Donnerstag, 16. März 2006
Die 10, bitte.
Ich habe mir einmal sagen lassen, dass Frauen im Generellen unfähig wären, sich die Nummer der soeben genutzten Zapfsäule über den Weg in das Tankstellenhäuschen hinaus bis zur Ankunft an der Kasse einzuprägen. Mir hingegen bereitet dies überhauptgarkeine Probleme – nur ein einziges Mal, ich tankte gedankenverloren, wartete gedankenverloren an der Kassenschlange und just in dem Moment, als ich vor der erwartungsvoll lächelnden Kassiererin stand, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich die zur Abrechnung notwendige Information mitnichten parat hatte.
Natürlich hefteten sich umgehend gefühlte 20 Männeraugenpaare auf mich, als ich ein wenig hektisch versuchte, mich galant quer über jegliche Heft-Auslegeware zu werfen und den Hals auf das doppelte seiner Länge zu dehnen, um einen Blick auf die Nummer meiner soeben genutzten Zapfsäule auf die Entfernung hin zu erhaschen. Der jungsche Kerl hinter mir verzog schon hämisch seine Mundwinkel und ich könnte wetten, dass der Herr mit dem breiten, weißen Schnorres ganz am Ende der Schlange seine wohlgemerkt männliche Begleitung seitepieksend und kinnzeigend auf mich aufmerksam mache. Ich stotterte also etwas von Die kleine rote Colt-Dame da hinten … ähh … Nein, der Colt, also der alte Mitsubishi da … jaja, genau, der Rote, dankeschön. Ehem.
, alle Klischees vollstens erfüllend, zahlte mit wahrscheinlich hochrotem Kopf und schwor mir, nie, niiiiemals mehr zu grinsen und auch kein Grinsen männlicher Begleitung mehr zuzulassen, wenn so ein Weibchen nochmal vor mir in der Schlage stünde. Denn sie könnte ja auch einfach nur gedankenverloren wie ich den Tankvor- und Kassenhingang durchgeführt haben.
Als dann aber vorhin – ein anderer Ort, eine andere Tankstelle – der Herr zwei Peronen vor mir mit einer Stimme so fest wie eine Meeresklippe lautstark Der schwarze Polo!
intonierte und keiner der anwesenden Herren auch nur eine Miene verzog, da grinste ich, ganz breit und ganz demonstrativ.
Wenn Frauen sich die Nummer nicht merken, dann wird der Kopf geschüttelt und gewitzelt. Aber bei Männern nennt sich Nummer vergessen also Selbstbewusstsein und ist kein Stein des Anstoßes. Nee, ist klar.
Montag, 13. März 2006
Ich bin defekt.
Eigentlich müsste ich junger Spund ein frisches, vor bester Gesundheit strotzendes Weibchen sein. Da ich aber keinerlei Sport treibe, (an dieser Stelle sei noch einmal erwähnt, dass ich der konsequent unsportlichste Mensch bin, der mir persönlich bekannt ist) trudeln fiese Erkältungen recht regelmäßig bei mir ein. Daran habe ich mich gewöhnt, damit kann ich ganz gut leben.
Nun ist es aber so, dass meine recht ausgewogene Ernährung allein anscheinend nicht mehr ausreicht, die restliche körperliche Verfassung stabil zu halten.
So kann ich mich über schon seit Wochen andauernde Müdigkeit freuen, die von Körper und Geist völlig Besitz ergreift und allmählich beginnt, meinen Seelenfrieden anzuknabbern. Als hätte der chronisch niedrige Blutdruck schlussendlich doch die Oberhand gegen meinen nie versiegenden Energiepool gewonnen.
Oder meine eh schon trockene Haut, die diesen Winter zum regelrechten Reibeisen mutierte und sich auffällig dermatitisch gibt. Nicht sonderlich ästhetisch, aber noch viel weniger angenehm.
Noch unangenehmer finde ich aber, dass meine Kopfhaut dieses Spiel jetzt unbedingt mitspielen muss und schmerzhaft vor sich hinschuppt (bin ich hiermit nun bei Ekelcontent angelangt?). Aber es reicht der Kopfhaut noch lange nicht aus, sich in alle Welt zu verteilen und Milben als Futter zu dienen – nein nein, sie hat offensichtlich beschlossen, ihren Dauergast „Haar“ nun nicht mehr zu dulden und spuckt es samt Wurzeln fleißig aus. Wenn das so weitergeht, kann ich den Begriff „Geheimratsecken“ am eigenen Leibe nachfühlen und die mich umgebende Männerwelt mit massig Verständnis versorgen. Auf meine lange Haarpracht muss ich wohl jetzt schon verzichten, so dünn, wie die da herunterhängt.
