Freitag, 28. Juli 2006
Internetz wieder da
Grrr, was waren das für üble 3,5 Tage – ich war ohne Internetz. Gefühlte 10 Stunden Diskussion mit dem Anbieter seit Montag Abend, nicht erfolgte Rückrufe, Terminunsicherheiten beim Wiederverkäufer, dann heute endlich die Behebung des Schadens. Für ein Internetz-Dienstleisterlein der absolute Supergau, ich erspare mir den Schmerz, den finanziellen Schaden (und schlimmer, den meines Images, musste ich doch Kunden vertrösten, was vollkommen gegen meine reguläre Kundenkommunikation verstößt) in Zahlen zu fassen.
Bastetlob bot sich hin und wieder die Gelegenheit, Fremdanschlüsse für einen kurzen E-Mail-Check und 1, 2 Onlineaktivitäten zu nutzen. Unfassbar, wie tief sich das Internet in meine Lebensgewohnheiten eingefressen hat – ich fühlte mich zeitweise wirklich unvollständig. Wer hätte das noch vor 10 Jahren gedacht?
Montag, 24. Juli 2006
Weib und Schuhwerk
Ich bin Turnschuhträger. Eingefleischter. Seit Jahren bette ich meine Füße in bequeme Günstig-Jogger, durchschnittlich stehen mir 3 Paar zur Auswahl: ein Weißes für den Alltag und passender Kleidung, ein Schwarzes/Braunes/Dunkelgraues für den Alltag und passender Kleidung, sowie ein durchgelatschtes Schwarzes/Braunes/Dunkelgraues für Dreck verursachende Out-oder-Indoor-Aktivitäten. Des Weiteren besitze ich noch zwei günstige Paar Sandalen (welche sich bislang nur im Schuhschrank langweilen mussten und schon etliche Jahre auf dem Buckel haben, eines ist beige, das andere bleu. Namen haben beide nicht.) und ein Paar schwarze Stiefel, die man durchaus wegen ihrer Beinhöhe und Nahtfarbe als „nuttig“ bezeichnen könnte. Diese trage ich dann bei Kundenterminen unter der Hose, auf dass eben dieser Eindruck nicht entstehe und erfreue mich ausschließlich beim An- und Ausziehen ihrer vollen optischen Qualitäten.
Man sieht also, dass ich als Weib mitnichten davon sprechen kann, einem Schuhtick anheim gefallen zu sein. Nein, ich bestehe sogar seit über 10 Jahren darauf, bequem zu laufen und stets die Möglichkeit zu haben, einen kleinen Sprint hinzulegen, so mir solch unfassbar sportliches Verhalten einmal in den Sinn kommen möge. Ehrlich gesagt halte ich auch jede Frau für vollkommen bescheuert, die sich einen Absatz höher als 4 Zentimeter antut.
Nun begab es sich vor wenigen Wochen, dass mir angesichts der anhaltenden Hitze der Kragen platze und ich mir spontan 2 Röcke zulegte. Zu Hause angekommen musste ich aber doch recht schnell feststellen, dass die beiden vorhandenen Sandalenpaare allenfalls suboptimal mit den neuen Beinkleidern harmonierten. Sofort wurde mir ein bisschen schlecht. Schuhkauf ist mitunter das Letzte, was ich als spaßige Freizeitgestaltung empfinde, aber die Röcke sollten – da ich doch bereits eine Menge Nerven in ihren Kauf investierte – schon ihren Einsatz feiern dürfen. Also machte ich mich bei jeder passenden Gelegenheit auf, ein passendes Paar zu finden. Aber nicht nur ein Passendes, sondern auch eines, was meinen ästhetischen Vorlieben voll entspräche, mir angenehmsten Geh-und-Steh-Komfort böte und mit weißem Leder ausgestattet daherkommen sollte.
