Hätte ich jetzt Zeit und genug Saft in den Knochen, stünde jetzt und hier ein langer Blogeintrag, der mit der kurzfristigen Absage eines Malers zum lang geplanten und gründlich vorbereiteten Renovierungswochenende begänne, die Etappen Tapetenabriss, Tapeziervorgang an sich, Erstanstrich und ungeplanten Zweitanstrich elegant nähme und sich ausgiebig über laute Flüche gegen Dachschrägen an sich, bis zur Bewegungsunfähigkeit geschwollene Gelenke und der räumlichen Unmöglichkeit, einer Spülmaschine ihren sauberen Inhalt zu entreißen erstrecken würde. Da ich aber weder über Zeit, noch Knochensaft verfüge, muss die kurze Schilderung einer Begebenheit, die sich vor unserer Zeit in dieser Wohnung und wohl ausschließlich in meinem freitagabendlichen Gedankengut ereignete, für heute ausreichen, und die ging so:
Ein Priester. Ein Traualtar. Der in Schmutzigweiß gekleidete Malgrund hält seine Liebste, die Vliestapete (sie trägt Terracotta), sanft an der Hand. Priester: Nun haben wir uns heute hier versammelt, dieses Paar in den Bund der Ehe zu führen. Lieber Malgrund, willst du, die Vliestapete, auf ewig ehren und lieben, bis dass der Tod euch scheidet? So antworte mit "Ja".
Der Malgrund blickte tief in die Struktur seiner Angebeteten, fühlte seine Poren pochen und sagte mit fester Stimme: Ja, ich will.
Die Vliestapete wurde ganz weich bei seinem Anblick, und wellte sich für den kurzen Moment, den der Priester brauchte, um fortzufahren. Willst du, liebe Vliestapete, deinen Malgrund lieben und nicht mehr von ihm lassen, bis dass der Tod euch scheidet? So antworte auch du mit "Ja".
Gehalten von 2 starken Armen zitterte die Vliestapete kurz, antwortete so zart wie deutlich: Ja, ich will!
, um sich sofort liebevoll an ihren Angebeteten zu schmiegen. Der Priester nickte zufrieden, sprach: Somit erkläre ich euch zu Mann und Frau.
und schloss somit einen weiteren Bund für eine begrenzte Ewigkeit.
Ja, so muss das gewesen sein. Blöderweise war ich nicht anwesend, als die alles entscheidende Frage gestellt wurde, ob jemand Einwände hätte, aber man kann ja nicht alles haben im Leben. Ich find ja, Pizza auf Tellern, auf denen noch raum- und kraftbedingt der Ketchuprest vom Fühstücksrührei weilt, hat ja schließlich auch nicht jeder.
Apropos haben: Ich habe jetzt ein Büro in hübsch, weiß und daher groß. Unterm Strich macht das gerade so viel Little Glück, dass mir nicht mehr alles überall wehtut. Und das find ich prima.