Freitag, 30. September 2005
Letzter Sommergruß
Mit hängenden Mundwinkeln betrachte ich die ehemals farbenprächtige Dachterasse, alles nur noch grau, dreckig braun und sowasvon verblüht. Nur die eine Beetrose, die verdammt fleißig und wunderschön war dieses Jahr, die schickt noch einen letzten Sommergruß zwischen die kümmerlichen Blätter.

In spätestens 24 Stunden wird auch sie verblüht sein. Dann wird ein Windstoß kommen und ihre zarten Blätter davontragen, hinaus auf die Straße, hinaus in die kalte Welt. Dann heißt es auch für mich, dem Herbst endlich ins Auge, seine Schönheit zu sehen und mich mit Permagefrierhaut abzufinden.
Bis dahin: Melancholiebilder im erweiterten Eintrag.
Unsere kleine Farm (hüstel)
Ich erwähnte ja bereits meine Nachbarin mit beklopptem Hang zu Plastikgetier, jedoch soll es nicht bei der Erwähnung bleiben.
Vorab sei gesagt: hier handelt es sich nicht um eine wunderliche, liebenswerte, alte Dame, sondern um eine wasserstoffblondgeblichene Mittvierzigerin.
Als wir vor etwa einem Jahr hier einzogen, erschraken wir schon ein wenig, als wir ihr Zicklein kennenlernen durften.

Das Zicklein wurde damals noch täglich an einen anderen Platz gestellt, wahrscheinlich damit es sich nicht langweile und im Gegensatz zu seinen lebenden Formgenossen ein gutes Leben voller Vielfalt habe.
Nun, das Zicklein fristete nicht lange sein Dasein im Alleinsein. Denn schon bald bekam es Gesellschaft in Form eines prachtvoll schlecht colorierten Hirschen auf der Veranda.

Dieser allerdings erhielt nur diesen einen, festen Platz, währenddessen das Zicklein immer neue Blickwinkel genießen durfte.
Vielleicht klagte das Zicklein, es wäre immer so alleine auf dem Rasen, vielleicht nörgelte der Hirsch über die geringe Artenvielfalt in seiner Umgebung, vielleicht hat die werte Nachbarin auch ein schwerwiegendes Defizit, über welches ich keine weiteren Vermutungen aussprechen möchte, jedenfalls – oh lieber Leser, sieh selbst:

