Heute also soll die Welt untergehen, das erfuhr ich zumindest gestern drüben bei Twitter, zuckte mit den Schultern, dachte irgendwas von „Jaja, Netzmenschen, alle durch bis zum Gehtnichtmehr“ und machte weiter mit dem, was andere vielleicht Leben nennen, bei mir aber derzeit unter „Ähja, bitte?“ gefiled wird. Heute morgen dann faselte der neue Nachrichtenmann des Unterschichtentagesbeginnfernsehns etwas von Cern, Teilchen und schwarzen Löchern, und *zackwuuusch* erinnerte ich mich an die humoristisch geprägten Weltunterganstweets, was mir in der Kombination nicht nur ein breites Grinsen machte, sondern auch die 5% in mir weckte.
Diese 5% sind eine kleine, bissige Biotante, die ganz hinten in meinen Hirnwindungen wohnt und ein verdammt lautes Organ hat. Und so brüllte sie mir unentwegt ins Ohr, dass es doch nicht richtig sei, was der Mensch dort mache. Dass das mit der Kernspaltung ja auch schließlich so eine Sache gewesen sei, bei der wir zumindest hin und wieder sehen, was wir von ihr haben, und dann weinen wir über missgebildete Kinder und tunken unsere Taschentücher in Tränen des Entsetzens, während wir unsere fortschrittlichen Gesichter von den atomstrombetriebenen Monitoren abwenden, weil es an Stellen schmerzt, die wir lieber taub wissen.
Diese 5% haben die tiefe Gewissheit, dass es falsch ist, mit kleinen Teilchen zu experimentieren und unter Zuhilfenahme ihres Verhaltens ihr Verhalten zu erforschen, sie hassen den Fortschritt und das reine Beharren auf physikalischer Logik nach heutigem Wissenstand. Natürlich verstehen sie die komplexen Vorgänge nicht und haben keine Grundlage für ihr Urteil – schließlich sind sie nicht hochintelligenter Physiker, sondern bissige Biotante mit Stammtischmentalität; aber dafür haben sie einen Blick für die Fähigkeit des Menschen, sich in Punkto „Alles unter Kontrolle“ gründlich zu überschätzen, und ein Gefühl für den geringen Willen, mit den Konsequenzen zu leben, mit denen sie heute noch nicht rechnen.
Und während ich heute Morgen reichlich frotzelte und vergnügt ein „Es gibt kein Aussen mehr, kein Drinnen und Draußen mehr!“nach dem Anderen intonierte, bohrten und zeterten die 5% so lange, bis ich meinen Poschisten auf der Arbeit anrief, um ihm noch einmal zu sagen, wie groß sein Platz in meinem Herzen ist. Für den Fall der Fälle, versteht sich, und von den übrigen 95% in fröhlichster Scherzform präsentiert, hihi.
Aber den 5% in mir, denen war es bitterernst.