Montag, 19. Dezember 2005
Das Schweigen der Medien, Dokumentation
Ein paar Tage nachdem ich aus aktuellem Anlass ein paar TV-Nachrichten-Redaktionen anschrieb und meinen Unmut über deren Schweigen äußerte, halte ich einmal den Status der Antworten fest:
Folgende Redaktionen bekamen Post:
ARD Tagesschau, ZDF heute, Pro7, Sat1 und RTL.
Antworten erhielt ich von:
Tagesschau, Pro7.
Nun, das wäre zwar mager, aber nicht sehr unbefriedigend, wenn wenigstens eine der beiden Antworten ein wenig Nährwert mitgebracht hätte. Zwischen mir und der Tagesschau bestand das kleine Missverständnis, ich würde mich auf das Online-Angebot beziehen; nachdem ich dies richtig stellte, erhielt ich am Freitag eine E-Mail, meine Anfrage wäre an die „Kollegen vom Fernsehen“ weitergelitten™ worden – seitdem kein weiterer Ton.
Pro(grammstrukturfiasko)7 schrieb mir heute:
Hallo serotonic,
vielen Dank für Ihre E-Mail und Ihr Interesse an ProSieben.
Ihre E-Mail haben wir gern als Themenvorschlag an die Redaktionen für aktuelle Formate weitergeleitet.
Wir wünschen Ihnen auch weiterhin gute Unterhaltung mit unserem Programm auf ProSieben.
Mit freundlichen Grüßen aus Unterföhring
Ihre ProSieben Zuschauerredaktion
Woher das „weiterhin gute Unterhaltung“ kommt, wo doch von „weiterhin“, „gut“ und „Unterhaltung“ in keinster Weise die Rede sein kann, frag ich mich da. Vorgefertigte Antwortschreiben sind eine Pest sondergleichen, das hat die Tagesschau schon wesentlich besser hinbekommen. Ich hätte mich übrigens prima unterhalten gefühlt, hätte der Satz folgendermaßen gelautet:
„Wir wünschen Ihnen auch weiterhin lückenhafte Informationsgewinnung mit unserem Programm auf ProSieben.“
Nun bin ich gespannt, ob schlussendlich auch nur eine sinnvolle Antwort dabei herumkommt. Ich rechne aber tunlichst nicht damit.
Hinweis
Ach, und bitte, reinigen Sie doch Ihre Systemschriften ebenfalls regelmäßig, je nach Hersteller Ihres Betriebssystems.
Sonntag, 18. Dezember 2005
Schockierend!
Ich bin des Schreibens mit der Hand nicht mehr mächtig. Soeben die einzige Weihnachtspostkarte an meine liebe Großfrau O. geschrieben und nach anschließender Durchsicht einem spontanen Schweißausbruch erlegen. Keine weitere Karte im Haus, kein ausreichend dickes Papier mehr zum Karte-Selbermachen vorhanden – jetzt muss das Ding halt so raus, mit 3 unheimlich peinlichen Rechtschreibfehlern (, die dem Empfänger sicher nicht auffallen, mir dem zum Trotze sehr unangenehm sind).
Kein Wunder, ist doch das einzige, was ich noch handschriftlich erledige, das Schreiben von stichwortartigen Erinnerungsnotizen, Einkaufszetteln und das Ausfüllen von GEZ-Formularen. Schade eigentlich, denn früher habe ich immer gerne geschrieben, nur um des Schreibens selber willen, und das auch weitestgehend fehlerfrei ohne mich bemühen zu müssen. Jetzt habe ich mich schon bemüht, und trotzdem ist die Aktion „Handschriftliche Weihnachtskarte“ in die Hose gegangen. Na fein auch. In fünf Jahren muss ich mir dann wieder beibringen lassen, wie man überhaupt so einen urzeitlichen Stift hält.
Donnerstag, 15. Dezember 2005
Vorratsspeicherung und das Schweigen der Medien
Ein Thema, das mich gelinde gesagt krank macht: Der Beschluss der Vorratsdatenspeicherung. Ein großer, fieser, bitterböser Einschnitt in die Privatsphäre von uns allen, mit dem schönen Deckmäntelchen „Gegen den Terror“ versehen. Ich habe gerade eine Menge Polemik im Hinterstübchen, versuche aber, diese raus zu halten – dafür ist mir das Thema dann doch zu ernst und wichtig.
Da hörte ich heute noch jemanden sagen: Macht doch nichts, reg dich doch nicht auf, oder hast du was zu verbergen?
(sic!) und musste mir einmal ganz, ganz feste gegen die Stirn hauen. Sowas zeugt doch nur davon, dass sich diese Person kein Stück ernsthaft mit dem Thema und dessen Konsequenzen auseinandergesetzt hat. Auch dass „nur“ die Verbindungsdaten gespeichert werden, macht diesen Beschluss keinesfalls besser oder richtiger.
Es ist meine Privatsphäre, meine Freiheit, mein Recht, vollkommen unkontrolliert zu kommunizieren – auf welchen Wegen auch immer – das mir genommen wird. Und ich sehe es nicht gerne, wenn mir meine Rechte beschnitten werden. Es geht die EU herzlich wenig an, wen ich wann anrufe, wem ich regelmäßig E-Mails sende und wer mir wie oft kleine Textnachrichten aufs Handydisplay zaubert.
Auch wenn das niemand zeitgleich überwacht – ein Einblick in mein kleines, menschliches Netzwerk ist somit jederzeit möglich. Die vermeintliche Sicherheit, die dadurch gewährleistet werden soll, es aber nie geben wird, rechtfertigt niemals diesen massiven Eingriff in meine Privatsphäre. Es kann einfach nicht sein, dass alle EU-Bürger unter Generalverdacht gestellt werden, unter welchem Schutzmantel auch immer.
Da wundert es mich auch sehr, dass gestern kein einziger Fernsehsender die Meldung brachte. Noch nicht mal in der gedruckten Presse war es ein großer Aufhänger, und selbst hier, im Internet, sehe ich nur wenig Aufregung. Da werden uns die Rechte beschnitten – und das nicht ohne – und dann ist das noch nicht mal eine reißerische Meldung pro Sender/Publikation wert? Wenn Frau Spears wild heiratet und anschließend die Weltbevölkerung mehrt, wird ein Riesenbohei in allen Medien veranstaltet – werden Grundrechte eingeschränkt, pupst noch nicht mal die BILD laut ums Eck?
Was verstehe ich jetzt bitte gerade nicht? Fassungslosigkeit hier (und da und noch an vielen anderen Stellen).
Update 16. Dezemer 2005: Hier alle Heise-Infos gesammelt, falls sich noch jemand weitgreifender informieren möchte.
| via Nornirs Ætt via sagichdoch? |
Hinfort, Goldlocken, hinfort!
Dä. Bah.
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