Aber das Feinste, was mir beschert wurde, ist definitiv die unreine Gesichtshaut. Das Spiel spiele ich nun schon seit ein paar Jahren mit, und bis vor kurzem konnte ich mit den paar Pickelchen ganz gut leben. Aaaber: es wurde immer schlimmer, gemessen an meinen Verhältnissen – und ist mittlerweile untragbar. Ich mag mir nicht jedesmal das Gesicht stundenlang mit MakeUp zukleistern, wenn ich das Haus verlassen will. Ich mag auch mal wieder ungeschminkt unter der großen, goldenen Scheibe wandeln und mich dabei wohlfühlen.
So führte mich mein Weg zum Hautarzt, das erste Mal seit Äonen 9 Jahren. Der anscheinend bis oben hin mit Amphetaminen vollgepumpte Dermatologe nahm sich ca. 3,5 Minuten Zeit für mich und meine Luxusproblemchen, beleuchtete mich hektisch mit blauen Lämpchen, kratzte sich einmal gedankenverloren hinter dem Ohr (es schuppte übrigens mitnichten), verschrieb mir Sälbchen und Verhaltensmaßregeln für die Körperhaut und stellte kurz und schmerzlos die unliebsame Gesichtshautdiagnose: eine leichte Form der Akne. Ich bin jetzt also hochoffiziell Aknepatient. Ein Freudenfest, meine Damen und Herren! Ich sammele anscheinend auch alle unliebsamen Titel, die man bekommen kann. Aber nun gut, eine Diagnose, so unerwünscht sie auch sein mag, ist ja schon einmal der erste Schritt zur Heilung, da will ich nicht meckern.
Gemeckert habe ich auch nicht, als die nette und optisch sehr ansprechende Arztgehilfin dann zur Nadel griff, um mir ein wenig Blut zwecks Ursachenergründung abzuzwacken – obwohl ich ein ganz großer Schisser bin was Nadeln in meiner Haut anbelangt, seitdem irgendeine Hilfsschwester im Bonner Malteserkrankenhaus meine wundervoll vor sich hinleuchtenden, quasi nicht zu verfehlenden Venen ganz zielgerichtet verfehlte und mehrfach krampfhaft versuchte, meinem Gewebe selber die gewünschten Bluteinheiten zu entsaugen. Ich ließ mir also – butterbrotbrav und ein bisschen blass um die Nase – literweise Blut abzapfen, atmete hörbar auf, als die Nadel meine Vene endlich wieder verließ und presste das kleine Tupfcherchen tapfer in meine Armbeuge, auf dass die Blutung sich stille. Die wollte jedoch leider nicht so, wie ich wollte, und nun wirkt mein Arm, als hätte ich mich dem Franfurter Applaus zu ausgiebig gefrönt.

Die Cremes und Wässerchen, die mir Herr Dermafachkraft zur Behandlung des Porenfiaskos verschrieb teuer verkaufte, sind übrigens DIE Pest. Stinken wie eines meiner verblichenen Putzmittel und lassen die Haut zur Maske erstarren. Das Wort „Spannkraft“ hat für mich eine ganz neue Bedeutung bekommen.
Ich will meine Balea-Produkte zurück! Ich will reichhaltige Feuchtigkeitscremes, ich will wohlriechende Peelings mit optisch ansprechenden Peeling-Perlen in mindestens 2 Farben, ich will rosafarbenes Klärungswasser auf Wattepads, ich will Erdbeer-Masken und wundervoll samtiges Puder, jawoll! Intravenös, wenn es sein muss!
In anderen Worten: Ich leide. Jahaha. Aber ich will ja nicht nur wohltuenden Weibchenkram, ich will auch reine Haut. Und da klingelt mir doch glatt das volksmündische Wer schön sein will, muss leiden
im Kanon mit Man kann nicht alles haben
im Ohr. Und siehe da! Schon 3 Tage später lacht mich ein Hautbild an, das mich mehr an den ebenfalls volksmündischen Babypopo, als an frisch diagnostizierte Aknehaut erinnert. Wunnaba.
Aber Müdigkeit und Hautprobleme, hey, das ist ja fast nichts, das sind Kinkerlitzchen, da kann man ja noch nicht wirklich von defekt sprechen. Bastetlob halten aber die Zähne zur Haut und sind in keinem Zustand, der mich Freudenfeste feiern lassen würde. Der Zahnarztbesuch am Freitag war kurz und schmerzlos, ein bisschen Zahnstein abgerieben (Ekelcontent, ich komme in Fahrt!), ein paar Röntgenaufnahmen, die Kauschiene zur Unterbindung meiner allnächtlichen Knirschattacken nochmals provisorisch gerichtet, und **zackwuuusch** war ich wieder raus aus der Praxis. Der Haken: Ich nahm 4 Folgetermine mit. Dann wird gebohrt. An 7 Zähnchen.
