Montag, 16. Mai 2005
Dorfheim.
Heute wollten wir uns endlich der werten Nachbarschaft vorstellen, jetzt, wo wir doch nicht mehr städtisch wohnen und dank geringer Einwohnerzahl eine realistische Chance besteht reich und berühmt zu werden. Um Spucke und Laufsohle zu sparen, wählten wir für diesen Anlass das beliebte Mondorfer Strandfest, da findet man Mondorfer und Bergheimer alle schön komprimiert, bestimmt lustig (weil) angetrunken und (daher) kontaktfreudig.
Kontaktfreudig, das sind’se hier, das ist nicht zu übersehen. So viele Kinderwagen und Buggys berollen selten meinen Weg, wenn auch das Alter der Mütter das wirklich Erstaunliche daran war. Ich würde meinen Arsch (oder lieber ein bischen Hüftspeck, dann hab ich auch was davon) darauf verwetten, dass hier das Durchschnittsalter für Erstgeburten ca. 6 Jahre unter dem der bonner Mütter liegt. Und überhaupt, sind die Kinder jungen Erwachsenen hier wahnsinnig grob gestrickt; von den meisten Gesichtern kann man „Hass’n Problem, Alda?” ablesen, auf manchen prangt gar ein „Glotzmischnischansonzgebschdiraufsmaul, wah!”.
Apropos Optik. Ü-b-e-r-all diese Bauchnabellosen. Viel Bauch, aber kein Nabel, wohin man auch blickt. Hüfthosen sind schön, können sexy sein, aber die Wahl der dazu passenden T-Shirts üben wir allesamt nochmal.
Noch mehr Optikperlen: ca. 14-Jährige präsentieren stolz ihr Zungenpiercing (Kinners, allso sowatt hättet bei mir nich gegeben, niemals nimmer. Wie sieht denn das aus, so ein Knöpfchen im Munde, inmitten der Pubertätsakne?), kleine, wahnsinnig übergewichtige Jungs telefonieren geschäftig vor der Backfischbude, während sich Papa Heinz die Reefkooche-Reste aus dem dicken Schnorres pult. Mutti hätte man sicher geifernd bei dem zum bersten belagerten Bernsteinaccessoires-Stand vorfinden können.
Ich will ja niemanden zu nahe treten, aber das Wort "Inzest" schwirrte doch recht anhaltend durch meinen Kopf.
Schnell waren wir uns einig, dass die gesuchte Sorte Fans hier nicht zu finden ist, verzichteten auf dörflichen Ruhm und verlegten uns aufs Futtern. Für den Poschisten gab es Backfisch ohne Remoulade (das versteh mal einer) und für mich 3 Reibekuchen, dank eines findigen Menschen, der dazu nicht nur Apfelmus, sondern auch den guten alten Grafschafter Goldsaft feilbot. So wie ett sisch (sch!) jehööt.
Nun, alle Sinne satt – gar übersättigt – frage ich mich mal wieder, warum Stadt- und Dorfmenschen so verschieden sind. Frage mich bibbernd, ob das vielleicht ansteckend ist. Oder nur vererbbar, dann wär ich aus dem Schneider. Oder ob ich heute nur zu genau hingeschaut habe, und sie sich gar nicht so sehr von einander unterscheiden.
Jedenfalls gehe ich mal das Risiko der Mutation ein und entschließe mich, mich weiterhin wohlzufühlen, hier in klein Dorfheim, am Feldrand, wo die Grillen zirpen und kaum ein Auto rauscht.
Samstag, 14. Mai 2005
...
Freitag, 13. Mai 2005
Wendung
Man sollte den Gedanken, dass es einem im Moment ja geradezu fantastisch geht und man so leicht ist, dass man fast fliegen könnte, besser vermeiden. Denn denkt man ihn aller Vernunft zum Trotz doch, kommt das Leben in Form eines Anrufes hinterlistig um die Ecke geschlichen, um mit heftigen Schlägen Demut zu lehren.
Ganz tief unten findet man sich dann wieder, den Brustkorb mit Steinen und den Kopf mit Zwiespalt gefüllt, die Schultern mit Zukunftsangst beladen. Dann schmerzt die Zeit, das Warten in ihr quält, macht hilf- und ratlos. Alles fühlt sich wieder so unglaublich schwer an: der Raum, der Körper, das Da-sein. Machtlosigkeit errichtet einen viel zu engen Käfig um das Herz, so dass es nur noch einen Takt ganz vorsichtig schlägt. Den Takt der Sorge.
Donnerstag, 12. Mai 2005
Aufblühen
Ein lieber Dank geht heute an die Sonne, weil:
Noch duftet sie nicht. Aber wer so schön ausschaut, darf an anderer Stelle durchaus ein wenig schwächeln.
Mittwoch, 11. Mai 2005
Fremdschämen, einfach nur Fremdschämen.
Gefunden beim Handelsblatt, wie auch korfstroems Kommentar, dem ich jetzt, in völlig fassungslosem Zustand, nichts hinzuzufügen habe:
Die Symbolik ist unverkennbar. Vorher wurde das Vorhandensein von Arbeit farblich hervorgehoben. Nun ist die Arbeit verschwunden und nur noch der volkswirtschaftliche Hintergrund sichtbar. Wir dürfen über die neue Überarbeitung des Logos in zwei Jahren gespannt sein. Wird der Hintergrund leicht eingetrübt oder nur noch schraffiert dargestellt?
Delight
Lecker, lecker, lecker. Unverschämt lecker. Der Poschist und ich vertilgten gestern Abend schamlos die komplette Packung. Ratzfatz, so schnell hätte man gar nicht zusehen können. Absolute Kaufempfehlung für alle, die es widerlich süß, herrlich klebrig und trotzdem luftig mögen. Aber nichts für vehement Figurbewusste, die sich von dem Namen „Delight” gelockt fühlen. Die kleinen Scheißerchen haben es nämlich in sich:
In so einem 160g-Bundle befinden sich 4 kleinere Packungen à 40 Gramm, in denen sich wiederum 2 wohlgeformte 20-Gramm-Röllchen befinden, die wiederum ganz hervorragend in eine Mundhöle passen. Also wer – im Gegensatz zu mir – die Fähigkeit besitzt, nicht gleich alles auf einmal aufzufressen, wird nicht direkt aufgehen wie ein Schokokuss in der Mikrowelle.
(Durchlebe ich gerade ein Revival der orale Phase mit Bezug auf fetthaltige Lebensmittel? Mir schwant ’s fast so.)
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