Dienstag, 18. April 2006
Internetz-Tagebuch, Osteredition
Was für wunderbare Tage das waren! 5 Tage fern ab des Rechners, die Rufe des Internets und jegliche Stressfaktoren ignoriert, ordentlich mit Poschist und Fellchen gefaulenzt. Allerliebsten Besuch gehabt, leckerste Nahrungsmittel verspeist, so viel geschlafen wie lange nicht mehr. Beim ersten Rheinauen-Flohmarkt dieses Jahres Kölsch aus einem fiesen Humpen (!) getrunken, schallend über die Gesichter des Poschisten und des Fasans gelacht, als die beiden direkt vor der Haustür Schreckbekanntschaft machten, mit Frau Maki einen hübschen Froschlurch Prinzen vor Autoreifen gerettet.

Erwähnte ich schon, wie unheimlich fantastisch ich es finde, direkt am Feldrand zu leben?
Samstag, 8. April 2006
Rhein, Sieg: hoch
Mittwoch, 5. April 2006
Wo ein Wille ist …
Steffi ist 24 Jahre alt, ein an sich fröhlicher, ausgeglichener Mensch, ist motiviert, engagiert – und allein erziehende Mutter der bezaubernden 2 1/2-jährigen Vivi. Der Kindsvater entschloss sich kurz nach Bekanntwerden der Schwangerschaft, seinen eigenen Reifegrad hinsichtlich der anstehenden Vaterrolle als zu gering einzustufen und ließ die werdende Mutter mit der noch zu vollendenden Ausbildung und der Herausforderung, ein Kind groß zu ziehen, alleine. Steffi vollendete die Ausbildung mit prallem Babybauch erfolgreich, legte ihre ursprünglichen Zukunftspläne zu den Akten und widmete sich von nun an voll und ganz ihrer kleinen Tochter. Und den finanziellen Problemen.
Steffi und Vivi leben in einer Sozialbausiedlung; es ist nicht sehr hübsch dort, aber einigermaßen gepflegt, und die kleine Wohnung mit den zwei Zimmern und der klitzekleinen Küchenzeile ist zwar nicht gerade optimal, aber es ist ein Dach über dem Kopf und ein sicheres zu Hause für die Kleine. Anfangs, als Steffi noch das Erziehungsgeld zusätzlich zur Sozialhilfe und dem Kindergeld erhielt, kamen die Beiden recht gut über die Runden. Große Sprünge waren zwar nicht drin, aber für Essen, Kleidung und hin und wieder mal ein neues Spielzeug hat es allemal gereicht. Doch seitdem das Erziehungsgeld weggefallen ist, muss Steffi jeden Euro fünfmal umdrehen und knallhart haushalten, um sich und Vivi in trockenen Tüchern zu wissen. Beim besten Willen reicht das Geld nicht aus, um die schnell und unaufhaltsam wachsende Vivi mit passender Kleidung oder entwicklungsförderndem Spielzeug auszustatten. Steffi sagt, dass sie Vivi wohl nackt herumlaufen lassen müsste, wäre da nicht ihre eigene Mutter, die von ihrem ebenfalls knappen Geld immer wieder ein wenig für die beiden abzwackt. Steffi würde gerne arbeiten gehen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Noch geht das nicht, noch ist Vivi zu klein für den Kindergarten, aber ab August … ja ab August würde Steffi gerne eine Halbtagsstelle annehmen. Doch sie weiß schon jetzt, dass sie es in ihrer Branche mehr als schwer haben wird, einen Arbeitsplatz zu finden. Schon gar nicht mit diesem Lebenslauf: direkt von der Ausbildung in die Mutterschaft, keine Berufserfahrung. Schon gar nicht unter diesen Vorraussetzungen: halbtags, feste Arbeitszeiten, keine Überstunden möglich, in mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbarer Nähe zum Kindergarten.
Wir sitzen im McDonalds um die Ecke, Steffi und ich, und diskutieren über ihre schmalen Perspektiven. Eine Freundin hatte ihr an den Kopf geworfen, Steffi solle doch eine Ganztagsstelle annehmen und die kleine Vivi nachmittags in Betreuung geben. Dass es angesichts der gezahlten Gehälter in ihrer Branche absolut illusorisch ist, sich so etwas leisten zu können, muss die Freundin wohl übersehen haben. Und, überhaupt!
presst Steffi durch das Stück Chicken-Wing, welches sie vorher Ewigkeiten lang gedankenverloren in der süß-sauren Sauce ertränkte. Das was sie sagen möchte hat jetzt keine Zeit für abgeschlossene Kauvorgänge. Überhaupt, ich will das auch gar nicht! Ich will sie nicht abgeben müssen. Ich will meine Tochter großziehen und die Verantwortung nicht an einen Fremden abtreten.
. Vivi eine Mutter zu sein, das ist Steffis primäre Aufgabe.
Doch selbst diesen einfachen Gedankenstrang kann das Arbeitsamt nicht erfassen. Steffi erhält schon heute Jobangebote, bei denen Sie sich zu bewerben hat. Vollzeitstellen in für sie und ihre Umstände unerreichbarer Entfernung, Vakanz ab sofort. Das frustriert und demotiviert sie nicht nur, sie sorgt sich jetzt auch noch, die Leistungen gekürzt zu bekommen – macht doch das Verhalten der diversen Ämter den Eindruck von spontaner Unverhältnismäßigkeit im Umgang mit arbeitslosen Müttern auf sie. Die Kinder der Nachbarin zum Beispiel
, ereifert sich Steffi wild mit einer Pommes wedelnd, sind nun beide schon seit letztem Jahr im Kindergarten, der Mann arbeitet Vollzeit und die Mutter der Kinder erhält Sozialhilfe, bleibt aber von Bewerbungszwängen vollkommen unbehelligt.
