Einträge für November 2006

Archiv

  • Übersicht aller Relikte



Gehege

  • zeitbefreit
  • selbstgeblickt
  • fremdgeschämt
  • aufgefallen
  • fachgerichetet
  • unterhalten
  • kurzgebraten
  • angeschnurrt
  • angstgemacht
  • Alle Kategorien

Zooverwaltung

  • Impressum

Dienstag, 28. November 2006

Soziale Kompetenz

Sie legt ihre kleine Stirn in Falten, als ihr die aufgeregte Stimme ins Wort fällt. 1, 2 lange Schritte, und sie kann an mir vorbei schielen, sich eine Strähne des wunderbar dicken, goldenen Haares aus dem rosigen Gesicht streichen und ihre kleine Schwester mit festem Blick strafen. Du bist unhöflich! sagt sie und runzelt noch deutlicher. Ich wollte dich nicht unterbrechen, aber du redest so viel und ich möchte auch mal was sagen. entschuldigt sich die Kleine mit den süßen, braunen Locken links neben mir und zieht dabei die Nase auf diese eine Art kraus, die Herzen schmelzen lässt. Ja gut, aber lass mich bitte erstmal ausreden. Dann darfst du. nickt die Große und fährt mit ihrer Erzählung von viel zu schweren Viertklässler-Mathearbeiten fort.

Sie sind so erwachsen geworden denke ich und bin rettungslos fasziniert von dem kleinen Dialog, der da soeben um mich herum geführt wurde. „Du bist unhöflich“ – was für ein Satz. Und was für eine wunderbare Reaktion auf ihn.
Ich schüttele innerlich den Kopf über meinen Gedanken, dass sie „so erwachsen“ wirken. Wann habe ich das letzte Mal erwachsene Menschen so ehrlich, so klar und sachlich miteinander sprechen hören? Ich denke dann, dass „Sie sind so herrlich kindlich“ es vielleicht besser getroffen hätte. Aber auch das fühlt sich falsch an. Wie viele Kinder habe ich im Bus, in der Stadt, auf der Straße vor meiner Wohnung erlebt, die sich allenfalls „Du bist doof und stinkst!“ um die Ohren hauen, wenn Ihnen etwas nicht passt?

Es ist etwas ganz Wertvolles, was diese beiden Kinder da haben. Ich hoffe so sehr für sie, dass sie es mitnehmen können. Mit hinaus in die weiterführende Schule, in die Pubertät – über den Zeitpunkt hinaus, an dem ihre Eltern den Einfluss verlieren. Mit hinaus in ihr eigenes Leben. Wenn sie sich alleine behaupten müssen.

zeitbefreit um 13:56 | 14 Kommentare | 0 Trackbacks

Freitag, 24. November 2006

#8

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, wäre ich gerne SirParkers einstimmiger Background-Chor. Oh ja!

###

Man sollte eine Spendenaktion starten, um dem Puke-ish Puke-isher einen feinen Urlaub zu finanzieren. Die arme Seele braucht offensichtlich ganz dringend Erholung.

###

Da landete jemand hier auf diesem Zoo, da er nach „Alias Dritte Staffel Sendetermin“ suchte. Mensch, hättense mal ihre Kontaktdaten hiergelassen, ich würd ihnen die DVD-Box borgen. Ich glaube nämlich kaum, dass die jemals ausgestrahlt wird. So wie ich mittlerweile die Hoffnung verliere, dass die vierte Staffel in unseren Landen überhaupt einmal erscheint. [audiovisualisieren Sie hier bitte ein gar bitterliches Schluchzen]

###

Ach, wo wir gerade bei Google-Referrern sind:

  • meine Frau möchte mich beschneiden
  • orgasmus in Turnschuhen
  • schmelzkäse problem
  • wörter aus" happy birtday"
  • Kai Pflaume Haustier
  • mach mir den döner

###

Keiner redet mit mir. Alle erzählen mir nur was.

kurzgebraten um 09:45 | 10 Kommentare | 0 Trackbacks

Dienstag, 21. November 2006

Ach so! Der Amokläufer hat Counterstrike gespielt!

