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Samstag, 15. Dezember 2007

Aspekte eines Konsumkind-Daseins (mit Öko-Einfluss!)

Als ich strammen Schrittes dem Supermarkteingang entgegenschritt, bewegte sich etwas – ich konnte es im Augenwinkel gerade noch wahrnehmen – leise, fast traurig. Ich verlangsamte meinen Schritt und wandte den Kopf hin, in die Richtung, aus der mich die Bewegung lockte, und es fröstelte mich. Dort standen sie, in einer Ecke dicht aneinander gedrängt, zitternd im kalten Wind. Sie waren alle noch recht klein, auf den ersten Blick auch kräftig und gesund, gut gewachsen, dort hinter dem Absperrgitter. Es waren etliche, und als ich meine Hand so, dass es fast unwirklich erschien, über das Schild gleiten ließ auf dem „gefällt“ und „ab 14.99 €“ geschrieben stand, erfasste mich eine tiefe Traurer um all die kleinen Tannen, die jedes Jahr ihr Leben lassen müssen, um unsere Räume mit ein wenig uriger Gemütlichkeit auszustatten – um nur kurze Zeit später ohne Nadelkleid auf nacktem Asphalt auf ihren Abtransport zu warten. Das Zittern ihrer Zweige machte sie ängstlichen Tieren in der Kälte ähnlich; es wirkte fast auf mich, als würden sie in den Zweigen des Nächststehenden Schutz suchen, vor allem, was sie wohl erwarten mochte. Irgendetwas in mir verspürte den Wunsch, ihnen Mut zu machen, ihnen nur für einen Moment die Angst zu nehmen …

… Ein rappelnder, von der Stimme einer verärgerten Mutter begleiteter Einkaufswagen riss mich aus meinen Gedanken, und so straffte ich meine Schultern. Setzte meinen Weg fort, in den Supermarkt hinein, zum Brotregal. Wir wollten schließlich den guten, anonym in Folie veschweißten Wildlachs nicht von der puren Hand essen.

aufgefallen um 18:02 | 3 Kommentare | 0 Trackbacks
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Kommentare
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Wie haben unsere Tannen immer beim Tannenbaumhändler (nennt man das so) mit Wurzel ausgebudelt und nach Weihnachten wieder im Garten eingebudelt! Langsam wirds aber recht eng im Garten!
Schon lustig wenn man nach Jahren noch seinen Weihnachtsbaum im Garten stehen sieht ;)
Ich glaube es stehen sogar noch alle. Nur einer ist mal komplett umgefallen im Sturm aber wieder in schwerer Arbeit aufgerichtet wurden (verdammt schwer war das ding schon). Steht immer noch zwar mit einer Stütze aber er lebt noch :D
#1 kuchen am 16.12.2007 21:39
Ja, sowas ist fein, irgendwann wird dann ein eigener Wald draus ;)

(Ich habs ja mit Bäumen, die rühren immer mein Herz, die struppigen Gesellen.)
#2 serotonic (Link) am 18.12.2007 11:18
liebe sero, ich kenn das. fühl mich auch immer hin und hergerissen. dieses jahr hatte ich mich dagegen entschieden. also gegen einen baum. vielleicht finde ich ja mal einen kunststoffbaum, der so echt und toll aussieht, dass er mich bis zu meinem ableben jedes weihnachten begleiten wird.
#3 schoko-bella (Link) am 02.01.2008 22:38