Es schien unmöglich. 3 Städte bereiste ich, suchte, suchte, suchte … und verfluchte schon nach wenigen Geschäften große Lederblüten, Pailetten und Strasssteine. Wohin ich auch wandelte, in welchen Laden ich auch mein Näschen steckte, überall lachte mich dieser spätkindliche Holzhammercharme bunt bestickter Karnevalstrachten an. Ich fühlte mich aber ausgelacht. Stil sollten sie haben, meine künftigen Treter, elegant sollten sie sein. Und nicht aussehen, als hätten sich Drittklässler im Fach „textile Gestaltung“ erstmalig ausprobieren dürfen.
Als ich dann, schon bar aller emotionalen und körperlichen Kräfte, in einem letzten Akt der Hoffnung einen Bonner Schuhladen betrat, da sah ich sie. Sie waren wunderschön, so zart, so herrlich weiß und hatten so unglaublich hohe, schlanke Absätze. Sie hatten all das, was ihre armen Kollegen nicht hatten und riefen mich mit süßen Tönen. Ich eilte zu ihnen, presste sie an mein Herz und flüsterte ihnen zu, dass ich sie mitnehmen würde und dass ihr Leiden (standen sie doch zwischen Lederblüten-Exemplaren!) nun ein Ende hätte. Als ich sie dann anprobierte, wurde mir die Bedeutung von 8,5 Zentimetern schlagartig klar. Sofort beklagten sich meine Fersen, die Vernunft erinnerte mich an meine chronisch überdehnten Bänder und der Autofahrer in mir schlug demonstrativ die Alarmglocken. Doch meine Fersen, die olle Vernunft und das Autofahrerherz hatten ihren schlechten Tag; sie waren zu leise. Hatte ich den wunderschönen Schuhen doch bereits ein Versprechen gegeben – außerdem schäkerte das Weibchen in mir schon fleißig mit der Vorstellung, sich in ihnen, den wunderschönen Schlanken, wunde Füße und feuerrote Blasen laufen zu dürfen. Also kaufte ich sie, zog sie direkt an und begann postwendend damit, die Vorstellungen meines inneren Weibchens umzusetzen.
So kam es, dass mir – über die rauen Bonner Pflastersteine stöckelnd – plötzlich all das verständlich wurde, was ich bislang nur mit offenem Unverständnis quittierte: Dass ein schöner Schuh ruhig wehtun darf, dass trotz schmerzenden Druckstellen Schweben statt Gehen nicht nur möglich ist, sondern vollkommen automatisch geschieht. Dass ich Schmerzmomente durchaus für optischen Genuss und einem 5-Sterne-Körpergefühl mit freudiger Genugtuung in Kauf nehmen kann. Dass ein schönes Paar Schuhe mehr ist, als einfach nur Schuhwerk, sondern ein Gefühl.
Plötzlich verstehe ich sie alle, die Schuhverrückten, die mehr als 6 Paar ihr eigen nennen. Die Hunderte von Euros in ein Paar Schuhe investieren, nur weil da irgendwo „Blahnik“ draufsteht. Und wenn ich mir diese Entwicklung anschaue, wenn ich mich jetzt durch Druckstellen an das, was meine Füße kleidet, überaus gerne erinnern lasse, dann muss ich wohl sagen, dass ich mich nun selber für vollkommen bescheuert halte. Und zwar mit Freuden!
Donnerstag, 20. Juli 2006
Preiset das Internet
– oder: wenn der Postmann 2 Mal klingelt –
Die Postkarte, hach nein, die Postkarten von Pias Fremdposteln-Aktion sind angekommen! Ich bekam Post von SirParker, 2 beidseitig höchstamüsante Cartoons, über die ich mich sehr gefreut habe. Meinen strahlenden Dank, SirParker!

Und ich weiß auch schon, wer meine Karte bekommen hat: Der Tobias von dem mir bislang unbekannten Blog Mythopoeia, in das ich vorhin schon mein Näschen steckte. Ich bin ja sehr froh und überrascht, dass er meine Schrift lesen konnte. Ich hätt’s ja zugegebenermaßen nicht mehr gekonnt.
Nun bleibt mir noch, Pia einen besonders lieben Dank für Idee, Engagement und Vollendung zu schicken und SirParker zuzustimmen:
Preiset das Internet! Preiset das Internet! Preiset das Internet!