Bereits gestern hörte ich es im Unterton des Nachrichtensprechers. Heute ist es schon ganz klar kommuniziertes Thema: „Der Amokläufer von Emsdetten hat Counterstrike gespielt! Wir müssen Ego-Shooter bekämpfen!“

Natürlich ist es nicht nur einfach, sondern leicht, ein Computerspiel für den Amoklauf eines Jugendlichen verantwortlich zu machen. Es ist nicht nur einfach, nicht nur leicht, sondern auch unglaublich bequem. Wesentlich unbequemer als das Hinterfragen von Eltern, Verwandten, Freunden, Mitschülern, Lehrern, Behörden, Medien im Allgemeinen oder – einmal den ganz großen Bogen – der Gesellschaft, in der Jugendliche heute aufwachsen müssen.
Nur nebenbei werden die im Ansatz richtigen Fragen gestellt: Wie kam es dazu, dass der junge Mann vereinsamte und verrohte? Warum hat sich niemand verantwortlich gefühlt, auf den stillen Jungen zuzugehen und auf lange Sicht zu versuchen, das Schweigen zu brechen, zu erfahren, was in seinem Kopf vorgeht? Warum wurde sein Hilferuf im Internet, in dem er sein Vorhaben ganz klar thematisierte, nicht ernst genug genommen? Wie kann es sein, dass sich der Junge wegen illegalen Waffenbesitzes vor Gericht verantworten sollte und trotzdem noch über scharfe Waffen und Munition verfügt?
Mir geht es hier nicht um Schuldzuweisungen. Es geht mir um die vielfachen Gründe für so eine Tat, die weiter, wesentlich weiter gehen als ein dumpf suggeriertes „Counterstrike ist schuld“.

Ein im Grunde seelisch gefestigtes Kind kommt nicht aufgrund eines PC-Spieles auf die Idee, echte Menschen zu töten. Es gewinnt auch die Energie zur Durchführung einer solchen Tat nicht aus virtuellen Szenarien.
Ich habe bereits etliche junge Menschen, die Ego-Shooter spielen, kennen gelernt – da war kein einziger dabei, der aufgrund des Spiels keines sozialen Kontaktes mehr fähig war und in Hassgefühlswelten lebte. Counterstrike ist im Fall des Emsdettener Amoklaufes höchstens ein Symptom des Krankheitsbildes.

Dies zu ignorieren und sich auf ein Spiel zu versteifen ist gefährlich und schmeckt für mich nach Verblendung und bewusster Vermeidungshaltung. Ich käme ja fast auf die Idee, dass der Eine oder Andere, der jetzt laut „Verbot! Verbot!“ schreit, geradezu glücklich ist, dass der in meinen Augen bemitleidenswerte junge Mann dem Klischee entsprach, am PC menschlich geformte Bits und Bytes tötete und somit einen bequem zu kommunizierenden Ansatz lieferte, dass man umgehend zur Tat schreitet, um solche Amokläufe zukünftig zu vermeiden. Weil die einzig sinnvolle Alternative doch viel zu weitgreifend wäre.
Es ist ja sowasvon zum kotzen.

Nachtrag: In Marcels Parteibuch kann man den Abschiedsbrief von Bastian B. lesen. Und bei Gulli so einiges über die unfassbar gründliche Zensur, die zur Zeit durchgeführt wird, um seine Spuren zu tilgen. (via Christian)

fremdgeschämt um 15:33 | 15 Kommentare | 2 Trackbacks

Montag, 20. November 2006

Doppelpunktklammerzu

Man weiß, dass man mit dem richtigen Menschen omnivore Nahrungsmittel verdrückend zusammensitzt, wenn man sein übliches Rumgeeier-Carepaket nicht öffnen muss.

Man weiß, dass man mit einem wichtigen Menschen 3 Liter Wasser verschluckend zusammensitzt, wenn man eine schwierig zu verdauende Erkenntnis mit nach Hause nehmen kann.

