Mittwoch, 25. April 2007
Erkenntnisse des Alltags (12 + 13)
Sich spontan, aber auf Anreiz, am frühen Abend mit Weißwein auf den ureigenen Außenanlagen zu betrinken, kann durchaus einen ausgesprochen positiven Anreiz bieten.
Begleitet von einem ungemein angenehmen Telefonat und anschließendem Angesicht-zu-Angesicht-Gespräch können sogar Kiesel, wenn nicht gleich Steine ins Rollen gebracht werden.
Habt Dank!
Blogeinträge zu verfassen und dabei nicht mehr in der Lage sein, scharf zu sehen, hat übrigens auch was. Bitte übersehen Sie eventuell überzählige oder fehlende Buchstaben geflissentlich. Gnihihi.
Freitag, 20. April 2007
Nein, Herr Schäuble. Ich will Ihre Sicherheitsmaßnahmen nicht.
… und erzählen Sie mir doch bitte nicht, dass Ihre ganzen himmelschreiend unverhältnismäßigen Einzelmaßnahmen kein Gesamtpaket ergäben. Mir jedenfalls macht das, was sie da machen, sagen, transportieren, Angst. Keine Angst vor Terrorismus, nein, Angst vor der Regierung, die eigentlich meine Interessen vertreten sollte.
Vor allem, wenn Sie vollkommen selbstverständlich Sätze äußern wie „Naja, und wenn der Verdacht sich als unbegründet herausstellt, wird er [der unschuldig Verdächtigte] auch informiert, dass er verdächtig war …“, dann zeigt mir das, dass sie ganz grundsätzlich nicht verstanden haben, was das Grundgesetz bedeutet. Nämlich die Unantastbarkeit der menschlichen Würde.
Indem Sie mich aber ohne mein Wissen und ohne konkrete Gefahr und richterlichen Beschluss durchleuchten, meine Kontakte prüfen, meinen PC durchsuchen – ergo tief in mein Privatleben eindringen – nehmen Sie mir meine Würde, machen mich zu einem reinen Objekt staatlicher Begierde.
Sie versuchen abzuwiegeln, das dumme Wahlvieh ruhig zu halten, indem Sie Wörter wie „notwendig“, gekoppelt an die Begriffe „Sicherheit“ und „Schutz“ unterbringen, wo Sie nur können, und schüren die diffuse Angst vor terroristischen Akten, beharren auf ihrer paranoiden Wahrnehmung von vermeintlichen Notwenigkeiten. Sie wollen eine Einschränkung meiner Freiheit für etwas, was Sie Sicherheit nennen.
Aber wissen Sie was, Herr Schäuble? Meine Freiheit, das ist mein höchstes Gut. Und das will ich mir nicht nehmen lassen. Schon gar nicht für etwas so unberechenbares wie Sicherheit.
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Unbedingt empfehlenswerte Links zum Thema:
Abstimmung bei der Tagesschau: Inwieweit sind die Pläne zur Terrorabwehr verhältnismäßig?
law blog: Hallo, rechtloses Ojekt
Mein Parteibuch: Rücktritt von Wolfgang Schäuble überfällig
Heise: Schäubles Äußerungen zur Unschuldsvermutung lösen Entrüstung aus
Telepolis: Schäubles Symptome – Trüben Traumata die Urteilsfähigkeit des Ministers? (Bitte zusätzlich die Diskussion in der Zuckerschachtel beachten!)
Und komme mir bitte niemand, NIEMAND mehr damit, dass er ja schließlich nichts zu verbergen hätte.
| Links teilweise via Christian |
Mittwoch, 18. April 2007
Wegstöckchen
Tobias wirft ein Stöckchen – dann werd ich jetzt einmal meine Marker einritzen:
- Welchen Ratschlag würdest Du jemandem mit auf den Weg geben, der gerade die gleiche Ausbildung anfängt wie Du?