Bei dem Großteil haben die guten alten Amalgamfüllungen ihren Dienst versagt, die übrigen sind ganz simpel kariös. Ich bedanke mich hiermit ganz artig für meine blöde Angewohnheit, spät abends noch Süßkram in mich hineinzustopfen und dann wohlig auf der Couch wegzuschlummern, also allerbeste Vorraussetzungen für Karies und Baktus zu schaffen. Die können auf diese Weise mehrere Stunden am Stück total unbeobachtet ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen und meine Zähne fressen. Drecksäcke, die.
2 Löcher, eines davon vollständig unter der maroden Füllung begraben, haben wohl solche Ausmaße, dass ich ein halbes Jahr später wohl in den fragwürdigen Genuss einer, nein, gleich zweier Wurzelbehandlungen gekommen wäre. Da habbich nochmal Glück gehabt! Und mein alter Zahnarzt auch, den habe ich nun der Gattung „Fachidiot“ zugeordnet und werde von zukünftigen Besuchen definitiv absehen. Außerdem hatte der Mundgeruch. Als Zahnarzt. Dass das kein gutes Zeichen ist, hätte mir von Anfang an klar sein müssen.
Also verbringe ich den April und den Mai wechselnd beim Haut- oder Zahnarzt. Was für eine Perspektive.
Da ich gerade so schön aus dem Nähkästchen plaudere, erzähle ich noch fix, dass noch mehr in Planung ist: [bitte Tommelwirbel audiovisualisieren] Ich werde mich sportlich betätigen. Ja, richtig gelesen. Klein sero will zum Spocht, die Muskeln stählen aufbauen. Das Lungenvolumen steigern. Die Schlafqualität erhöhen. Kreislauf stabilisieren. Frühzeitiger Lebendverrottung Einhalt gebieten. Zur Wahl stehen günstige Mukkibuden oder ein Heim-Ausdauer-Trainingsgerät; ich bin diesbezüglich aber noch unschlüssig.
Lange Rede, kurzer Sinn (man reiche mir das Phrasenschwein): Ich muss etwas mehr für mich und meinen Körper tun und den inneren Schweinehund besiegen. Damit ich nicht immer so defekt bin.
Erkenntnisse des Alltags (7)
Wodka in den Lungen sollte aufgrund des scharfen, langanhaltenden Brennens und der damit einhergehenden Erstickungsgefahr unbedingt vermieden werden.
Donnerstag, 9. März 2006
Zoogeburtstag
Da drehe ich mich nur 2 Mal um die eigene Achse, und schon ist es soweit – 1 Jahr bloggen, 1 Jahr Gedankenzoo! Kaum zu glauben, wie schnell dieses Jahr verstrich und wie tief sich dieses Blogdings in meine Alltagsgedankenstrukturen einfressen konnte.
Ein guter Zeitpunkt, euch, der wertgeschätzten Leserschaft, aufs Herzlichste zu danken – für das regelmäßige Reinschneien, fleißige Kommentieren, die lieben E-Mails – dafür, dass ihr dem Zoo hier Leben einhaucht. Aber auch ein guter Zeitpunkt, den einen oder anderen neuen Leser strahlend willkommen zu heißen und einen kleinen Überblick über Vergangenes zu geben:
In diesem Jahr habe ich unter anderem gewartet und das Nichtbeachten gültiger Verkehrsregeln angeprangert. Ich war ein tapferes, tapferes Mediengestalterlein, schwor der Milka endgültig ab und verzichtete gnädigst auf dörflichen Ruhm. Mir wurde etwas genommen und eine kleine Geschichte zugeflüstert; das mediale Umfeld führte zu ständiger Überreizung, der wohl auch wildes Rumrupfen am dicken Mysiu zuzuschreiben ist. Ich stellte unsere kleine Farm vor, erfreute mich an der GEZ und wurde schlussendlich auch noch verfolgt.
Ein Jahr Gedankenzoo also. Haben alle ein bequemes Plätzchen gefunden, hat jeder ausreichend Kekse? Nun dann – auf ein Neues!
Mittwoch, 8. März 2006
Höhlenmenschen
Sacht dat RTL-Nachtjournal gestern zu uns, dass der Deutsche an sich neuerdings zum Freizeitgourmet mutiert und es als Sport sieht, seinen Freunden in stilvollstem Privatambiente leckerste Gaumenfreuden aufzutischen, dass also „Ich-kann-besser-kochen-als-du“ das unterschwellige Motto freundschaftlicher Zusammenkünfte heutiger Tage wäre.