Die Vogelfrau
Morgens am See, die Domfrau und ich schlendern einen schmalen Schotterweg entlang. Es ist heiß, für diese Zeit schon recht drückend, und unsere Gedanken sind nicht hier am See, nicht an den Büschen, nicht zwischen den verdorrten Grashalmen – und auch das rege Vogelzwitscher ist nicht Gegenstand unserer zerissenen Überlegungen. Und da, plötzlich, sitzt es auf dem Boden, rührt sich kaum und schließt immer wieder schwach die Augen: ein Vogeljunges.
Schlagartig sind sie weg, die Zukunftssorgen, aufgesogen von diesem kleinen, hilflosen Tier, das ganz offensichtlich schwächer ist, als so ein Jungvogel eigentlich sein sollte. Während ich noch unsicher überlege, wie und ob man überhaupt so einem kleinen Wesen helfen könnte, entfährt der Domfrau ein fast resolutes „Den können wir nicht hier lassen“ – und hat im gleichen Atemzug schon die Person aus dem schon 1 Jahrzehnt alten Teil ihrer Gehirnwindungen gekramt, die Wissen und Erfahrung im Umgang mit kranken Vögeln besitzt. Ein Anruf mit genauer Beschreibung der Situation, des Gefieders, des Körperbaus des Kleinen und es steht fest, dass er aufgepäppelt werden muss. Und dass da schon jemand ist, der sich des zarten Wesens annimmt. Vorsichtig hebe ich die wenigen Gramm Leben in meine Kameratsche, und wir machen uns auf den Weg zu einer Frau, die mir wohl immer als „Die Vogelfrau“ in Erinnerung bleiben wird.
Herzlich werden wir von ihr und ihrem Mann empfangen, behutsam nimmt sie den Vogel aus der Tasche, ruft ein leises Oh jeee, na du Kleiner!
und schaut ihn sich eingehend an. Die Hand ist so locker um den zerbrechlichen Körper gelegt, dass der Kleine problemlos davonhüpfen könnte. Und – nennt mich bescheuert – ich glaube, selbst wenn er kräftig genug gewesen wäre, wäre er sitzen geblieben und beide hätten sich genau so angeschaut, wie sie sich auch jetzt anschauten.

Währenddessen blicken die Domfrau und ich uns um. Wir sehen eine zerrupft wirkende und eine vollkommen gesund und kräftig anmutende Taube, ein flauschiges Meisenjunges, hören von einer Elster im Haus, sehen ein sehr altes Meerschweinchen, welches aus einem Müllcontainer gefischt wurde, sowie einen überaus schwachen Igel, der ein Auge an einen Hund verloren und mit einer schweren Erkältung zu kämpfen hat. Überall Leben in dieser Küche, und nicht nur in der Küche! Draußen, auf der Fensterbank, tummelen sich Amseln, Meisen und noch weitere Arten – und schauen immer wieder neugierig zu uns hinein. Es liegt eine fast magische Vertrautheit zwischen dieser Frau und den Tieren in der Luft, ich kann sie fast greifen. Und auch das Schimmern in den Augen der Domfrau verrät die Begeisterung ob dieser aufopferungsvollen Vertrautheit.
Die Vogelfrau berichtet uns von all den Jahren, in denen sie für die Vögel da war, berichtet uns von den schönen Erfolgen, aber auch von ihrer Ermüdung. Dass sie das alles eigentlich, schon seit Jahren, nicht mehr möchte, dass sie es vermisst, Zeit für sich zu haben, all die Dinge zu tun, die sie nicht machen kann, weil da kleine Herzen weiterschlagen möchten. Und, dass sie es trotzdem immer wieder tut. Sie ist froh, dass das kleine Wesen, welches die Domfrau und ich ihr brachten, eine Schwalbe ist, ein Vogel, der sich nicht an den Ort gebunden fühlen wird, der wieder zurückkehren kann zu seinem Schwarm. Ihre Freude ist nicht ganz uneigennützig, auch das gesteht sie, und wir lächeln. Lächeln diese Frau an, lächeln diesen Mann an, der sie so selbstverständlich unterstützt.