Überlegt es euch gut und vor allem gründlich. Schaut lieber genau hin, ob dieses Berufsbild auch wirklich das bietet, was ihr für eure Zukunft wollt. Verlasst euch nicht blind auf die Zusicherung möglicher Ausbildungsbetriebe, euch kompetent fachlich anleiten zu können. Verlasst euch nicht auf das durch Lehrer vermittelte „Wissen“. Verlasst euch nicht auf die Aussage der Berufsberater, Mediengestalter wäre ein Beruf mit Zukunft – denn die Zukunft eines Mediengestalters ist oft der Kampf um eine Anstellung mit anschließendem Kampf um eine angemessene innerbetriebliche Positionierung mit entsprechender Entlohnung.
(Hierher entnommen.) - Welchen Tipp zu Deiner Person würdest Du rückblickend Deiner ersten Klassenlehrerin geben?
Keinen. Ich würde viel lieber Danke sagen wollen. Sie hat sicherlich keine Vorstellung, wie viel Halt, Zuspruch und Selbstvertrauen sie einem kleinen Menschen in einer schwierigen Zeit gegeben hat. - Und Deinen Eltern?
Meiner Mutter, dass sie mir das Rauchen zu Hause besser nicht erlauben sollte. Meinem Vater, dass ein Kind schon früh in der Lage ist, Zusammenhänge zu erkennen und Manipulationsversuche an sich abperlen zu lassen. - Was hättest Du nach der Trennung Deinem Expartner mit auf den Weg geben wollen?
Dass mit dem Ende einer Beziehung auch Vertraulichkeit endet. Dass es ein Zeichen von Respekt ist, das Leben und Verhalten des Anderen nicht analysierend zu begleiten – und zu bewerten. Auch wenn man noch so vertraut miteinander war: Es ist anmaßend und ganz simpel falsch, zu denken, man wüsste besser, was für den Anderen gut ist. - Welches Buch würdest Du guten Freunden mit auf eine Reise geben?
Keines. Damit ihnen die Reise eine eigene Geschichte erzählen kann. - Welches Buch würdest Du nicht so guten Freunden mit auf eine Reise geben?
Ich habe keine nicht so guten Freunde. - Was würdest Du dem Menschen mit auf den Weg geben, den Du zuletzt geküsst hast?
Ein inniges Lächeln. Ist aber nichts, was ich tun würde, sondern etwas, was ich tue. Jeden Tag. - Was würdest Du niemandem mit auf den Weg geben?
Eine Richtung. - Was würdest Du Dir selbst am liebsten mit auf den Weg geben?
Die Fähigkeit, meine Konzentration zu halten. - Wem möchtest Du dieses Stöckchen mit in
dendas Blog geben?
Jedem, der es gerne haben möchte. Ich entwickle mich wohl zur Stöckchen-Sackgasse.
Pfoten halten!
Liebe Joschka,
wir halten dir alle unsere Pfoten, dass du schnell wieder gesund wirst und dem Christian wieder viele Mäuse zum spielen nach Hause bringen kannst. Der Rest vom Hause seroposch sagt, dass sie ebenfalls „Daumen drücken“ – was auch immer das bedeuten mag. Komm schnell wieder auf die Beine, kleine Fernfreundin!
Beruhigend schnurrend
Mysiu und Phoebe

Dienstag, 17. April 2007
Dringender Aufklärungsbedarf!
Was, bitte was genau haben eigentlich Taschenlampen an sich, dass männliche Menschenkinder ständig und immer fast liebevoll mit ihnen rumwedeln müssen?
Ich wäre dankbar für jede Form echter, ehrlicher Aufklärung, die über das üblich Phallische hinausgeht.
Vollkommen entnervt
serotonic
Mittwoch, 11. April 2007
Das Geschenk
Vorsichtig strich er die kleine blaue Schleife glatt und musterte sein Werk kritisch. Vor gut einer Stunde war er mit dem vom Sportunterricht noch feuchtem Haar durch die Straßen gefahren, hatte das Fahrrad ordentlich neben der Garage abgestellt und den Haustürschlüssel aus seinem viel zu schweren Ranzen herausgefischt. Er war allein zu Hause, wie so oft.
