Die nächsten Monate werden hart, eine Menge Arbeit kommt auf mich zu. Stolz bin ich über die ansehnlichen Aufträge, die ich reinholen konnte. Nur fürchte ich, dass mein Privatleben mehr darunter leiden wird, als ich aushalten kann.
Jetzt sitze ich wieder hier, voller Selbstzweifel, bis oben hin angefüllt mit dem Wunsch, einen regulären Job zu haben, powern Montag bis Freitag, 9 till 5. Anschließend nur ich, mit meinen Liebsten und Lieben. Die Verantwortung ein gutes Stück abgeben, ja das wär fein, das würde mir gut tun.
Kaum ein freier Tag vergeht, an dem ich mir nicht meinen Firmenkopf zerbreche, kaum ruhige Momente, in denen kein technisches Problem angeflogen kommt und sich hinter meinen Augen niederlässt. Oder das schlechte Gewissen, weil ich die freie Zeit dazu nutzen könnte, meine Firmenpräsenz zu erstellen. Es ist recht armselig für einen freien Mediengestalter, fleißig Corporate Designs und Zubehör zu verkaufen, aber kein Eigenes sichtbar vorweisen zu können. Da schäme ich mich gewaltig für. Dabei ist das alles in meinem Kopf, fertig seit vielen Monaten.
Gut, Mundpropaganda und meine anscheinend sehr ausgeprägte Überzeugungskraft überbrücken dieses Problem für mich; die Lösung selber würde jedoch in weiterer Freizeitbeschneidung liegen. Indiskutabel, ich funktioniere doch jetzt schon wesentlich schlechter, als ich müsste wollte. (Funktionieren wollen, das ist abartig. Und mein Geheule über mich widert mich auch langsam aber sicher an.)
Ich verstehe mich selber nicht mehr, habe mich aus den Augen verloren. Ich will alle Vorzüge der freien Entscheidung als Selbstständige, wie, wann und in welcher Form ich meine Arbeit mache. Nur habe ich nicht die Kraft, die dazu nötig wäre. Ich bin zerbrechlicher, müder, als ich mir je zutraute und sehne mich zurück in den Schoß einer Festanstellung, sehne mich nach Kontinuität, nach einem Team. Nach Gedankenaustausch, kreativer gemeinsamer Problemlösung, nach gemeinsamem Schaffen.
Doch ich kann nicht zurück, ich habe mir da etwas zu beweisen. Ich will keine von denen sein, die es nicht geschafft haben, mindestens 3 Selbstständigkeitsjahre erfolgreich zu vollenden, obwohl der Markt es möglich gemacht hätte. Ich will nichts Angefangenes angefangen lassen. Will nicht alle Planung, alles Herzblut und jeden gestörten Freizeitmoment umsonst gelebt wissen. Mein Ego, das verlangt mir viel ab, macht mir schwer zu schaffen. Oh ja.