Als wir von der kleinen Schwalbe und den beiden Menschen Abschied nehmen, sind wir angefüllt mit Faszination und Dankbarkeit. Und es dauert noch etliche Minuten, bis die Sorge wieder bei uns anklopft, um das Vogelgezwitscher zu übertönen.
Montag, 17. Juli 2006
Berlin, Ellipsen-und-Ausrufezeichen-Edition
Es begann mit
… dem vertrauensgeborenen guten Gewissen beim Verlassen der befellten Familienmitglieder und einer Vorfreude-Gänsehaut.
… der Durchsage am Bahnsteig, dass die flughafenbringensollende Bahn ca. 35 Minuten später kommen würde. Rund 20 Minuten vor Check-In-Deadline (Welch Überraschung!).
… einem hektischen Check-In, eingeklemmt in einer Gruppe lautstarker, abgegriffener Mittdreißiger-Proletenweibchen.
… dem Gefühl, nicht gerade entspannt in den Urlaub zu starten.
Weiter ging es mit
… dem tiefem Einatmen der Berliner Luft, einhergehend mit schlagartiger Entspannung der Stressmuskulatur (Großstadt, ick liebe dir!).
… einem wunderbar ausgedehntes Etageren-Frühstück im Café Anna Blume.
… dem Bestrahlen unseres exquisiten 2-Nächte-zu-Hauses und der Erkenntnis, dass sich eine 1-Euro-Münze in Pagenhand für das kleine Rollköfferchen namens Bello (Er ist so ein guter Hund! Und so treu! Dabei hat er doch nur einen 10er gekostet!) absolut lächerlich anfühlt – ganz im Gegenteil zu einem „gewohnten“ 1-Dollar-Schein.
… herzlichem Lachen mit herzenslieben Menschen und leckerstem Eiskaffee. (Kinners! Ich traf Jack Nicholson!)
… wunderbar frischen Garnelen an Mango-Chutney (Die haben geknackt beim Draufbeißen. Herrlich geknackt!). Einem Palace-Burger (Whattaburger!). Kurz nach Mitternacht, via Room Service (Könntichmichdrangewöhnen.).
Es folgte
… ein ausgiebiges Frühstück mit ausgiebigem Warten auf frischen Kaffee. Fühlte mich ausgiebig übersehen.
… der erste Kontakt mit trillerpfeifenden Vollpfosten. Spontan für das eigene Partyvolk geschämt. Dann kurz über Verwässerung und Wertetreue nachgesonnen und mit breitem Grinsen weitergeschämt. Ab dann aber fremd.
… viele Fotos, viel gute und viel schlechte Musik, viel Fremdschämen, viel Mitfreuen, viel Natursorge und ganz besonders viel Poschist-und-ich-im-hier-und-jetzt-Gefühl. Und viele Gedanken über die innerliche Zerissenheit ob des mehr als offensichtlichen Kulturverlustes (Die im Fernsehen nennen das „Raver“.).
Dann war da noch
… der Sanitäter, der dem Poschisten eine Wärmedecke für sein frierendes Weibchen schenkte (ymmd!).
… der fehlende Schlaf der letzten Tage. Präsent von Haarspitzen bis Fußsohle, ausgelebt im hoteleigenen Spa-Bereich.
… das Klingeln des Handys, das mir bewusst machte, etwas sehr Wichtiges vor lauter Müdigkeit und Selbstbeschäftigung vergessen zu haben. Dem eigenen Inneren einen herzhaften Arschtritt verpasst.
… das elitäre Prada-Pärchen, dass beim Einsteigen in den Flieger auf wunderbare Weise bewies, dass Dekadenz kein Hirn ersetzt.
Und schlussendlich
… das unglaublich gute Gefühl, wieder auf heimischen Boden zu stehen und einmal mehr zu fühlen, wie sehr ich das Rheinland liebe, wie sehr ich hier zu Hause bin.
Weiter mit Musik Alltag.
Donnerstag, 13. Juli 2006
STOP
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