Aber heute war ihm nicht langweilig. Kurz nachdem er das Glas Cola, das ihm trotz seiner sieben Jahre niemand verbieten würde, ausgetrunken hatte, fiel sein Blick auf eine liegen gebliebene Rolle Geschenkpapier. Plötzlich packte es ihn. Er wusste, er hatte rund eine Stunde, bevor seine Mutter nach Hause kommen würde, den kleinen Bruder Georg im Gepäck – das war rund eine Stunde, um ihr eine Freude machen. Ein Lächeln erhaschen. Vielleicht eine liebevolle Hand auf seiner Wange.
Grübelnd lief er durch das Haus, er hatte Geschenkpapier, aber doch kein Geschenk, von seinem Taschengeld waren nur noch vier Groschen übrig, und die Zeit wurde langsam knapp. Schlussendlich blieb er vor dem Zigarettenvorrat seiner Mutter stehen und griff beherzt zu. Er wusste, wie viel sie rauchte, und dass sie das nächste Päckchen am Nachmittag eh schon öffnen würde. So nahm er eines heraus, legte es auf den Tisch und packte es sorgfältig ein. Die große Küchenschere war zwar viel zu unhandlich für seine kleinen Finger, aber er schaffte es, das Papier, die Tesastreifen und das Dekorband passend zurechtzuschneiden, ohne sich auch nur einen Kratzer zuzufügen.
Nun saß er in der Küche, schaute aus dem Fenster und wartete. Jeden Moment müsste seine Mutter um die Ecke biegen; sein Herz pochte laut den Takt der Schritte, die sie wohl gerade ging. Leise beschlich ihn die Angst, dass ihr seine Idee vielleicht doch nicht gefallen könnte und fühlte, wie seine Handflächen langsam feucht wurden – aber noch bevor er es sich anders überlegen konnte, bog sie um die Ecke und schritt auf die Haustüre zu, den kleinen Georg an der Hand.
Er lauschte den Lauten, die aus dem Flur zur Küche herüberwehten; sie erzählten ihm, dass seine Mutter erst dem quengelnden Georg Jacke und Schuhe auszog, bevor sie sich ihres eigenen Mantels entledigte und alles akkurat in der Wandgarderobe platzierte. Dann endlich näherten sich ihre Schritte. Er strich noch ein letztes Mal über die blaue Schleife, fasste sich ein Herz und setzte ein Lächeln auf.
Hallo Mama.
Sie betrat den Raum. Hallo Robert.
Ihr Weg führte sie zum Kühlschrank, sein Lächeln und das kleine Päckchen auf dem Tisch blieben unentdeckt. Er ergriff die Arbeit seiner letzten halben Stunde und streckte sie ihr zaghaft entgegen. Hier, für dich!
lächelte er ihr zu.
Sie nahm sich nicht die Zeit, sich zu ihm zu setzen. Was ist das?
fragte sie, noch während sie die Schleife und das Geschenkpapier ungehalten vom Päckchen riss und unachtsam auf den Tisch fallen ließ. Was soll der Quatsch?
schimpfte sie, die Packung Zigaretten in der Hand und Querfalten auf der Stirn. Robert starrte auf das zerknüllte Papier, auf die nun hässliche Schleife, und verstand nicht. Verstand nicht, warum sie nicht verstand. Robert!?
Sie verlangte nach einer Erklärung. Doch Robert hatte keine. Wie sollte er ihr erklären, dass er nur Lust dazu hatte, etwas schön einzupacken, dass er sich nur ein Lächeln von ihr wünschte?
Sie stand noch einen Moment mitten in der Küche, er konnte ihren festen Blick spüren. Dann drehte sie sich um und ging. Sie fragte nicht mehr.
Einige Minuten später erinnerte ihn das Klicken ihres Feuerzeuges daran, dass die Welt aus mehr bestand als aus dem kleinen Haufen zerknüllter Zuneigung auf dem Küchentisch.
Es war Zeit, die Tränen wegzuwischen.
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