Ist es übertrieben, wenn ich sage: „Diese Frau macht mir Angst“?
Donnerstag, 29. September 2005
Verflasht
Ich bin zwar kein erklärter Feind von Flash-Websites, jedoch entzieht sich mir oft der Sinn und Zweck des Einsatzes dieser Technik. Genauer gesagt halte ich ca. 95% aller mir bekannten Flash-Präsenzen für fehlrealisiert, da die Verspieltheit, optische Dynamik und nun mal die Technik selber die Bedienbarkeit und die Zugänglichkeit (ich mag die deutschen Begriffe wesentlich lieber als die gängigen englischen Bezeichnungen) in hohem Maße einschränkt. Ich selber biete bis auf dezent animierte Dekografiken keine Flash-Applikationen mehr an, ansonsten würde ich mein gutes Gewissen verkaufen. Meist gelingt es auch ganz leicht, den Kunden für XHTML und CSS zu begeistern, was dann wiederum mich begeistert.
Ich komme gerade jetzt auf dieses Thema, weil ich gestern über die Flash-Präsenz des „MTV Europe Music Awards“ gestolpert bin. Und entsetzt die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen habe. Die Gestaltung sagt mir absolut nicht zu, aber gut, Geschmäcker sind verschieden, MTV ist schräg, darf datt auch sein, ich bin auch nicht der Zielgruppe zugehörig.
Sehen wir also einfach mal an der Gestaltung vorbei und schauen wir auf die Bedienbarkeit. Schlimm. Fürchterlich. Grausam komfortlos. Ich möchte jedem einmal empfehlen, intuitiv einen Text zu erscrollen. Und dann wieder die Zeile zu finden, in der man gerade noch las. Viel Spaß, ist absolut unnötig fummelig.
Jetzt schauen wir doch einmal, was passiert, wenn ich einem Act meine Stimme geben möchte. Oh, es erscheint ein Kreuzchen und dann ein Bildchen. Hey, habe ich jetzt abgestimmt, ist meine Stimme angekommen? Warum kann ich dann immer weiter lustig auch für die anderen Acts abstimmen? Und nochmal für den Act, dem ich bereits mein Stimmchen gab? Erschließt sich mir nicht. Weiterhin erschließt sich mir nicht, warum sich an anderer Stelle Schriftzüge als Links darbieten, die Bedienung derer jedoch keine Aktion auslöst.
Kommen wir nun zum Inhalt, zu dem wirklich Wichtigem also. Hier werden mir keine Informationen geboten, hier muss ich mühsam Bröckchen zusammenklicken und vor allem: warten. Jeder Klick löst erst eine gefühlt stundenlange Animation aus, erst dann darf ich ein klitzekleines Bröckchen unspannenden Text lesen. Fürch-ter-lich.
Ein Klick auf das Impressum führt mich zu „Credits“, keine Anbieterkennung zu finden. Dafür gibt es bei Klick auf „Terms & Conditions“ eine ellenlange „Legal Info“, in der mir die Nutzungsbedingungen der Website (soso!), Gewinnspiel-Teilnahmebedingungen und Nutzungsbedingungen der Mobilfunkdienste zum Erscrollen bereitgehalten werden.
Dann kam ich auf den nicht gerade fern liegenden Gedanken, einmal zu schauen, wann denn das Ereignis „EMA“ stattfindet. Ja-ha, da oben links, da läuft doch ständig flimmernd ein Countdown, aber das kann doch nicht alles sein, soll ich etwa anhand dessen ausrechnen, wann denn das Ereignis, um das er hier schließlich geht, überhaupt stattfindet? Ich suche und suche, klicke und warte, warte und klicke, aber finde einfach kein Datum, keine Uhrzeit.
Sollte jemand das Datum finden, verrate er mir bitte, wo. Ich kann nämlich ehrlich gesagt nicht glauben, dass gerade DAS vergessen wurde. Content ist doch schließlich King, oder?
Mittwoch, 28. September 2005
Lebenskuchensahnehäubchen
Die Zeit vergeht so schnell, dass ich sie kaum mehr fassen kann: das Hause seroposch geht heute in die achte Runde!
Wer hätte das gedacht, als wir uns früher in anderer Konstellation grundliegend unsympathisch waren; wer hätte das gedacht, als wir später das wir zwischen uns aus den Augen verloren? Wir haben uns gedreht, umgestülpt, gestreckt, sind gerannt, geschwommen, geflogen und gefallen – jeder für sich. Und trotzdem sind wir immer wieder bei uns angekommen.
Ich möchte kein Jahr, keinen Tag missen, wenn auch manche davon noch ab und zu grummelnd an der Magenwand kratzen. Ich bin dankbar für diesen Menschen, den ich schätze, der mein Herz lachen lässt, der mir Halt gibt, der mich mit meinen Launen, Ecken und Kanten aushält. Dankbar für unsere gemeinsame Vergangenheit, für den Nährboden, auf dem wir weiter wachsen können.
Genug des Schwelgens in der Vergangenheit – auf in das Heute, auf in die Zukunft! Da freu’ ich mich drauf. Und aufs Knutschen, jawoll!
Freitag, 23. September 2005
Kartonkatz’
Vorhin ein Paket für die Nachbarin mit dem bekloppten Hang zu Plastikgetier (übrigens ist es nicht bei Zicklein und Hirsch geblieben, aber dazu ein andermal) angenommen. Es war so eines, welches ein locker aufgestecktes Deckelchen hat, welches von Plastikschnürchen zum fest-drauf-sitzen verdammt wird. Legte es, praktisch denkend, direkt neben der Wohnungstür auf den Boden, auf dass ich auch darüber stolpere, würde ich die Wohnung ohne es verlassen.
An den PC gesetzt, aus den Augen, aus dem Sinn, bis ich merkwürdige Knack- und Raschellaute aus Richtung Wohnungstür vernahm. Da wusste ich, die lieben behaarten Familienmitglieder haben wohl einen neuen Spielplatz entdeckt und üben „Duck dich, ich hau dich“ ums Paket herum. So machte ich mich auf, ermahnend der irren Nachbarin Gut in Sicherheit zu bringen.
Doch als ich um die Ecke schielte, war nur das unschuldig dreinblickende Engelchen hinter dem Paket zu erblicken. Ich wollte schon gerade meinen Ohren ein, zwei Takte zu diesem unnötigen Aussetzer erzählen, als ich es wiederum rascheln hörte – und dieses Rascheln kam eindeutig aus dem Paket.
Ich fühlte leichte Panik in mir aufsteigen – da hat es der Dicke doch glatt geschafft, sich zwischen den schmalen Spalt, ums Eck, hinein ins fremde Neuwarenwunderland zu quetschen. Wie verfrachtet man einen 6-Kilo-Kater da wieder hinaus, bevor eventuell enthaltene Häkelpullis ein neues Muster verpasst bekommen?
Paket öffnen ging nicht, das hätte Erklärungsnöte ausgelöst. Wie bitte klingt „Ach, übrigens, ich musste ihr Paket öffnen, weil mein Kater ein unerfindliches Interesse an dessen Innenansicht hatte.“? Richtig, verdammt unglaubwürdig. Also fragte ich den Dicken lieb, ob er nicht von alleine herauskommen möchte. Mochte er aber nicht. Auch Futterrascheln blieb erfolglos.
Nun, schlussendlich musste er wieder heraus, wie er hineingekommen war, mit Hilfe meiner in seinem Nackenfell fest verankerten, ziehenden Hand. Darüber war er nicht erfreut, ich noch weniger. Hat aber gut funktioniert, der Deckel ist nur an den Rändern eingerissen und der Kater verzieh mir mein Gezerre keine 5 Minuten später. Was den Inhalt allerdings angeht, kann ich nur hoffen, dass nichts zerfetzt wurde.
Das Paket habe ich der Nachbarin vorhin strahlend selbstbewusst übergeben. Ich bereite mich vorsorglich auf wütendes Klingeln vor. Der Dicke hingegen verschwendet offensichtlich keinen Gedanken mehr an sein dunkles Abenteuer. Wie herrlich unbekümmert, so ein Katzenleben!

Deppert
Heute habe ich leider keinen Termin mehr frei, aber ich kann Ihnen gerne…
Dann Samstag oder Sonntag um 9:00 Uhr?
Tut mir leid, ich vergebe keine Termine am Wochenende. Montag bis Freitag bin ich gerne für Sie da.
Wie interessant. Na, wer sich’s leisten kann.
Als Einzelunternehmung ist man aus Auftraggebersicht leibeigen, das zieht sich wie ein roter Faden durch Gespräche und Planungen. Habe ich Lust, mich zu rechtfertigen, dass man a) manchmal auch ein wenig Freizeit braucht, um überhaupt funktionieren zu können und b) dass es noch lange nicht heißt, dass ich wirklich auf der faulen Haut liege, nur weil ich keine Außentermine vergebe? Nein, habe ich nicht. Da lasse ich doch lieber im Raume stehen, ich könne mir das leisten.
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