Samstag, 7. Juni 2008
Am Straßenrand
Er war so verliebt. 2 Jahre älter als ich, 30 Zentimeter größer als ich, mindestens 15 Nuancen dunkler als ich. Er wirkte schon so erwachsen wenn er mich schüchtern anlächelte, und ich konnte nicht anders, als zu ihm aufzuschauen und mich noch kleiner zu fühlen, als ich es eh schon war. Es war Sommer, die heiß ersehnte Ferienzeit am Meer, und ich trug eines dieser ausgebeulten T-Shirts, die man Mitte der 90er noch trug. Wir waren allein in der kleinen Wohnung, und ich knetete nervös den Stoff an der Stelle, wo das häufige Waschen die Faltkante bereits porös gemacht hatte. Ich hoffte, er würde es nicht bemerken.
Gehen wir?
fragte er und hielt mir lächelnd seine Hand entgegen. Ich starrte einen Moment erschrocken auf dieses ausgestreckte Körperteil und suchte eine Möglichkeit, nicht zugreifen zu müssen. Er grinste verlegen, griff mit seiner großen aber schlanken Hand nach meinem Rucksack und reichte ihn mir mit einem kleinen Zwinkern. Ich lächelte tapfer, nahm mir ein Herz und verließ die Wohnung. Zu Fuß machten wir uns auf den Weg ins Kino.
Kino! Das erste Mal alleine! Alleine mit einem Jungen der Interesse an mir zeigte, alleine in einer Stadt, die ich nur bei Tageslicht kannte. Meine Gedanken fuhren Achterbahn – war es richtig, was ich da tat? Sollte ich wirklich ins Dunkel mit ihm – mit ihm, den ich zwar sehr mochte, der aber mein Herz nicht zum Pochen brachte?
Als ich mir endlich sicher war, dass ich mich völlig falsch entschieden hatte, standen wir schon am Ticketschalter und er reichte der Kassiererin einen verknitterten 20-Mark-Schein, um unsere Tickets zu bezahlen.
Während Bruce Willis Bösewichte quer durch New York jagte, gab ich mich betont filminteressiert, rauchte eine Zigarette nach der anderen, und um uns beide zu beeindrucken trank ich ein Bier. Ich beobachtete ihn aus dem Augenwinkel dabei, wie er mich beobachtete, und fühlte mich schäbig.
Auf dem Heimweg fanden wir einen Wellensittich am Straßenrand. Er nahm ihn vorsichtig in beide Hände und flüsterte ihm seinen neuen Namen. Es war meiner.
In den folgenden 2 Wochen sahen wir uns jeden Tag, malten kleine Comics in den Sand und erzählten uns erdachte Geschichten. Seine vorsichtigen Annäherungsversuche perlten an meinem Panzer aus Freundschaft ab und wurden immer seltener. In mir keimte die Hoffnung, er hätte aufgegeben, es vielleicht doch nicht so ernst gemeint. Doch als ich morgens um halb 4 auf der Beifahrerseite Platz nahm, um die lange Heimfahrt anzutreten, stand er plötzlich im Dunkeln neben mir. Noch viel zu müde und völlig verwirrt blickte ich auf die plötzlich so klein wirkende Gestalt, die sich verloren in den Nacken griff und den Blick gen Boden senkte.
Er weinte still, als er mir durch das halb heruntergelassene Fenster einen kleinen Umschlag reichte, berührte wie zufällig meine Hand und schenkte mir sein Herz – dort, am Straßenrand, wo wir schon den Wellensittich fanden. Ich ließ es liegen. Und blickte nicht zurück.
Gerade habe ich wieder an ihn gedacht. Ich wüsste gerne, wie es ihm heute geht. Und ob er mir noch böse ist.
Montag, 2. Juni 2008
…
Madleeeen!
Seine aggressive Stimme zerbrach scheidend die Kaufhausstille. Der zerfurchte Mann stand etwa 5 Meter von uns entfernt, und als das kleine Mädchen an uns vorbei, auf ihren hühnenhaft gebauten Vater zulief, füllten sich ihre ängstlichen Augen mit Tränen.