Steffi hat kein Verständnis für die offensichtliche Willkür von Ämtern, die der Frau von nebenan freie Hand in ihrer Verwirklichung als Mutter lassen, es jedoch bei ihr gerne sehen würden, würde sie ihre von der Gesellschaft und der Politik ach so erwünschte Brut wieder zurück in den warmen Uterus stopfen.
Über die aktuellen Vorschläge zur Steigerung der Geburtenrate, insbesondere die finanzielle „Bestrafung“ kinderloser Menschen, kann sie nur den Kopf schütteln. Ihre Lage enthält eine Menge Knackpunkte, warum sich viele Menschen gegen Kinder entscheiden; sie weiß, dass Entschlossenheit und guter Wille alleine nicht ausreicht, eine Zukunft mit Kind zu sichern und dabei den Wunsch nach persönlicher Selbstverwirklichung nicht völlig begraben zu müssen.
Manchmal glaube ich, ich werde verrückt. Ich möchte doch nur mein Kind großziehen, ohne am finanziellen Abgrund zu schweben, ich möchte meiner Tochter etwas bieten können, ich möchte meinen Job weitermachen. Aber wenn ich meine Situation den Sachbearbeitern schildere, drehen die meine Worte so herum, dass es fast den Eindruck macht, ich würde mich verweigern.
seufzt Steffi und spült den letzten Bissen mit einem großen Schluck Cola herunter. Ihre hübschen Augen fallen über den sorgegeborenen Augenrändern kaum auf. Hätte ich einen Mann hier, wäre es einfacher. Traurig, aber wahr.
Doch da ist kein Mann, zumindest nicht hier. Der Kindsvater zeigt keinerlei Interesse an seinem Nachkömmling, Steffi kann und will ihn nicht in die Verantwortung zwingen. Ihr fester Freund, ein junger Türke, studiert auf Zypern – kann ihr also nur emotionaler Halt sein. Auch wenn dieser Halt nur ein Pflästerchen ist, wo ein ordentlicher Wundverband nötig wäre.
Die beiden meinen es ernst miteinander, nun schon seit 2 Jahren, über die große Entfernung hinweg. Die ursprüngliche Ablehnung seiner muslimischen Eltern gegenüber Steffi, die nicht nur ungläubig ist, sondern auch das Kind eines anderen Mannes aufzieht, ist mittlerweile durch die Besuche in der Türkei einem fast liebevollen Umgang gewichen. Mittlerweile teilt die Familie sogar ihre Pläne und Gedanken zu dem anstehenden Hotelbau mit Steffi. In ein, zwei Jahren dann, wenn ihr Freund sich ein Standbein geschaffen hat, sie fließend türkisch spricht und das Hotel fertig ist, dort, in seiner Heimat, dann werden Steffi und Vivi ihm folgen. Allen Horrorvisionen und Vorhaltungen mancher Freunde und der eigenen Unsicherheit zum Trotz wird sie in die Türkei auswandern, ihr Kind in dem fremden Land aufziehen und gleichzeitig ihren Beruf im Hotel der Eltern ausüben.
Was hält mich denn noch hier?
fragt sie trocken und wirft ihre Serviette auf das Tablett. Und mir fällt beim besten Willen nicht ein, womit man diese Frage beantworten könnte.
Dienstag, 4. April 2006
Ein Hut, ein Stock, ein Damenunter…*ääh*
Kaum denke ich mein Blog läuft leer, wirft der Boris ein Herrenstöckchen her. Merci sach ich da und schau mal, ob mein innerer Kerl noch zu was taugt:
- Lieblingsbier?
(Mühlen-)Kölsch. Aber das Weibchen in mir mag da immer einen Schuss Cola drin haben. Es bekommt sonst schnell Sodbrennen. Ähem. - Ab wieviel Gramm darf sich ein Steak Steak nennen?
Solange es herrlich schmeckt, gut (also innen blutig und außen kross) gebraten und gewürzt (also nur Pfeffer und Salz) ist, darf sich auch ein 50-Gramm-Stückchen ein Steak nennen. Richtig Spaß macht es ab 300 Gramm. - Scharfe Soße auf Steaks ist klar, aber welche?
Wieso ist das klar? Ich mags gerne ohne Soße. Wenn, dann Chimmichurri. Dann auch gerne reichlich. - Dein bevorzugter Actionfilm?
Bei reinen Actionfilmen ist es wirklich schwer. Kann man „Léon der Profi“gelten lassen? - Rambo vs. Predator vs. Terminator, wer gewinnt?
Keiner. Die werden alle vom Alien gefressen. Jawoll. - Autokauf, wieviel PS wären akzeptabel? (Spritpreise und Kontostand bitte außen vor lassen)
(Ich lass dann auch mal ökologische Aspekte raus, gell?) Ich würde mich wahrscheinlich schneller umbringen, als ich den fünften Gang einlegen könnte, aber alles ab 130 PS wäre durchaus akzeptabel. Wichtig dabei wäre fühlbare Straßennähe, eine perfekte Kurvenlage und eine knackige Schaltung, sonst nützen mir die schönsten PS-Zahlen nichts. - Bevorzugtes Magazin im Zeitungsladen?
Keines. Mein Magazin gibt es im Internetz und nennt sich Blogosphäre. Da ist alles drin, was so ein Magazin braucht. - Steh- oder Sitzpinkler?
Anatomisch bedingt Sitz. Wären die körperlichen Vorraussetzungen anders: ebenfalls Sitz, wenn Sitz vorhanden. - Wer bekommt als nächstes den Ast?
Hmm, wen ham’ wir denn da … Garvin, Christian, Smiley, hinterlektuelles, bitte übernehmen Sie!
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