Montag, 13. Februar 2006
Shit and Bananas
So. Heute möchte ich auch einmal Arschloch sein. Ja, so ein richtig fieses Lästermaul, ich will mit dem Finger zeigen, ich möchte anprangern und vollkommen unreflektiert und in Schubladen denkend hinausposaunen, dass mir eine gewisse Person so dermaßen auf den nicht vorhandenen Sack geht, dass ich mit meinem innerlich kochenden Wutsüppchen ganze Bundeswehrkantinen versorgen könnte.
Glücklicherweise ist dieser Mensch, der da seit längerem eines meiner Lebensteile auf besonders hässliche Weise ziert, so dermaßen vielfältig talentiert, dass ich mich in die behagliche Lage versetzt fühle, direkt mehrere Schubladen mit ihm anreichern zu können.
Fangen wir also direkt an mit Schublade 1, dem Fachidioten:
Fachidioten – die Gattung Mensch, die betont professionell ahnungslos ist. Mein liebstes Exemplar gibt sich wirklich alle Mühe, in jeglicher Situation, die auch nur ansatzweise fachliche Kompetenz benötigt, auf ganzer Linie zu versagen und dabei den Eindruck zu erwecken, seinem Munde entweiche pures Gold. Obwohl er offensichtlich keinesfalls in der Lage ist, sich Grundlagen simpelster Sorte anzueignen, mimt er den verantwortungsbewussten Arbeitskontrolleur und legt vehement nichtige Feinheiten dar. Diese Person gehört nicht nur zur Gattung Fachidiot, nein, sie ist geradezu ein Vorbild für solche, die es noch werden wollen.
Fahren wir fort mit Schublade 2, dem Stimmungsbezwinger:
Jeder kennt folgende Situation: Eine Gruppe lose zusammengewürfelter Personen sitzt gemeinsam am Essenstisch. Die Stimmung ist von Frohsinn geprägt, Wortbälle fliegen, werden aufgefangen, ausgebaut, weitergeworfen und zum Platzen gebracht, gefolgt von herzlichen Lachern. Dabei entwickelt das Lachen eine gemeinsame Dynamik – es wird synchron losgeprustet und lauthals gelacht – bis das Lachen langsam wieder abebbt. Um im nächsten Moment durch einen trocken vorgetragenen Satz wieder nach oben zu schnellen und noch ein Quintchen lauter zu werden.
Und nun kommt unser Stimmungsbezwinger ins Spiel: er hat das fast bemitleidenswerte Talent, durch einen sinnbefreiten, im Abebben des Lachens hervorgebrachten Satz, alles Lachen ersterben zu lassen und betretene Blicke auf Tellerinhalte zu schweißen.
Mein persönlicher Stimmungsbezwinger wäre aber kein Stimmungsbezwinger, wenn er nach der Erkenntnis, daneben gegriffen zu haben, nicht noch einen erklärenden Satz anhängen und somit um das Lachen Aller buhlen würde. Denn er kann es nicht ertragen, dass sein vierhunderfünfunddrölfzigster Versuch, einen Lacher zu ernten, vor die Wand fuhr und sein ballonartig waberndes Ego einen Stich erleidet. Sagte ich schon fast bemitleidenswert?
Und schließen wir voller Gnade mit Schublade 3, dem Ethikignoranten:
Man stelle sich veranschaulichend ein Gespräch über bewusstes Fleisch-Essen vor. Kern der Diskussion ist, dass man nicht vergessen sollte, dass die leckere Wurst, die man da gerade gierig in sich hineinschaufelt, ursprünglich ein Tier war. Ein atmendes Wesen mit Blutkreislauf, mit Organen, mit Bedürfnissen hinsichtlich Nahrung, Unterkunft – und Gefühlen, wenn man einmal ehrlich und hart zu sich selber ist. Dass man bei aller geizgeilheit auch einmal im Hinterkopf haben sollte, dass so ein Lebewesen Geld kostet: Aufzucht, Haltung, Ernährung, Pflege, Medizin und ja – Tötung, Teilung und Transport kostet auch. Dass Fleisch also kein Billigprodukt sein kann und auch nicht sein darf. Kein einfaches Thema; ein Thema, dass die Massen spaltet – aber auf keinen Fall ein Thema, zu dem man unreflektierten Müll absondern sollte, wenn man nur einen Funken Gefühl in seiner Brust beherbergt. Aber mein persönlicher Ethikignorant, der gibt voller Überzeugungsinbrunst solch herabwürdigende Äußerungen wie Ja, das find ich auch, bei Kühen, Schweinen und so, die sind süß. Aber Puten? Das sind ekelhafte Mistviecher, die können von mir aus gerne verrecken.
kund. Disqualifiziert sich ein weiteres Mal heftigst und lässt meine Ohren bluten.
Ich muss wohl nicht erwähnen, dass diese Schubladen nur kleine Ausschnitte des 3-Meter-Kleiderschrankes sind, den ich mit dieser Person befüllen könnte. Ich muss wohl auch nicht erwähnen, dass mein Puls des öfteren nur ob der Anwesenheit dieser Person ins Rasen gerät. Und ich muss wohl nicht noch einmal explizit erwähnen, dass es vollkommen irrelevant ist, wie ich es drehe und wende:
Alles, was bei dieser Person rum- und rauskommt, ist Scheiße.
Und Bananen.
Wenn ich auch verdammt schwer zu diesem Punkt zu bringen bin, als ewig Harmoniesüchtige, die ich nun mal bin.
Aber diese Person hat es über all die Zeit geschafft, dass ich wirklich kein gutes Haar mehr an ihr sehen kann. Ich ärgere mich gar über das Mitleid, das ich mit ihr habe, wenn diese Person mal wieder vor die Wand läuft.
> Also dran bleiben und "mitleiden"
Prinzipiell haben Sie da recht, lieber Ex-Cheffe, so verfuhr ich in der Vergangenheit und werde auch weiterhin so verfahren. Was den Unmut aber nur verschlimmbessert, denn trotz der Bemühungen verstärken sich Schubladenränder nur. Daher befindet sich die Entladung des Unmutes auch „an dieser Stelle“. ;)