Dienstag, 31. Mai 2005
Strapazen, hausgemacht
Alle Schadensbegrenzung hat nicht geholfen, die Hormone des Engelchens haben sich durchgesetzt, sie wird wieder rollig. Hach.
Die Tierärztin rät, diesmal nicht nachzuregeln, sie vollständig rollig werden zu lassen und erst danach wieder mit der Pille einzusetzen. Jetzt liegen mindestens 7 Tage (und Nächte, oh weh…) Terrorgeschrei und entnervendes Gegurre in schönster Siamesen-Manier vor uns.
Jede Katzenmahlzeit wird aus gutem Zureden und bröckchenweiser Handfütterung bestehen. Gen Ende wird dieses zarte, durch und durch freundliche Wesen zu einem missmutigen Kotzbrocken mutieren; alle Unmut der Welt wird sich in dem kleinen Gesicht und in der deutlichen Stimme widerspiegeln.
Ich werde wahnsinnig. Ganz bestimmt.
Montag, 30. Mai 2005
Weises Strahlen
Auf dem Weg zwischen Parkhaus und Büro, ich schreite wie immer festen, schnellen Schrittes auf die Drehtür zu, da wird mein Weg von einem alten Mann mit herrlich weißem Haar und wuscheligen Augenbrauen gekreuzt.
Kindchen, Kindchen, doch nicht so schnell, wer wird es denn so eilig haben? So entgeht Ihnen ja das halbe Leben!
strahlt er mich an. Ich strahle zurück, nicke ihm ein wenig verdutzt zu und verlangsame wie auf Befehl den Schritt. Recht hat er, denke ich. Habe ich doch weder gehört, dass die Vögel die fabelhaft frische Luft besingen, noch wahrgenommen, wie gut der noch vom Regen feuchte Boden riecht.
Vielen hätte ich das „Kindchen” sicher übel genommen. Weise Männer mit weißem Haar und strahlenden Augen aber, die dürfen sowas.
Sonntag, 29. Mai 2005
Zutaten für einen schönen Tag
- Um 9:30 Uhr das erste Mal erfrischt aufwachen, feststellen dass ein freier Tag vor einem liegt & dass Lieblingsmensch und fellige Familienmitglieder selig beisammen schlummern. Daraufhin zufrieden das Handtuch* noch einmal bis zum Hals ziehen und wieder einschlafen.
- Um 11:15 Uhr das zweite Mal energiegeladen aufwachen, der Sonne freudig hallo sagen und den Tag gemeinsam beginnen
- Gute Nachrichten erhalten und sich wesentlich unbeschwerter fühlen.
In der Kühle der Küche massenhaft Obst zerkleinern. Verdammt lecker und gesund flüssige Erdbeeren in der Sonne frühstücken. Das Rezept hierzu gibt’s im Gedankenmosaik, das Hause seroposch dankt!
- Wissen, dass der Tag nichts anderes als Freizeit, Sonne, Liegestuhl und Entspannung bringen wird. Sonnenschutzlotion auftragen.
- In der Sonne liegen. In der Sonne liegen. In der Sonne liegen. Dabei an nichts denken, ausser an die Sonne. Dabei den Duft von Rosen in der Nase haben.
- Eintrudelnde Kundenmails während Sonnenpausen ungelesen in den Ordner „später erledigen” verschieben, den winselnden Wäschekorb lächelnd ignorieren.
Auch verdammt lecker und gesund zu (Spätnach-)Mittag essen, den Fellchen etwas vom Thunfisch übrig lassen und meinen, Strahlen in deren Augen zu entdecken.
- Zwischen den nur zu 1% geöffneten Augenlidern dem Poschisten beim Lesen und Atmen zuschauen.
- Die Sonne anbeten und langsam Hautirritationen bemerken. Nochmal nachcremen, wissend, dass das nur seelische Kosmetik ist und über sich selber schmunzeln. Wieder in die Sonne legen.
- Fühlen, dass die Abendstunden ein bischen kühle Luft bringen werden und den Sonnenplatz zufrieden verlassen.
- Die wundervolle Sonne über 10 Mal in einen Blogeintrag einfließen lassen.
- Da er es mehr als reichlich verdient hat, den Tag noch vor dem Abend loben.
* Ein Handtuch ist bei diesen Temeraturen das beste Bettlaken. Schön kühl, saugt entstehende Feuchtigkeit sofort auf, fühlt sich toll auf der Haut an und wickelt sich nicht so schnell um Beine. Ausserdem vorteilhaft, sollte man des Nächtens einmal von einem Raumschiff mitgenommen werden.
