Von nun an ging gar nichts mehr; uns blieb nur, die Kfz-Fachmenschen mit gelben Autos zu rufen.
Da standen wir also, 20 Kilometer vom wohligen zu Hause entfernt, eine schreiende Katzendame im Gepäck, Sorge im Herzen, inmitten der bornheimischen Pampa, und warteten auf den Abschleppdienst. Um die nun nachfolgende Odyssee abzukürzen: Mein Auto, meine Freiheit, meine alltägliche Möglichkeit, den Kopf frei zu bekommen, hat entweder eine defekte Kupplung, oder, wonach es leider eher aussieht, einen Getriebeschaden. Meine Bitch ist bereits über 13 Jahre alt, da ist nichts mehr mit Garantie, ich komme berufsbedingt nicht ohne Auto aus und besitze zu allem Überfluss ein reichlich leergeräumtes Konto. Außerdem hängt mein Herz an der vielfach verdellten und in diversen Rottönen lackierten alten Dame, ich kenne jede ihrer Macken, ich mag ihre ruppige Art beim Schalten, ich liebe ihr Röhren bei hohen Drehzahlen und das leise, aber doch satte Tackern ihrer Zylinder.
Nun warte ich also auf die nächste Diagnose. Es ist erstaunlich, wie so eine Seele tickt, wenn eine Backpfeife noch nicht verdaut werden konnte, und direkt die nächste folgt. Das Leben ist doch ein dreckiger Bluthund. Wenn ihn einmal jemand anders füttern könnte …?
Sonntag, 4. Juni 2006
Foto-Mett-Story
Dienstag, 28. Februar 2006
You’ve got gute Nachricht
Was für ein Tag: kaum Stress gehabt, liebe Post bekommen und jetzt auch noch eine verdammt gute Nachricht:
Die Immuntherapie des Dicken hat angeschlagen! Die Blutwerte sind nicht nur OK, sie sind geradezu optimal – Mysiu erfreut sich also bester Gesundheit.
Wir vier werden dann heute Abend einen Zirkel der Gesunden bilden, uns an Händen und Pfoten fassen und den Immunsystemgott innigst um Dauerzustand bitten.
Freitag, 30. Dezember 2005
[insert any schmerzmotivierte Ãœberschrift]
Ach, ich weiß gar nicht, wie ich das schreiben soll. Alles in mir tut weh, mein kleiner Depri heute morgen wegen fehlender Vorfreude scheint mir jetzt so lächerlich, so lächerlich wie die heulstimmige Sorge des Mannes vorhin in der Werkstatt um sein Radlager rechts.
Wir haben bei Phoebe und Mysiu einen Bluttest machen lassen, damit wir die beiden im Urlaubsfalle mit Garvin und Embas Kater Gizmo zusammenbringen können. Natürlich haben wir das mit dem Gefühl getan, uns nur bestätigen zu lassen, dass alles in Ordnung ist. Ist es aber nicht.
In Phoebes Blut fand sich eine nicht unerhebliche Zahl Antikörper gegen Coronaviren. In Mysius Blut konnte nichts dergleichen festgestellt werden, was aber darin begründet ist, dass kaum weiße Blutkörperchen in seinem Blut nachweisbar sind: er ist also stark immungeschwächt.
Coronaviren bei der kleinen Maus. Gut, dass ist noch kein FIP. Aber es macht mir Angst. Dass sie diese Viren im Blut hat kann harmlos sein, sie könnte steinalt damit werden. Es lässt sich leider nicht bestimmen, ob es die harmlose Variante ist. Doch selbst wenn es die harmlose Variante ist, mutiert diese im Laufe der Zeit oft zu der bösartigen, lebensgefährlichen. Bricht die Krankheit dann aus, ist es nur noch eine Frage von Wochen, bis die FIP ein geliebtes Katzenleben fordert. FIP ist nicht heilbar, verläuft immer tödlich.
Immunschwäche bei dem Dicken. Warum sein Immunsystem nicht arbeitet, weiß ich nicht, kann sein, dass die Tierärztin mir das vorhin am Telefon gesagt hat, ich bin so durch den Wind. Ich weiß nur, dass wir die Möglichkeit haben, es mit einer Aufbautherapie wieder anzuschubsen. Bedeutet 8 Spritzen, 3 Mal im Abstand von 2 Tagen, die weiteren im wöchentlichen Rhythmus. Und dann nochmal testen, ob es etwas brachte.
Ich bin so verzweifelt, es zerreißt mir das Herz. Warum gerade die Beiden? Kann ich damit umgehen, ab jetzt mit der Angst zu leben, meine zwei geliebten Fellchen an einen fiesen Virus zu verlieren? Schaffen wir das jetzt auch finanziell? Noch am Dienstag Abend sind wir vom Hofe der Tierärztin gefahren, mit den Worten „Wir sehen uns hoffentlich erst in einem Jahr wieder!“. Und heute sorge ich mich nicht nur um die Gesundheit der Beiden, sondern um ihr Leben. Ich weiß, das heißt alles noch lange nicht, dass mir die beiden wegsterben. Aber die Angst! Es fühlt sich an, als hätte jemand ihr Todesurteil unterzeichnet, ich ertrage das nicht. Warum, verdammt, warum?
(Ich habe gerade das Gefühl, ich müsste mich für die Liebe zu diesen Tieren entschuldigen, dass mein Geheule lächerlich ist. Aber Phoebe und Mysiu, das sind nicht irgendwelche Viecher. Wir leben mit Ihnen, sie leben mit uns, und wir lieben diese zwei kleinen Scheißer einfach.)
Ich hoffe und bete, ich weiß zwar nicht zu wem, aber ich bete, dass die beiden (uns) erhalten bleiben, dass sie ihr Leben noch lange genießen können, dass die Krankheit nicht ausbricht. Bitte. Ach, bitte.
Soeben …
ein paar Teilmillimeter des Profils meiner niegelnagelneuen Reifen und eine kräftige Dosis Adrenalin in das Leben einer Katze investiert.
Das ist nun schon das dritte Mistvieh in 2 Jahren, dass unbedingt meine Bitch näher kennenlernen möchte.
Einmal nicht rechtzeitig reagieren zu können – meine persönliche Horrorvision.
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