Man weiß, dass man mit einem richtig wichtigen Menschen die kleinen, aber doch so unglaublich großen Dinge in Metaphern packt, wenn sich 480 Minuten gerade mal wie 2 Stunden anfühlen.

Hab Dank.

zeitbefreit um 13:06 | 0 Kommentare | 0 Trackbacks

Montag, 13. November 2006

Fragen des Alltags (4)

Wie viele Schritte muss man eigentlich auf Jemanden zugehen, bis man ihm auf die Füße tritt?
kurzgebraten um 16:31 | 15 Kommentare | 0 Trackbacks

Mittwoch, 8. November 2006

Spannungsbogen

Manchmal ist es geradezu hochinteressant, sich selber zu beobachten. Insbesondere während einer recht lang anhaltenden „Alles was ich anfasse, verkommt zu einem kleinen Häufchen Asche“-Phase. Denn im Laufe einer solchen folgt die Art der Reaktion auf unglücksame Ereignisse einer ganz eigenen Dramaturgie.

Stufe 1: Die „Huch, wasn nu los“-Phase

Dir fällt auf, dass sich unglücksame Ereignisse häufen und legst verwundert den Kopf schief. Sicherheitshalber kontrollierst du alle in deinem Besitz befindlichen Spiegel auf womögliche Bruchstellen. Da du keine finden kannst, bist du guter Hoffnung und wartest geduldig auf Besserung.

Stufe 2: Die Zorn-Phase

Du denkst dir „Das darf ja wohl nicht wahr sein!“ und wetterst gegen die Welt und das Leben, die es beide nicht gut mit dir meinen. Du läufst wutschnaubend durch die Wohnung und brüllst Blumentöpfe an, weil sie da so faul und aalglatt rumstehen, während du hektisch versuchst, den Schaden zu begrenzen.

Stufe 3: Die Trotz-Phase

Du erkennst, dass Zorn dir das Leben nur noch schwerer macht und beginnst, über weitere unglücksame Ereignisse zu lachen, und das aus Prinzip. Du machst dich über die Häufung von Rückschlägen lustig und fragst herausfordernd, ob da nicht noch mehr ginge. Du benutzt von hysterischem Lachen begleitete Sätze wie „War ja klar“ inflationär.

Stufe 4: Die Armes-Ich-Phase

Du streckst die Hände von deinem Körper weg und stellst dem ratlosen Mann an deiner Seite wiederholt die Frage „Womit hab ich das verdient?“, wahlweise auch „Wird das denn nie enden?“. Du bedauerst dich reichhaltig zu jeder sich bietenden Gelegenheit und stellst dich schon rein intuitiv immer genau an der Kasse an, an der die Rolle gewechselt werden muss.

Stufe 5: Die Trauer-Phase

Du hast keine Kraft mehr, dich selber zu bedauern und bist einfach nur noch traurig. Dein Kopf ergibt sich kampflos der Erdanziehungskraft und baumelt bar jeglicher Motivation von deinen Schultern herab. Du kniest auf dem Boden vor Parkhäusern des Bundesministeriums der Verteidigung, um ausgiebig sterbende Hummeln zu beweinen.

Stufe 6: Die „Dann is et halt so“-Phase

Du ergibst dich in dein Schicksal und empfindest die Leere in deinem Inneren als ausgesprochen angenehm. Frisch angebrachten Vlies-Tapeten, die auf dem Putz befindliche Notizen durchscheinen lassen und dich zum ungeplanten Anstrich des Raumes zwingen, entgegnest du schulterzuckend. Du schenkst Möbelhausmitarbeitern, die deine Matratze nach wochenlangen Verzögerungen in der falschen Größe liefern, keine bösen Worte, sondern ein nettes, politisch korrektes Lächeln. Es ist dir überraschend wurstbrot, dass dir kein guter Schlusssatz für einen Blogeintrag einfällt.

selbstgeblickt um 13:16 | 6 Kommentare | 1 Trackback

(Seite 1 von 2, insgesamt 9 Einträge) » nächste Seite