Ich konnte den Impuls, sie in den Arm zu nehmen, nur schwer unterdrücken.
Mittwoch, 28. Mai 2008
Fürs Protokoll (genug ist genug)
Dass der Möbelteileberg immer noch im Flur liegt, ist zwar ärgerlich, aber mir im Grunde herzbluttechnisch so dermaßen egal, dass ich bislang noch nicht einmal den Mund aufgemacht und Ke zum Wegräumen der Pressholzteile bewegt habe. Gestern allerdings wurde mein Geduldsfass derart gesprengt, dass ich den ganzherzlichen Wunsch verspürte, Ke das Nasenbein zu brechen. Mehrfach. Wenn ich ehrlich bin, spüre ich heute noch das Verlangen danach.
Ich hole einmal kurz aus. Hätte Ke beim Einzug nicht direkt mit dem Putzlappen gewedelt, hätte sie sich mit den Worten Mein Name ist Ke, ich habe auch eine Katze und die hat Katzenaids
vorgestellt. Es tat mir sehr leid das zu hören, so von Katzenliebhaber zu Katzenliebhaber. Natürlich sprachen wir darüber, dass alle Parteien nun genau darauf achten müssen, dass es zu keinem Kontakt zwischen unseren Katzen kommt. Gegen FIV kann man nicht impfen, insofern ist höchte Vorsicht geboten.
Als Ke dann versuchte, Ihren Balkon mit einem Katzenschutznetz einzuzäunen, auf dass ihre Katze nicht aufs Dach, ergo zu uns herüberschlendern könne, scheiterte sie kläglich. Ihr selbstgebautes Konstrukt war wacklig, lückenhaft und sah – umschreiben wir es einmal vorsichtig – provisorisch aus. Also ging ich auf sie zu, wollte Hilfe in Form einer Telefonnummer anbieten, auf dass sie auch an so ein wetter- und sturmfestes Gerüst käme, wie wir es seit 4 Jahren unser eigen nennen. Aber ich hatte meine freundlich gemeinten Worte noch nicht ganz ausgesprochen, da lachte Ke mich mundtot – das würde sie schon alleine hinbekommen, das wäre ja überhaupt kein Problem. 2 Wochen später war das ganze Konstrukt verschwunden und ihr Balkon wieder schutzlos. Und so blieb er auch.
Wir begegneten uns hin und wieder auf unseren Balkonen und sie versicherte mir, den Kater nur unter Aufsicht herauszulassen. Außerdem „würde er sich auch gar nicht für das Dach interessieren“. Soso. Eine Katze, die sich nicht für ihr Umfeld und fürs Dächerklettern interessiert. Ich merkte meine Zweifel an und bat freundlich um lückenlose Aufsicht. Ke antworte ein lachendes Jaja! Natürlich!
. Und da ich grundsätzlich erst einmal jedem Menschen zutraue, seine Hirnzellen anzuwenden und nur ein bisschen aufmerksam zu sein, schenkte ich Ke Glauben.
Kommen wir nun zum Anlass dieser Textzeilen: Gestern Abend, der Poschist und ich lagen gemütlich auf der Couch und lebten unser Serienjunkietum aus, hörte ich Phoebe knurren. Ich kenne die kleine Dame zu gut um nicht zu erkennen, dass dieses Knurren nicht gut war. Noch während aus dem Knurren fieses Protest- und Warngeschrei wurde, hechtete ich auf den Balkon und riss den Kater vom Balkonrand weg, wo er in eine handfeste Schlägerei mit der kranken Nachbarskatze, durch das Schutznetz hindurch, verwickelt war.
Ke war schlafen gegangen und hatte die Balkontüre offen gelassen.