Samstag, 28. Mai 2005
Zu nah
Manchmal tut es fast körperlich weh, einen Beitrag im Reader als gelesen zu markieren. Wenn das Gelesene so berührt, dass man mitleidet, mitweint, mittrauert. Wenn das Gelesene Parallelen zur eigenen Situation aufweist und die eigene Angst weiter schürt. Wenn man die Person, die diesen Text geschrieben hat, gerne an die Hand nehmen möchte, um vielleicht ein bischen Halt zu geben, zumindest aber Mitgefühl auszudrücken, weil Worte in solchen Situationen nie das vermitteln können, was man sagen möchte. Wenn man mit Jemanden über das Gelesene reden muss, um nicht mit dem Schmerz Anderer, eigentlich völlig fremder Menschen, alleine zu sein.
In den letzten Tagen hat es einige dieser Beiträge gegeben; sie gehen mir zu nah, gehen nicht mehr aus dem Kopf. So etwas Leichtes wie ein Mausklick auf einen Eintrag, oder das Schließen eines Tabs, ist dann fast nicht mehr zu bewältigen. Es kommt einem Abhaken des Erlebten dieser Menschen gleich, fühlt sich nach unangebrachter Tagesordnung an. Zu der ich jetzt aber wieder zurück gehe, zurückgehen muss, um meine eigene Kraft zusammenzuhalten.
Die eigene Art verachten (2)
Über den Verlust weiterer, riesiger Flächen Regenwaldes schreibt Johnny.
Ich schließe mich Ben in den Kommentaren mit fest geballter Faust und Wuttränen in den Augen an. Der Regenwald ist ja nicht nur einfach „die Lunge der Erde”, sondern auch Heimat für unglaublich viele (und seltene) Arten, ob Flora, ob Fauna. So vieles ist bereits unwiederbringlich verloren, das abholzenmorden geht immer weiter… Und wir streiten uns hier ellenlang über Softwarepatente (Wichtiges Thema, keine Frage, aber vergleichsweise lapidar).
Schlimmes Foto auch dort. So wird das noch viel greifbarer, was der Mensch der Brust, welche ihn nährt, antut. Eigentlich möchte ich das doch gar nicht greifen können; der Drang, schnell wegzusehen, ist groß.
Johnny hat aber auch indirekt eine Erklärung, warum mir mein letzter Eintrag über Misshandlungen an Hunden „im Kleinen”, irgendwie schwer im Magen lag – das Thema ist einfach nicht hip. Na, die unhippen Themen waren mir schon immer die Wichtigsten :)
Freitag, 27. Mai 2005
Die eigene Art verachten
Nun, wo die Tage länger sind und die Temperaturen süchtig nach Weltbegehung unter freiem Himmel machen, fällt mir wieder aufs Neue auf, wer auf den Straßen, Gärten, Supermarktparkplätzen und Parkanlagen die wirklich armen Schweine sind: Hunde.
Ein Terrier wird unter brutalem Reißen am Hals hinterher geschleift, so schnell könnten die kleinen Beinchen gar nicht trappeln, hätten sie überhaupt eine Chance, den Boden zu berühren. Ein Maulkorbpflichtiger muss die temperaturregulierendes Hecheln unterbindende Nylonversion eines Maulkorbes ertragen. Hunde müssen überall mit hin, warten angebunden oder im verschlossenen Auto in der prallen Sonne vor dem Supermarkt, werden bei Veranstaltungen in Menschenmassen gezwungen und bei Open-Air-Konzerten in die erste Reihe vor die Boxen genötigt.
Ob die Halter dies nun aus Unwissenheit, Unachtsamkeit oder falschem Verständnis von Nähe zum Tier tun, ist eigentlich unerheblich. Sadistisch ist es so oder so. Denn wer Augen im Kopf und ein Herz in der Brust hat, sieht, dass die Tiere darunter leiden.
Mein Herz zieht sich jedenfalls angesichts solcher Tierhalter schmerzhaft zusammen. Ich tröste mich dann immer mit Phantasie, vergelte dort reuelos Gleiches mit Gleichem. Sehe den Menschen mit einer auf Zug reagierenden Stachelhalskette bestückt, die Leine von meiner Hand gehalten. Ich schleife den Menschen hinter mir her, bis seine Knie bluten und er nur noch Sternchen sieht. Reiße ihn mit einem heftigen Ruck herum, so dass ihm ein Nackenwirbel rausspringt, zerre ihn fröhlich durch Scherben und unter Füße. Natürlich würdige ich ihn dabei keines Blickes. Knebel und binde ihn in der prallen Sonne an; wenn er sich dann wehrt, schlage ich mit der Leine zu. Heissa, was für ein ein Spaß…
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