Von den Lehrern, die mich im Laufe der Zeit ertragen mussten, ist mir einer auf besondere Art im Gedächtnis geblieben. Ein Chemielehrer, der für ein rebellisches Mädel in der Mittelstufe die richtige Art von Witzen erzählte, immer flache Sprüche klopfte und meinen Wortschatz nachhaltig prägte.
Einmal stellte er pantomimisch ein Dach über seinem Kopf dar, anschließend imitierte er Flügelschlagen. Die Lösung Bin spitz, will vögeln!
gab er breit grinsend und durch passende Bewegung unterstrichen bekannt.
Ein anderes Mal verhörte er den Mitschüler C., der seinen Satz mit …oder dieses Dingsbums da
beendete. Mit frechem Grinsen fragte er den 15-Jährigen: Was ist das Ding, mit dem du da bumst?
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Dank dem kleinen Notizbüchlein zur Dokumentation von Auffälligkeiten, welches ich als Pubertierende immer bei mir führte, könnte ich noch einige seiner Kalauer zum Besten geben. Was aber meine Schwelle des Verträglichen stark überschreiten würde. Vielmehr möchte ich von seinen Eingriff in meinen heutigen Wortschatz berichten:
Ihm habe ich aufgrund eines oft verwendeten Wortspielchens zu verdanken, dass ich „Spratzflische” statt „Spritzflasche” sage. Da ich so eine Gerät ständig im Gebrauch habe, um z.B. Nahrung vor den Miezen zu schützen, verwende ich „Reich mir bitte mal die Spratzflische” (mit langem a) fast täglich.
Bewusst habe ich mich nie dazu entschieden; einfach so, zackwuuusch, war der korrekte Begriff weggebrannt, geradezu überschieben. Und Spratzflische, das gefällt mir in phonetischer Hinsicht sowieso ein klein wenig besser als das Original.
Gelernt habe ich übrigens in chemischer Hinsicht nichts bei ihm, was aber primär an meiner generellen Einstellung zur Schule lag. Der Mann war als Lehrer ein Ass, konnte andere Schüler fachlich in seinen Bann ziehen und war – vielleicht aufgrund seiner laxen Wortwahl – jahrelang Vertrauenslehrer.