Meine Versuche, Ke aus ihren Gemächern zu rufen, damit sie ihre Katze wieder einfängt, förderten keine Ke zu Tage, vertrieb aber ihre Katze in Richtung zu Hause, und so klingelte ich Ke in den Flur. Sie öffnete mir, schlaftrunken in Nachtgewand, ihren wild strampelnden Kater unterm Arm, mit fragendem Gesichtsausdruck. Auf meinen aufgebrachten Bericht hin kam nur ein Sowas macht der?
aus der Frau, während der Kater ihr die Hüfte mit seinen Krallen aufriss, weil sie ihn ja unbedingt unterm Arm geklemmt festhalten musste. Ich erinnerte Ke lautstark daran, dass ihr Tier krank ist, dass sie fahrlässig handelt und dadurch unsere Tiere gefährdet, und dass Katzen so etwas natürlich machen, schließlich liegt es in ihrer Natur. Ke schloss verwirrt die Türe. Ausnahmsweise lachte sie einmal nicht.
Bastet sei Dank trug der Dicke keine Bissverletzungen davon. Aber ich bin so wütend, so unglaublich sauer auf diese augenscheinlich verantwortungsbewusstseinslose Frau, die so betont oft lacht und sich der möglichen Konsequenzen ihres Nicht-Handelns kaum im Klaren zu sein scheint. Wir werden heute Abend ein ruhiges Gespräch mit ihr suchen, und werden so viel Freundlichkeit und Langmut aufbringen wie wir nur können. Eines aber werden wir ihr unmissverständlich klar machen: Müllhalde vor der Tür? Egal. Möbelberg im Flur? Vollkommen unerheblich. Aber wehe, jemand gefähret die Gesundheit unserer Katzen.
Da hört der Spaß auf.
Edit, 29. Mai 2008: Ich fühle mich nicht gut dabei, den Respekt vor Menschen verlieren zu müssen und kann mich selber nicht leiden, wenn ich diesem Umstand derart Ausdruck verleihe. Daher liegt dieser Eintrag zugunsten weniger ausfälliger Wortwahl nun in editierter Form vor.
Samstag, 24. Mai 2008
„Das Leben beginnt mit dem Tag, an dem man einen Garten anlegt.“
Freitag, 23. Mai 2008
Marienkäfereier online bestellen
… ist ein häufiger Suchbegriff, über den Googlesuchende in den letzten Tagen hier landen. Ich habe meine Marienkäfer in spe zur Bekämpfung von Blattläusen bei Katz Biotech gekauft. Neben der schnellen Lieferung bin ich auch hochzufrieden mit Verpackung, Anleitung und Service (ich erhielt nach dieser Geschichte hier prompt Ersatz) und empfehle diese Marienkäferlarven-Quelle sehr gerne weiter – wären wir hier beim Auktionshaus mit 4 Buchstaben, würde ich etwas von „sehr nettem Kontakt, jederzeit gerne wieder“ faseln.
Für Interessierte und Liebhaber gibt es hier den Daily Shot von Peterle, der Marienkäferlarve. Wer sich in das Thema generell noch ein wenig einarbeiten möchte, findet hier die nötigen Infos.
Und nein, ich werde für diesen Eintrag nicht bezahlt und erhalte auch keine anderweitigen Zuwendungen.
Samstag, 17. Mai 2008
Das kleine Wellness-Tagebuch (2)
Nach knapp dreimonatigem, ärztlich verordnetem Bewegungsstopp heute knapp 16 Kilometer (ha!) Fahrrad gefahren. Neben diesem herrlich lebendigen Körpergefühl, das sich bei Bewegung automatisch einstellt (Wisst ihr, dieses Gefühl das man so gerne vergisst, wenn man stinkfaul in der Couchdelle lungert), war es meine werte Begleitung (Mit der man ganz wunderbar Piña Coladas trinken und reichlich Nahrung verputzen kann), die mir einen ausgesprochen guten Tag gemacht hat.
Sollte ich das Rad nochmal ein ganzes Jahr im Gartenhäuschen stehen lassen, könnte mich dann bitte jemand mit der Nase ganz fest auf diesen Eintrag hier stoßen? Vielen Dank.
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