Montag, 13. Juni 2005
Hair
Haare faszinieren mich. Das fiel mir vorhin besonders auf, als ich Natalie Portman haarlos über den Bildschirm huschen sah. Das Fehlen der Haare richtet so einiges mit ihr an, macht sie kindlicher und härter zugleich. Obwohl ich zuerst schockiert dreinblickte – ich muss sagen, sie ist eine der wenigen Frauen, bei denen die 6 Millimeter fast kleidsam wirken, sie unterstreichen, nicht entstellen.
Ich hätte nie den Mut, das überhaupt auszuprobieren. Seit Jahren trage ich meine Haare lang, blond(er blondiert), mit einem kleinen Pony.
Einmal war ich das ständige Gepflege leid und ließ sie mir auf Schulterlänge kürzen. Das Dumme an der Sache war, dass ich dies dem Poschisten vorenthielt. Als ich dann, kurzbehaart für meine Verhältnisse, freudestrahlend die Tür öffnete, bekam ich die Quittung. Ein tottrauriges Gesicht, viele „Warum nur?”s, viele „die schönen Haare…” fast mantra-artig hingebetet. Es war mir schwer begreiflich, dass meine langen Haare ihm so viel bedeuteten. Lange strich er durch sie und das fehlende Stück, bis ich Phantomschmerz fühlte.
Hair, hair, hair, hair, hair, hair, hair
Flow it, show it
Long as God can grow it
Kurz ist für mich seitdem nicht mehr diskutabel, doch liebe ich die Vorstellung, mir eines Tages die Haare tiefblau färben und breite schwarze Strähnen einarbeiten zu lassen. Blau-schwarz! Auch hierfür fehlt mir der Mut, würde ein Misslingen des Färbvorgangs doch katastrophalen Kahlschlag zur Folge haben.
Bei Männern allerdings, da ist Kahlschlag oft Pflicht, Stichwort Geheimratsecken. Jeder, der sie hat, sollte sie zeigen, nicht verstecken. Erst das Verstecken macht Geheimratsecken hässlich, wirkt wie ein leuchtendes Neonschild. Der Poschist hat auch lange an seinen Haaren festgehalten, sich aber dann doch zuerst zu 12mm, später dann zu 3mm durchgerungen. Hat damit zwar Haar verloren, aber an Optik gewonnen. Und 3mm über den ganzen Kopf finde ich generell auch sehr lecker.
Richtig langes oder halblanges Haar bei Männern kann ich überhaupt nicht leiden, selbst schön gepflegtes nicht. Entweder es wirkt aalglatt-geleckt, ewig jung geblieben oder schlichtweg zu weiblich auf mich.
An Frauen hingegen bewundere ich lange Haare. Nie werde ich vergessen, wie ich einst am Dubaier Flughafen neben einer jungen Inderin saß und mich an ihrem herrlichen, schwarzen Haar satt sah. Wie es über ihren Rücken wallte, so sanft und schillernd, wie Seide, nur wesentlich dicker. Wie es jede Bewegung ihres Körpers nachformte, ihr Gesicht umschmeichelte. Wunderschön sah sie aus, sie in ihrem Haar. Ob ihr das bewusst war?
Gimme head with hair
Long beautiful hair
Shining, gleaming,
Streaming, flaxen, waxen
Give me down to there hair
Shoulder length or longer
Here baby, there mama
Everywhere daddy daddy
Einen wesentlichen Abstrich in meiner Liebe zu Haaren muss ich aber machen – Körperbehaarung. Geht für mich gar nicht. Frauen, die sich die Achseln nicht rasieren, sind mir immer ein wenig suspekt. Ich kann es nicht nachvollziehen, wie man mit so einem Büschel zufrieden leben kann. Als ich damals das erste Haar entdeckte, schlug sofort der Rasierer zu. Bis heute weiß ich nicht, wie sich das so anfühlt, wenn der Schweiß zwischen… stopp hier, es schüttelt mich. Bei Männern finde ich eigentlich sauber gestutzte Achselhaare ganz ok, Kahlschlag ist mir aber noch um einiges lieber.
Eine rasierte Brust muss sein, wenn sie sonst eher einem Teppich ähnelte. Teddybären fand ich als Kind niedlich und kuschelig. Hierbei ist mir die Rasur rund um die Brustwarzen besonders wichtig. Wann verstehen Männer endlich einmal, dass Brustwarzen keine Wimpern brauchen? Der Rest der Brust ordentlich rasiert, aber die bleiben stehen. Versteh-ich-nich.
Gehen wir noch ein Stück tiefer, zur Schambehaarung. Geht für mich auch absolut nicht im Naturzustand. Zumindest gekürzt müssen sie sein. Aber am liebsten ganz ab. Bei Frau und Mann. Wer beißt schon gerne in drahtiges Fell, wer pult sich schon gerne Stücke davon aus den Zahnlücken? Bei der Dame finde ich einen sauberen Strich noch sehr nett, doch sollte der Rest schon kahl sein. Auch zwischen den Hinterbacken, liebe Herren, ist die Abwesenheit von Haaren eine ganz feine Sache, das sollte man nicht vergessen.
Let it fly in the breeze
And get caught in the trees
Give a home to the fleas in my hair
A home for fleas
A hive for bees
A nest for birds
There ain't no words
For the beauty, the splendor, the wonder
Of my Hair
[Quelle Zitate: Hair, Musical Hair]