Sacht der Poschist zu mir: Und wir ham noch nich ma’n Esstisch.
. Sach ich: Ergo können wir an dem Sport gar nicht teilnehmen, kulturloses Volk, dat wir sind.
.
Finden wir beide übrigens gar nicht schade.
Samstag, 4. März 2006
Was ich nicht leiden kann (3)
Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Teil der wahrscheinlich spektakulärsten Serie dieses Blogs. Sollten Sie Teil 1 und Teil 2 verpasst haben, rate ich Ihnen dringlich zur Nachholung. Aber jetzt lehnen Sie sich bitte zurück und genießen Sie meine frischsten Unmutverursacher:
- Xenonscheinwerfer. Da kann man mir noch tausendmal sagen, dass sie nachweislich nicht blenden, mich blenden die Dinger
wie Sauganz erheblich. - Die Eltern, Manager und Produzenten sogenannter „Kinderstars“. Da können die noch so fürsorgliche Dinge in Kameras sagen und noch so oft beteuern, dass das Kind selber die treibende Kraft dahinter wäre – für mich sind das geld- und aufmerksamkeitsgeile, im besten Fall nicht durchsetzungsfähige, verantwortungslose Fortpflanzer.
- Dass Kai Pflaume beim Turmspringen konsequent „nein“ gesagt hat, ist ganz prima und lobenswert. (Über das Wie lässt sich sicher ganz vortrefflich streiten. Ich fand’s affig.) Konsequenz heilt meine Abneigung gegen ihn aber mitnichten: er ist ein ganz fieser, schmieriger, grottenschlecht gekleideter Mann, und ich kann ihn sowasvon nicht leiden, dass ich ihn fast mit dem Titel „Antichrist der Fernsehwelt“ versehen würde, würde ich solche Titel verleihen.
- Dieser Punkt schließt nahtlos an den vorhergehenden an: Hella von Sinnen. Gut, sie ist ein Unikat. Gut, sie gehört ins Fernsehen. Gut, sie ist manchmal lustig. Aber mutt dat dann so prägnant und oft eingesetzt werden, hm? Dat schreit doch immer so viel und lacht auch so unerträglich demonstrativ.
- Die Modeschmuckkette, mit der man mich netterweise zu Weihnachten bedachte. Eine Perlenkette, Kinners!
- Dass ich auch immer, wirklich immer meine morgentlich gekaufte und anschließend liebevoll ins Handschuhfach gestopfte Stange Zigaretten im Auto vergessen und daher im meist ultra-gemütlichen Pyjamazustand noch einmal raus muss. Um meine Sucht zu befriedigen. Unfassbar.
- Menschen, die einem, setzt man sich für den Privatdatenschutz ein, immer noch allen Ernstes ein schiefes
Wieso? Hast’e etwa was zu verbergen?
vor die Füße kotzen. - Morgens um 5:23 Uhr von der Musik des Nachbarn (die übrigens so laut war, dass ich nicht nur das Lied erkennen und mitsummen konnte, sondern auch nach nur 5 Sekunden erkannte, dass hier die Album-Fassung aus den Boxen drang) geweckt zu werden, daraufhin eine den Umständen entsprechend freundliche SMS an eben diesen Nachbarn rauszuschicken und dafür schlussendlich übelste Spießer- und „Du tust doch sonst so tolerant“-Vorwürfe ins Gesicht geklatscht zu bekommen. Das nächste Mal rufe ich einfach die Herren in grün. Dann können wir gerne über spießerhaftes Verhalten reden.
- Dass ich es nicht geschafft habe, das Medienschweigen-Süppchen am Kochen zu halten. Eine weitere Mail ist an alle Sender rausgegangen und wurde natürlich ignoriert. Jetzt fehlt mir in erster Linie die Zeit, um mit vernünftigen Background weiter machen zu können. Ich kann Inkonsequenz am allerwenigsten leiden, wenn sie von mir stammt. Von leeren Versprechungen fange ich besser gar nicht an.
- Wenn mit meinem Eigentum umgesprungen wird, als wäre es Allgemeingut, obwohl ein Gespräch keinen Ausfallschritt weiter zu suchen und auch zu finden wäre. MEINE HERREN, MEIN PULS!
Ich danke Ihnen für die werte Aufmerksamkeit. Kommen Sie bald wieder, wenn mir weitere 10 Details feinsten Weltunmutes bloggenswert erscheinen.
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